Ein neues Jahr, eine neue EPone. LCone's neuster Streich, die «EPone 2», ist die direkte Fortsetzung zu seinem letztjährigen EP-Projekt, welche bereits mit der legendären Mimiks-Kollabo «Chueche» für gemeingefährliche Moshpits sorgte. (Hat jemand am Openair Frauenfeld einen humpelnden LYRICS-Journalisten mit Krücken gesehen? Das war ich.) Auf der zweiten EP des Luzerners finden sich schon die nächsten Songs, vor welchen sich Moshpit-fürchtende Redakteur:innen an Festivals in Acht nehmen sollten, aber auch Musik aus ganz anderen Sphären wie etwa das virale Kinderlied «Fisch» und ein paar traurige Tracks, die uns einen ehrlichen Einblick in das Leben des Rapper-Entertainers erlauben.
Wie geht es dir?
Gut, danke. Ich bin jetzt endlich fertig mit der EP. Ich freue mich, es fühlt sich auch erlösend an, endlich fertig mit den Aufnahmen zusein.
Die «EPone 2» ist dein zweiter Release im EP-Format. Hast du Gefallen am diesem Release-Modell gefunden?
Ja, ich finde es so irgendwie chilliger. Ich habe sowieso viel Mühe damit, an einem ganzen Album zu arbeiten. Es macht mir mehr Spass, Singles mit Video herauszugeben. Ich konsumiere auch selbst kaum mehr ganze Alben. Vielleicht hat es auch etwas mit meinem ADHS zu tun, aber man muss sich dazu ja voll auf etwas einlassen und sich Zeit dafür nehmen. Ich hätte ja auch einfach die beiden EP’s kombinieren können und ein Album herausbringen, aber so gesplittet fand ich das irgendwie cooler. Bei mir muss man auf einer EP oder einem Album kein krasses Konzept wie bei einem Tommy Vercetti suchen. Dafür habe ich gar keine Nerven. Ich erzähle keine krassen Geschichten, ich erzähle einfach von mir.
«Zu wissen, etwas Neues gemacht zu haben, macht mir selber mehr Freude als wieder einmal krass gerappt zu haben.»
In diesem Fall müssen wir auch nicht mehr mit einem neuen Album von dir rechnen.
Sag niemals nie, gell. Aber im Moment ist kein Album geplant. Jetzt droppt erst mal die EP und dann schauen wir, wie’s kommt.
Erwartet uns dann die «EPone 3»?
Nein. Ich glaube, jetzt ist auch langsam wieder gut mit dem «EPone»-Zeug. Wer weiss, vielleicht irgendwann, aber für den Moment ziehe ich hier den Schlussstrich.
«Ich weiss nicht wieso, aber immer nach meinen Konzerten fragen mich alle, ob ich mit ihnen einen Schnupf nehmen will.»
Ich habe den Eindruck, du hast eine Fanbase wie sonst kaum ein Artist im Land. Warum glaubst du, ist das der Fall?
Ich habe jetzt nicht immer den direkten Vergleich mit anderen Artists, aber ich habe schon auch das Gefühl, eine spezielle Fanbase zu haben. Ich glaube, das hat mehrere Gründe. Einerseits bin ich schon mega lange im Game, wir machen das schon seit 14 Jahren. Und es gab nie den Moment des plötzlichen, grossen Hypes, es ist einfach alles stetig gewachsen. Viele Leute, die mir schreiben oder meine Shows besuchen, sind seit sechs oder acht Jahren schon dabei. Und es ist mega schön, dann auch eine Connection zu diesen Menschen zu haben. Der Austausch mit den Fans ist extrem wichtig, was viele Artists unterschätzen. Ich gebe auch sehr viel von mir. Nicht nur mit Musik, sondern ich lasse sie meine Fans daran teilhaben, wie es mir geht. Daher können sich viele mit mir als Mensch schon mal gut identifizieren. Ein weiterer Grund könnte sein, dass ich etwas anderes mache als die meisten. Ich verstehe natürlich, wenn viele mit Songs wie «Fisch» nichts anfangen können, aber das ist sicher etwas, was man so bei niemand anderem findet. Zu wissen, etwas Neues gemacht zu haben, macht mir selber mehr Freude als wieder einmal krass gerappt zu haben. Das motiviert mich.
Gibt es aber auch Dinge, die dich an deinen Fans oder ihrem Umgang mit dir nervt?
(lacht) Nerven? So schlimm ist es nicht. Ich weiss nicht wieso, aber immer nach meinen Konzerten fragen mich alle, ob ich mit ihnen einen Schnupf nehmen will. Das fragen mich wirklich seeehr viele Leute. Das ist lieb, aber ich hasse Schnupfen. Ich habe es auch schon gemacht, aber ich sehe keinen Reiz darin. Falls das jetzt jemand liest, frag mich lieber ob ich mit dir ein Bier trinken will, mit einem Schnupf holst du mich nicht ab. (lacht)
«Wenn mir jemand einen toten Fisch auf die Bühne schmeisst, hat er die Message hinter dem Song definitiv nicht verstanden.»
«Saurus» hat ja eine sehr witzige Entstehungsgeschichte. Verbirgt sich eine ähnliche Story hinter «Fisch»?
EffE hat mal einen Beat gemacht und in unseren 041-Gruppenchat geschickt. EffE macht nicht viele Beats und hat zu dieser Zeit gerade mit dem Producen angefangen. Ich fand den Beat ziemlich geil und habe dann einfach mal über die Hook gefreestylet: «Es esch so wies esch, ufem Tisch de Fisch». Ich habe diesen Satz sowieso immer wieder gesagt ohne bestimmten Grund. Die gefreestylte Hook sah ich mehr als Lückenfüller, da wollte ich schon noch irgendwann einen richtigen Text einfügen. Der Song lag dann aber über ein Jahr rum und meine Kollegen sagten mir dann, ich sollte den unbedingt mit der Freestyle-Hook fertigmachen. Und jetzt bin ich froh darum. Dann habe ich diese Story aus der Fischperspektive um die Hook konstruiert, die den Song noch ein bisschen lustig und niedlich machten. Die Message hat aber irgendwie kaum jemand gecheckt. Ich werde die ganze Zeit von Menschen auf Instagram markiert von Leuten, die gerade Fisch kochen oder grillieren.
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Oje, da ging der Schuss wohl ein wenig nach hinten los.
Am Openair Gampel war’s besonders schlimm. Da sind am Ende wirklich zwei tote Fische auf der Bühne gelandet. Da wurde für mich klar, die Leute haben die Message wirklich nicht gecheckt. Ich persönlich esse ja keinen Fisch, und diese Thematik ist mir schon wichtig. «Fisch» war gewissermassen ein Vegi-Song, halt auf meine Art. Ich habe jetzt natürlich nicht direkt am Anfang gerappt: «Esst keinen Fisch!» Deshalb haben es einige wohl nicht verstanden. Aber das ist auch okay, ich muss meine Message ja niemandem aufzwingen. Aber wenn mir jemand dann einen Fisch auf die Bühne schmeisst, hat er die Message definitiv nicht verstanden.
Auf der EP sind ja nicht nur Songs wie dein Song «Fisch», sondern auch einige, ziemlich traurige Tracks. Verarbeitest du eine schwere Zeit?
Nein, nicht speziell. Ich hatte einfach Bock, ein paar deepe Songs zu machen. Das fällt mir auch nicht schwer, ich kann einfach ein bisschen erzählen, wie es mir gerade geht. Eine schwierige Zeit verarbeite ich nicht direkt, aber sicher eine sehr turbulente Zeit. Es läuft eigentlich alles sehr gut, ich darf viel Cooles erleben. Aber ich springe von Konzert zu Konzert, dazwischen kommt dann noch ein Dreh vom SRF, und am Ende fehlt mir dann die Zeit, das ganze sacken zu lassen und zu reflektieren. Dann fühlt es sich so an, als würde ich nur noch von Ort zu Ort springen und ich kann alles Spezielle, was passiert, gar nicht mehr richtig schätzen. Dieses Gefühl der Schnelllebigkeit probierte ich auch in die Songs zu verpacken.
Dann ist der Song «Danke» ist in diesem Fall deine Antwort auf dieses Lebensgefühl?
Genau, auf diesem Song geht es sehr fest um diese Thematik. Dass so viel passiert, aber ich dankbar dafür bin, wenn ich an einem Sonntag das Wochenende Revue passieren lassen kann. Dann kann ich rauchen, mir all die Bilder und Videos anschauen und mir denken: «Ja, das war schon krass, da kann ich auch ein bisschen stolz auf mich sein.»
Weniger deep aber trotzdem ein Highlight auf der EP ist «Xundheit», dein Song mit Newcomer Jule X. Wie kam es zu dieser Kollabo?
Das war lustig. Den Song habe ich eigentlich mit EffE im Studio gemacht. Er hatte auch einen Part, fand den Song aber dann recht beschissen. (lacht) Man muss fairerweise sagen, damals waren noch einige andere, mittlerweile gelöschte Elemente beim Song dabei, es war ein ziemliches Durcheinander. Ich wollte ohnehin schon länger mit Jule arbeiten, und da war dann gerade ein Part frei, was perfekt gepasst hat. Nicht, dass er hier als Lückenfüller fungieren musste, ich sah ihn voll auf diesem Song. Und ich fand den Track immer noch geil, im Gegensatz zu EffE. Dieses Arschloch! (lacht) Und dann kam Jule X ins Studio und nahm den Part auf, was perfekt gepasst hat. Er ist auch einfach ein guter Typ, musikalisch wie menschlich.
Warum glaubst du, dass dein nach Lust und Laune gerichtetes musikalisches Konzept so gut funktioniert?
Früher habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, was für Musik ich machen möchte. Irgendwann habe ich mir einfach gedacht: Hey, ich mache einfach worauf ich Bock habe. Da liegt gar kein Masterplan dahinter. Ich habe mir doch nie gedacht: Ich release jetzt diesen Kindersong und habe damit Mainstream-Erfolg. Ich hatte einfach Bock, den Song zu machen und dann kam der gut an. Und dann hatte ich halt auch wieder mal Bock einen Rap-Banger zu machen wie etwa «Chueche». Viele haben dann ja Angst, dass ich plötzlich nur noch Kinderlieder machen würde. Dabei habe ich ja nur zwei Kinderlieder gemacht. Ich glaube, das checken die meisten auch. Ich probiere gar nicht auf verkrampft irgendwie Erfolg zu haben. Ich mache einfach, was mir gefällt.