Wenn man in letzter Zeit in irgend einer Form mit CH-Rap zu tun hatte, bekam man mit, dass Sektion Züri Meilenstein nach Meilenstein abhakte. Doch das nicht mit Glück, denn wie man bei der Promo-Phase für Mc Heros neues Album «Schön hämmer gredet» sehen durfte, geben sie alles für ihren Traum. Mit «Vo was redemer» durfte man schon bemerken zu was der Street-Rapper aus Zürich fähig ist. Der Hunger ist jedoch noch nicht gestillt, er will auf die eins mit CH-Strassen-Rap und bleibt dabei 100% real. Mittlerweile könnten die Voraussetzungen dafür nicht besser sein, wie er selbst in der Single «Ok Ok» sagt: «Album finanziert mit Gras, jetzt no mit Major, wird richtig hart». Was sich nebst dem Move zu Sony sonst noch alles veränderte, wie es zu den Features Haze und Stress kam und warum Züri die motherf****** Sektion ist, erzählte uns Mc Hero im Interview.
Noch fast nie habe ich eine:n Rapper:in so viel Arbeit in die Promo eines Albums stecken sehen, wie du in den letzten Monaten. Von einem Fussballturnier «Schön hämmer gspielt» bis hin zu einem wöchentlichen «Sorgen-Telefon» mit deinen Fans. Wie fühlst du dich jetzt so kurz vor dem Release?
Ehrlich gesagt, bin ich schon nervös. Wie du erwähnt hast, wurde sehr viel Arbeit für die Promo, aber auch für die einzelnen Songs geleistet. Von Anfang an habe ich dieses Projekt extrem ernst genommen. Mit dem Ziel es auf die Eins der Schweizer Hitparade zu schaffen im Hinterkopf. Letztes Mal hat es wegen einer umstrittenen Geschichte nur für den zweiten Platz gereicht. Aber mit «Schön hämmer gredet» wird es funktionieren, denn wir haben alles richtig gemacht. Das spüre ich einerseits an der unglaublichen Resonanz unserer Community und andererseits an den Zahlen auf Spotify etc. - konstantes Wachstum. Auf jeden Fall geht eine sehr intensive Phase zu Ende, die viel Spass gemacht hat. Jedoch besteht trotzdem eine gewisse Nervosität.
Was hatte der Move zu Major Sony für einen Einfluss auf das Album und dein ehrgeiziges Mindset?
Die Möglichkeiten veränderten sich. Zuvor bei «Vo was redemer» haben wir von Sektion Züri alles selbst finanziert und auf die Beine gestellt. Jetzt hatten wir ein Major Label im Rücken, was auch mental eine extreme Unterstützung war. Ohne ein riesiges Team, bei dem alle Beteiligten ihr Bestes geben, hätte ich es nicht geschafft. Dabei wurde aber nie probiert etwas an mir zu ändern. Viele hatten Angst, dass ich wegen der Hilfe von Sony meine Street-Attitüde verlieren werde. Aber keine Chance, ich bin, wie ich bin, was man auch auf dem Album hören kann. Sony verstand das von Anhieb an, sonst hätte sich das mit ihnen nicht bewährt.
Wieso hat diese doch grosse Veränderung in deinem Leben deine Attitüde nur milde beeinflusst?
Es liegt vor allem daran, dass ich immer noch die gleichen Leute um mich habe. Mein Umfeld hat sich ausserhalb der Musik nicht verändert. Mir würde Street-Rap fehlen, wenn ich zum Beispiel plötzlich tiefsinnige Love-Songs machen müsste – er ist ein Teil von mir. Meine Musik ist für mich eine Art selbst Therapie, als würde ich ein Tagebuch führen. In jedem Song erzähle ich eine Geschichte, die mit meinem Leben zu tun hat. Also wie kann ich dabei nicht authentisch bleiben? Es war kein bewusster Entscheid so ein Album zu konzipieren, sondern real.
Seit deinem letzten Album sind fast zwei Jahre vergangen, wie würdest du diesen doch langen Prozess bis zum fertigen «Schön hämmer gredet» beschreiben?
Bei «Vo was redemer» hatte ich das Gefühl mich zum ersten Mal so richtig bewiesen zu haben. Zum ersten Mal hatte ich mir so richtig Mühe gegeben und es zahlte sich aus. Abgesehen vom Wunsch auf die Eins zu gehen, hat sich, seit dem letzten Album, in meinem Leben viel verändert, worüber ich sprechen wollte. Und natürlich habe ich auch musikalisch und Rap technisch dazu gelernt, weswegen ich auch finde «Schön hämmer gredet» ist wie ein grosser Bruder von dessen Vorgänger.
Viele Studio-Sessions also?
Unglaublich viele, ich ging immer, wenn ich konnte und das war eigentlich jeden Abend. Wir haben es so aufgeteilt, dass L Loko & Drini am Tag und ich in der Nacht im Studio recordeten. So hatte ich meine Ruhe und konnte einfach ausprobieren. Wenn ich den Workflow so kurz wie möglich beschreiben müsste, würde ich sagen – schlaflose Studio-Sessions. Ich habe sicher zwischen 50-70 unreleaste Songs. Es gab keine Pause, nach dem letzten Album fing ich direkt mit dem Neuen an. Und ich kann wirklich mit Stolz sagen, dass die 13 Songs, die ich für «Schön hämmer gredet» ausgewählt habe, ein Best-Off der letzten zwei Jahre sind. Locker hätte ich noch mehr Tracks picken können, aber ich wollte genau diese Auswahl.
Nebst L Loko & Drini und Jordan Parat sind zwei Rap-Hochkaräter in Haze und Stress auf deinem Album vertreten. Wie kam es dazu?
Für mich ist es eine riesige Ehre, die beiden auf meinem Album zu haben. Vor beiden habe ich musikalisch sehr grossen Respekt. Stress hat für den Schweizer-Rap unglaublich viele Türen geöffnet und erreicht. Persönlich hat er mich auch geprägt, wie viele CH-HipHop Fans bin ich mit seiner Musik aufgewachsen. Wir pflegen auch unabhängig von der Musik eine Freundschaft, er ist wie eine Art Mentor für mich, der mich oft pusht, was ich natürlich schätze. Und von Haze bin ich ebenfalls schon sehr lange Fan, er ist einer meiner favorite Deutsch-Rapper. Er war schon immer eines meiner Traum-Features, deswegen erfüllt es mich mit Stolz und grosser Dankbarkeit, ihn jetzt auf einem meiner Alben vertreten zu haben. Die Connection zu ihm entstand schon recht früh, nämlich war ich 2016 bei einer seiner Shows Vor-Act. Als wir dann einmal in Berlin waren, rief mein Brand-Manager Genc Haze an, um sich mit ihm auf einen Kaffee zu treffen. Dann hat Genc, während dem Gespräch mit Haze, mein Album angesprochen und gefragt, ob er dabei sein will. Haze willigte sofort ein und der Rest ist Geschichte.
Sehr spannend, pflegt ihr immer noch Kontakt?
Also man muss sagen, er hat mir nicht einfach irgendein Verse geschickt und fertig. Sondern Haze kam für eine Woche nach Zürich zu uns ins Studio und es entstand eine richtige Bruderschaft – wir haben uns sogar das gleiche Tattoo stechen lassen.
Diese Chemie merkt man auch im Song und Video. Man vergisst beim Hören, dass zwei verschiedene HipHop Szenen aufeinandertreffen. Hattest du viel Druck beim Schreiben und Recorden deines Parts?
Für mich war es kein Druck, sondern eine Challenge, die ich mit Freude entgegennahm.
Du hast es bereits angesprochen, dein Leben hat sich verändert, du bist jetzt Vollzeit-Rapper. Wie geht es dir damit?
Ich bin überglücklich. Alles, was ich tue, dreht sich um Musik, was jetzt schon lange mein Traum war. Leider musste ich mein Tattoo-Studio aufgeben, weil ich keine Zeit mehr dafür hatte. Doch ansonsten kann ich mich zurzeit nicht beklagen.
Auf was setzt du besonders Wert momentan?
Wichtig ist es konstant zu bleiben. In der Schweiz ist es schwierig sich als Rapper:in zu etablieren, vor allem über eine längere Zeit. Bei Sektion Züri pflegen wir deshalb auch eine Vielzahl an Partnerschaften mit verschiedensten Brands.
Hast du das Gefühl diese Unsicherheiten als CH-Rapper:in werden sich in Zukunft verringern?
Ich bin überzeugt davon. Wir sind spielen dafür auch eine wesentliche Rolle – Sektion Züri wird das Eis brechen, da bin ich mir sicher. Allein was L Loko & Drini seit letztem Jahr alles erreichten. Es wurden bereits Türen geöffnet, bei denen man nie erwartet hätte, davon den Schlüssel zu finden. Firmen, Labels, Brands etc. sind viel williger mit CH-Rapper:innen zu arbeiten als früher.
Da kann ich dich nur zustimmen und dabei lässt ihr es auch leicht aussehen. Eine Woche mit den The Cratez im Anthrazit-Studio in Berlin und in der nächsten Woche ein Werbespot für McDonalds mit Di-Meh.
Dabei darf man aber nicht vergessen, wie viel harte Arbeit darin steckt. Nur weil es easy aussieht, heisst nicht, dass es immer easy war. Wir machen jetzt seit bald 10 Jahren Musik und jeder einzelne Tag davon, gaben wir 100 Prozent dafür.
Ihr seid bestimmt für junge Schweizer-Mundart-Artists auch ein wichtiges Vorbild, wovon es noch nicht so viele gibt. Zum Schluss, was hat Mc Hero noch alles geplant für 2023?
Die eine oder andere Überraschung wird sich dieses Jahr sicherlich noch offenbaren, vor allem, was Deutsche-Features angeht. Zuerst sollen sich die Leute aber mit «Schön hämmer gredet» vergnügen. Am 27. April wird das Album getauft im Mascotte in Zürich. Bis dahin müssen also die Texte auswendig gelernt werden. (lacht) Kauft, streamt und geniesst das Album, wir müssen auf die eins, es gibt keine Entschuldigungen.