COBEE spricht über seinen musikalischen Wandel
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March
2023

«Ich habe meine Nische gefunden»

COBEE spricht über seinen musikalischen Wandel

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«Ich habe meine Nische gefunden»

COBEE spricht über seinen musikalischen Wandel

Nadim Ben Said
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COBEE spricht über seinen musikalischen Wandel
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COBEE zählt schon lange nicht mehr nur zu den Rappern der Schweiz. Nach seinem Wechsel auf Hochdeutsch versucht er sich in seinem neuen Projekt «Bloomer» auch musikalisch neu zu verwirklichen. Der Berner sprach mit uns, wie es dazu kam.

Einen viel steileren Karrierestart wie COBEE 2018 mit seinem Debüt-Album «Chaos» hingelegt hat, kann man sich fast nicht wünschen. Co-Signs von den grössten CH-Rappern und eine Hit-Single in «Trink Mit Mir» , die 2022 sogar Gold ging, führten schnell zu einem respektablen Status in der Schweizer Rap-Szene. COBEE schien das aber nie gross zu kümmern. 2021 entschied er sich seine Musik nur noch auf Hochdeutsch zu machen und im 2023, mit seinem Sophmore-Album «Bloomer», hat er sich komplett vom CH-HipHop verabschiedet. Was für Hintergründe und Motive zu dieser Entwicklung in COBEES Karriere führten, verriet uns der Artist aus Bern im Interview.

Dein zweites Album «Bloomer» erschien letzten Freitag, 17. März. Nach unzähligen Singles und EP’s jetzt wieder ein Album zu releasen, was ist das für ein Gefühl?

In erster Linie fühle ich mich sehr relieved. Es war ein langer Prozess und deswegen bin ich sehr happy, dass «Bloomer» endlich draussen ist. Um genau zu sein, erarbeitete ich den Sound in den letzten drei Jahren. Konkret am Album bin ich aber erst seit etwa einem Jahr dran.

Vor allem der Sound unterscheidet sich auch gross von deinem letzten Album «Chaos», das 2018 erschien. Was ist der grösste Unterschied bezüglich des Prozesses und der Herangehensweise zwischen den beiden Projekten?

Damals bei «Chaos» hatte ich nicht von Anfang an die Vision ein Album zu erschaffen, viel mehr habe ich einfach Songs zusammengewürfelt. «Bloomer» hatte ich schon immer als Album geplant. Auch wenn viele Singles davon schon im voraus droppten, war meine Intention ein Gesamtwerk.

Das durfte man schon bei den sehr einstimmigen Single-Covers merken. Hatten die ein spezifisches Konzept in Verbindung mit dem Album?

Ja, für mich schon. Ich hatte ein Gesamtbild vom Sound, dass er sich farbig und extrovertiert anhört, und das wollte ich in den Covers visuell darstellen. Lou, der die Covers anfertigte, bekam von mir stichwortartige Inputs. So konnte er, die für mich ausschlaggebenden Merkmale der Songs grafisch festhalten.

Was führte zu diesem neuen, fast schon punkigen und sehr eigenen Sound, der auf «Bloomer» zuhören ist?

Diese Art von Musik mache ich schon lange nebenbei. Zuerst war es eher noch Indie Rock, inspiriert von Artists wie Mac DeMarco. Meine Skills diesbezüglich waren lange einfach noch nicht so gut, deswegen fand der Wechsel von meiner Rap-Persona auch nur stetig statt. Vor eineinhalb Jahren habe ich dann entschieden voll auf diese Richtung zu setzen und das, was ich über die letzten Jahre langsam aufgebaut habe, der Welt zu zeigen. Schnell kam es dann zu diesem einheitlichen Sound von «Bloomer». Durch die Hilfe von RIP Swirl aus Berlin, den ich zu dieser Zeit kennengelernt habe, wurde die Struktur der Songs und die Produktion noch perfektioniert.

Das heisst, du warst stark involviert in der Produktion?

Genau, die meisten Instrumente und Melodien habe ich selbst eingespielt.

War das auch bei vorherigen Projekten schon so?

Nicht in diesem Ausmass. Das war wirklich eines der ersten Projekte, bei dem ich bei der Production so viel selbst dazu gefügt habe. Was meiner Meinung nach, ein wichtiger Schritte war, um diesen sehr eigenen Sound zu kreieren. Allgemein habe ich das Gefühl, dass dieses Genre sich noch in den Startlöchern befindet und noch sehr unberührt ist. Das bedeutet, es besteht viel Raum diesen Sound noch zu shapen und dem ganzen noch mehr Ausdruck zu geben. Die Musik, die ich am Anfang meines Wechsels auf Hochdeutsch machte, war schon breit belegt in der Branche. Dementsprechend fiel es mir schwer, damit meinen Platz zu finden. Nun, wo ich die Musik mache, die auch selbst höre und mit der ich aufgewachsen bin, denke ich meine Nische gefunden zu haben.

Was kannst du zum einzigen Feature Viko63 sagen?

Auch wenn man seine Musik noch unter Rap zählen könnte, finde ich seine Figur und Attitüde sehr punkig. Er macht komplett sein Ding und interessiert nicht gross, was andere dazu denken. Deswegen wollte ich ihn unbedingt bei diesem Projekt dabei haben.

Bei eurer Attitüde sehe ich viele Gemeinsamkeiten, jedoch hätte ich es musikalisch nicht erwartet. Viko63 ist für mich eher ein «Techno»-Rapper, wobei ich deine Musik als einfühlsamer und weniger monoton empfinde.

Das stimmt, wenn man nur vom musikalischen ausgeht, verstehe ich, dass unsere Kombination überraschen kann. Für mich ist Viko63 aber einfach ein sehr guter Künstler, der auch viele andere kreative Interessen verfolgt. Als ich ihm das Tape schickte, meinte er auch, dass er sehr gerne Teil davon werden möchte. Dann haben wir uns in Berlin getroffen und zusammen die erste Version von «Scheine!» erarbeitet.

Was waren deine Inspirationen für «Bloomer»? Hattest du irgendeine Vorstellung, die du realisieren wolltest?

Sicher ausschlaggebend war die 90’s Alternative und Grunch Ära, The Smashin Pumkin’s, Nirvana etc., die auch momentan ein gewisses Revival erlebt. Künstler wie Jean Dawson und Pretty Sick machten mich in letzter Zeit darauf aufmerksam und motivierten mich unter anderem solch einen Sound zu erschaffen. Die Basis war aber, dass ich mit dieser Musik aufgewachsen bin und das in meiner Kindheit immer gehört habe. Green Day und Nickelback waren meine ersten musikalischen Erfahrungen. All diese Bands prägten mich früher stark. Als Teenager fing ich dann erst an, Rap zu hören. Freunde zeigten mir Biggie Smalls, Nas etc. und natürlich war das in diesem Alter die coolere Musik. Deshalb fing ich zuerst mit dem Rappen an. Aber die Musik, die ich als Erstes hörte und die auch die Leidenschaft in mir weckte, war Rock. Deswegen bewege ich mich auch immer mehr dahin.

Gab es einen bestimmten Moment, der diese Besinnung nach deinem Ursprung auslöste?

Schwierig zu sagen. Es war für mich eher eine Wiederfindung, die sich über die Jahre zu spitzte.

Meines Empfindens zeigst du dich in «Bloomer» inhaltlich verletzlich und ausdrucksstark. Fand diese Ehrlichkeit absichtlich statt oder ist sie einfach so passiert?

Eigentlich kommt es nie vor, dass ich mir im voraus gross überlege, was für einen Song ich jetzt schreiben möchte. Ich arbeite sehr stark aus dem Moment heraus beziehungsweise mit den Gefühlen, die für mich dann aktuell sind. Meistens weiss ich im Nachhinein gar nicht genau, um was es im Song geht. Durch das Schreiben versuche ich lediglich herauszufinden, was sich in mir abspielt und das irgendwie zu verstehen - ein unbewusster Prozess also. Wenn ich krampfhaft versuchen würde eine Aussage zu formulieren und dabei tausendmal den Text verändere, verliert die Emotion irgendwann an Authentizität.

Warst du also weniger verkopft bezüglich dieses Projekts im Vergleich zu vorherigen?

Nein, im Gegenteil. Ich war viel mehr bei der Sache und probierte mich an einen gewissen roten Faden zu halten.

Gehst du auf Tour mit dem Album?

Wir spielen drei Release-Shows im April: am 13. April in Zürich, am 15. April in Basel und am 20. April in Bern. Zum ersten Mal mit Live-Band, was mich sehr freut und sich auch klar unterscheidet zu vorherigen Konzerten von mir. Das war auch bei der Produktion von «Bloomer» immer im Hinterkopf – es wurde alles so ausgelegt, damit wir es mit Band performen können. Während Corona habe ich mir vorgenommen, meine Shows nicht mehr gleich zu spielen wie bis dahin. Sobald es wieder möglich sein wird, wollte ich etwas Neues ausprobieren.

Was dürfen wir zukünftig von COBEE erwarten? Hast du Lust, noch mehr Musikrichtungen zu erkunden?

Das ist immer schwierig zu sagen. Sicher werde ich noch mal ein ähnliches Album wie «Bloomer» machen. Ich arbeite jetzt schon an Demos dafür. Aber was die weitere Zukunft hergibt, weiss ich nicht, ich bleibe offen für alles. Für Andere zu produzieren, werde ich bestimmt anstreben. Dafür bin ich jetzt auch schon fleissig Artists am Scouten – international sowie national. Denn ich habe gemerkt, das ganze Künstler-Dasein allein ist mir zu narzisstisch, was ich als ungesund empfinde und mich immer mehr abstosst. Insofern kann ich mir gut vorstellen, in Zukunft auch öfters im Hintergrund zu arbeiten. Ein Gegenseitiges unterstützen und einen musikalischen Austausch ist, was ich mir wünsche. Die Musikindustrie in der Schweiz hat mich anfangs sehr narrow minded geprägt, wo von ich jetzt versuche weg zu kommen. Als Schweizer Artist kann man nicht nur in der Schweiz Musik machen, mit Schweizer Musiker:innen für ein Schweizer Publikum und genau für das versuche ich ein Vorbild zu sein.

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