Album: Exist & Samplix – «Eines Tages»
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December
2018

Album: Exist & Samplix – «Eines Tages»

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2018

Album: Exist & Samplix – «Eines Tages»

Album: Exist & Samplix – «Eines Tages»
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Obwohl Exist bereits seit einigen Jahren aktiv in der Szene ist, kam sein erstes Album erst dieses Jahr raus. «Eines Tages» ist eine Platte mit dopen Kopfnicker-Beats und viel Inhalt und stellt deswegen ein Gegenpol zum heutigen Autotune- und Trap-Trend dar. Wir haben mit dem Luzerner MC über sein Konzeptalbum «Eines Tages», seinen Werdegang und die aktuellen Rap-Trends gesprochen.

Seit dem 16. November ist das Kollaboalbum von Rapper Exist und Produzent Samplix erhältlich. «Eines Tages» ist ein komplettes Konzeptalbum mit einem durchgehenden roten Faden: es erzählt die Lebensgeschichte von Exist von seiner Geburt bis heute auf knackigen Boombap-Beats. Produziert wurde die komplette Platte von Samplix, welcher auf Albumlänge ein homogenes Soundbild mit einem hauptsächlich positiven Grundvibe herstellen konnte. Auch die Liste der Featuregäste lässt sich sehen: der Luzerner wird auf «Eines Tages» von Serena Schindler (The Episonne), Little Miss Sunshine, Tough TFM, Visu, LCone, Roger Schaffner (The Episonne), Shape und Eveline unterstützt. Wir haben mit Exist über das Konzept, welches hinter dem Album steckt, die «Single-Kultur» und Trap gesprochen.Der Titelsong «Eines Tages» wurde bereits vor fünf Jahren veröffentlicht. Wieso hat es so lange gedauert, bis das Album gekommen ist?«Eines Tages» hat den Grundstein für das Album-Konzept gelegt. Der Clip wurde in erster Linie bereits damals veröffentlicht, weil er meine Masterabschlussarbeit war. Ein Album-Release war zu dieser Zeit zwar geplant, jedoch noch nicht terminiert. Natürlich hätte das Album früher erscheinen sollen. Jedoch war mir anfangs nicht bewusst, wieviel Zeit die Umsetzung und die Konkretisierung meiner Konzept-Idee brauchen würden. Ich schreibe an einigen Texten über viele Monate und viele Songs wurden zwei bis drei Mal von Grund auf neu geschrieben. Durch diese Arbeitsweise ist das Konzept jedoch letztlich immer klarer geworden und konnte reifen. Auch das Artwork und die Videoclips sind zu grossen Teilen in Eigenarbeit entstanden und haben natürlich eine intensive Auseinandersetzung erfordert, was die Arbeit am Album zeitweise auch gehindert hat. Schlussendlich sind aber ca. 70 bis 80% des Albums in den letzten zwei Jahren entstanden.«Fuck The System» grenzt sich etwas von den anderen Songs auf dem Album ab und ist aggressiver. Kommt dieser Song aus deiner rebellischen Teenager-Zeit?Ja, er spielt in dieser Zeit. Es gibt Anhaltspunkte im Text, welche das erahnen lassen. Auch die Samples in der Hook sind aus dieser Zeit. Ich war als Teenager sicher «hässiger», aber vor allem naiver und rebellischer. Ich wollte einen Song schreiben, welcher dies in etwas überspitzter Weise transportiert. Auch die Wahl des plumpen Titels ist bewusst. Grundsätzlich sollte der Track aber auch den Rapper Laze von dieser Zeit wiederspiegeln, der ich damals war. Wer mich schon damals kannte weiss, dass ich zu dieser Zeit wesentlich aggressiver gerappt habe.Weshalb steckt in deinem Album so viel Konzept im Zeitalter der Singles und Playlists?Ich habe während meiner Ausbildung an der Kunsthochschule Luzern gelernt konzeptuell zu arbeiten. Konzepte geben mir Sicherheit und einen Leitfaden. Ich kann dadurch meine Arbeit besser reflektieren. Dieses Album ist in erster Linie autobiografisch. Persönliche Stories haben mich als Rapper und Musikhörer immer am meisten interessiert. Eine ausgedehnte Coming Of Age-Story kann in drei Minuten aber nicht vertieft erzählt werden. Also muss ich den Hörern und Hörerinnen zumuten, dass sie sich dafür Zeit nehmen und das Album komplett durchhören. Mir ist bewusst, dass dies heutigen Konsummustern widerspricht. Ich sehe jedoch meine Musik nicht als Konsumgut. Dafür ist sie zu wenig unterhaltend und zu stark mit Inhalt angehäuft. Das erfordert neben Zeit auch Aufmerksamkeit und im besten Fall Auseinandersetzung. Auch bekommen die meisten Songs ihre Bedeutung erst im Gesamtkontext. Dennoch ist mir natürlich bewusst, dass auch meine Songs einzeln gehört werden.Was hältst du von der «Single-Kultur»?Singles sind heute das geeignetste Medium, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Gegen Singles, welche für sich alleine stehen oder lose zusammenhängen, ist auch aus künstlerischer Sicht nichts einzuwenden.Wie stehst du als «Oldschooler» zu Trap?Trap trifft zwar nicht immer meinen Musikgeschmack, es gibt aber genügend Songs, welche ich fühle. Vom Vibe her ist das für mich nicht sehr weit weg, von dem was wir als Jugendliche gehört haben und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Leute das feiern. Abgesehen von meinem Geschmack ist aber wichtig, dass Trap lebendiger Ausdruck einer Generation und Weiterentwicklung einer Kultur ist. Kultur braucht Tradition, aber sie braucht auch Innovation, sonst verblasst sie. Hätte sich Hip Hop nach «Old School» nicht mehr entwickelt, wäre Rap-Musik heute im Mainstream vermutlich tot.Vertrittst du andere Werte als Trapper?Natürlich hat jede Generation neue Werte und Formen, diese zu verkörpern. Rap aus meiner Generation war wahrscheinlich politischer und sozialkritischer. Trap wiederum widerspiegelt für mich eher die Schnelllebigkeit und das Konsumverhalten unserer Gesellschaft. Aber gerade Letzteres haben wir doch auch schon in den 90er und 00er Jahren gehört und gesehen. Die beiden Generationen sind nicht so weit auseinander, dass es keine gemeinsamen Nenner gäbe. Vieles ist heute auch einfach neu verpackt.Was ist dir wichtig, mit deinem Album auszusagen?Durch die Traumkugel blickt man in einen Mikrokosmos. Darin eröffnet sich die autobiografische Coming Of Age-Story einer männlichen Person aus dem Schweizer Mittelstand. Alltägliche Situationen wechseln sich ab mit einmaligen Erlebnissen aus verschiedenen Lebensabschnitten. Das Streben nach Erfolg und die Krisen, welche einem dabei begegnen, sind omnipräsent. Zwischen den Zeilen gibt es immer wieder Sozialkritik und Bezüge zur damaligen Hip Hop Kultur. Einerseits geht es mir darum, diese letztlich normalen Geschichten für mich niederzuschreiben. Andererseits möchte ich, dass sich die Hörer und Hörerinnen darin Stellenweise wiedererkennen können und Erinnerungen geweckt werden. Die Grundaussage des Albums lautet aber: «Bleibe deinen Träumen treu». «Eines Tages»...

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