Es ist schwierig, sich als HipHop-Künstler mit Pop-Rap rechtfertigen zu können und hier liegt auch LCones Problem mit seiner Popschiene auf «Sie Dreiht» und «Dehei». Während das auf «Dehei» gut funktioniert hat mit starker Hook und noch stärkerem Instrumental (welche im Pop-Rap wohl die wichtigsten Elemente darstellen), funktioniert es auf «Sie Dreiht» nur bedingt – dies aufgrund der Hook. Das Instrumental ist wieder stark wenn auch relativ generisch, ein Gitarrensample und Hintergrund-Vocals mit ordentlich Hall und minimalistischen Afrotrap-Sommerhit-typischen Drums. Auch in den Verses überzeugt LCone grundsätzlich. Er setzt völlig menschliche Krisen zwischen Ratlosigkeit und Rastlosigkeit in den Vordergrund und konstruiert eine Atmosphäre, mit der man sich als Hörer identifizieren kann.
[artikel=1]
Der Track büsst jedoch in der Hook Punkte ein. LCone zieht in dieser ein Fazit zu einer emotionalen, intimen Reflexion. Aber dass sich die Welt weiterdreht, ist eine viel zu einfache Antwort auf komplexe Verses. Als Hörer erwartet man nach der letzten Line eines starken Verses eine Hook, die LCones Mindstate prägnant auf den Punkt bringt – was nicht geschieht, weil sich die Welt einfach weiterdreht. Auch musikalisch scheint zwischen Hook und Verse irgendwie eine Dissonanz zu existieren, der starke, energische Stimmeinsatz eines scheinbar zerrissenen LCones verschwindet innerhalb weniger Sekunden komplett und weicht einer sanften Autotune-Hook. LCone präsentiert mit «Sie Dreiht» einen grundsätzlich soliden Song, die sowohl inhaltliche als auch musikalische Verbindung zwischen Verses und Hook gelingt ihm jedoch nicht.- Sergio Scagliola
[artikel=2]
[artikel=3]
[artikel=4]
[artikel=5]