Schon seine ersten paar Songs katapultierten Moony in den Fokus der CH-Rap-Welt, darunter auch ins Auge von SRF Bounce, die ihn gemeinsam mit drei anderen Artists die Etikette «Zukunft des CH-Rap» verliehen. Das Dritte-Stock-Signing begeisterte schnell Fans mit seinen melancholischen Klangwelten und einer ungewohnten Ästhetik im HipHop: Outfit, Single-Covers und Videos - alles in Pink. Angst, damit anzuecken, hat er keine. Am Cypher rappte er bereits: «Uh, Pink! Uh, schwul! Ich find's flirty though / No 1 diskriminierends Wort und ich friss dich uf wie Kirby Bro!» Auf «Pink Panther» stellt der Rapper mit unverkennbarer Handschrift sein Potenzial unter Beweis und dass er auch auf Albumlänge überzeugen kann.
«Weil ich immer noch komisch angeschaut werde, wenn ich in Pink gekleidet durch die Strassen gehe oder Kommentare lese, dass so ja kein Rapper aussieht, weiss ich, dass die "schubladisierenden Gendernormen" immer noch ein grosses Thema sind.»
Pink hat dich durch deinen ganzen ersten Albumzyklus begleitet. Was bedeutet die Farbe für dich?
Ziemlich am Ende der Albumphase wurde mir klar, dass die Farbe Pink in meinem Album eine grosse Rolle spielt. Ich sah, wie diese Farbe durch das ganze Album fliesst. Beim Song «Paradise Island» ist es die rosarote Brille, die umschrieben wird, in «Merrily» stellt Pink eine Erlösung dar. Ebenso sehe ich Pink als rebellische Farbe. Bezüglich gesellschaftlichen Normen, die mir nie gross zusagten, war ich immer der, der gegensteuerte. Weil ich immer noch komisch angeschaut werde, wenn ich in Pink gekleidet durch die Strassen gehe oder Kommentare lese, dass so ja kein Rapper aussieht, weiss ich, dass die «schubladisierenden Gendernormen» immer noch ein grosses Thema sind. Vielleicht möchte ich auch aus rebellischen Gründen dieses Schubladendenken auslösen, um den Leuten einen Spiegel vorzuhalten. Ich wurde eine gewisse Zeit in meiner Jugend mit Mobbing konfrontiert und wollte mich somit immer den anderen anpassen, so sein wie andere: Auch «cool» und «beliebt». Dieses ständige Anpassen und der Wille dazuzugehören lösten irgendwann genau das Gegenteil bei mir aus. Ich wollte plötzlich anders sein, genau nicht so wie diese Leute, die mir vorschreiben, wie ich auszusehen und was ich zu tun habe. Die Farbe Pink veranschaulicht für mich persönlich diese Loslösung und die damit verbundene Neufindung. Ausserdem drücke ich mich sehr gerne in Farben aus, sie geben einem Musikstück eine visualisierende Wirkung, die ich sehr mag.
«Als ich mir viele alte Pink Panther-Folgen nochmals anschaute, wurde ich nostalgisch und merkte, dass dieser Charakter fast schon beängstigend mit meinem Album übereinstimmte. Ein pinker Charakter in einer grauen Welt.»
Ebenso zum Vorschein kommt deine Liebe für «Pink Panther», eine über 50 Jahre alte Krimi-Komödie, die später in einer noch bekannteren Zeichentrickserie adaptiert wurde. Weshalb hast du dich entschlossen, dein Album danach zu taufen?
Der Albumtitel bezieht sich mehr auf die Zeichentrickserie, die sich aufgrund des sehr berühmten Intros des Films etabliert hat. Ich habe diese Serie früher oft geschaut. Dass das Album «Pink Panther» heisst, war wohl eher ein Zusammenspiel aus Zufall, Müdigkeit und Musikalität. Ich war bei Ludwig O.S. in einer 24-Stunden-Session und wir fanden auf Sample-Suche die Glocken am Anfang des Songs «Pink Panther». Ludwig bastelte ein bisschen daran rum und ich war im Vorraum auf dem Sofa mit einem Kaffee und machte mir Gedanken zu einem passenden Text dazu. Plötzlich hörte ich, wie Ludwig aus Spass mit einem Gitarren-Plugin über dieses Sample die Pink Panther-Melodie spielte. In diesem Moment hat es bei mir Klick gemacht. Ich war so überwältigt, rannte zu Ludwig ins Studio und rief: «Das ist es!». Mir kam sofort alles wieder hoch, die Farbe Pink, das rebellische Ich aus der Schulzeit und ich begann, den Refrain «Fräch gläbt, Pink Panther» zu murmeln. Es war nebst «Merrily» der letzte Song, den wir fürs Album gemacht haben und in dieser Studiosession fing das ganze Konstrukt langsam an, sich wie ein Puzzle zusammenzufügen. Ich wusste, das ist mein Album-Intro. Ich schaute mir daraufhin viele alte Pink Panther-Folgen nochmals an, wurde nostalgisch und merkte, dass dieser Charakter und die Welt, in der er lebt, fast schon beängstigend mit meinem Album übereinstimmte. Ein pinker Charakter in einer eher grauen Welt, der sich gegen die Normalität stellt und verwirrt, klug und frech auf der Suche nach Liebe, getrieben von Ängsten im Alltag durch sein Leben geht.
«Merrily», eines der Highlights des Albums, ist deine Version des Kinderlieds «Row your Boat». Wieso hast du dich dafür entschieden, diesen melancholischen Song als Anlehnung an dieses Lied zu schreiben?
«Merrily» war ein Song, für den ich bereits ein genaues Konzept hatte, bevor Ludwig und ich angefangen haben, daran zu arbeiten. Das alte Kinderlied «Row your Boat», in dem es darum geht im Leben immer weiter «gently down the stream» zu rudern und sich von der Strömung treiben zu lassen, hat die Quintessenz «life is but a dream». Mein Lieblingskünstler Mac Miller hat dieses Album «Swimming», in dem es darum geht, immer weiter zu schwimmen, auch wenn man kein Ende darin und kein Land sieht, einfach um nicht zu ertrinken. Dies war sicher eine der Inspirationen für diesen Song. Ich sass im Zug und hörte ein Mädchen «Row your Boat» singen, danach lief mir diese Melodie den ganzen Tag nach. Ich kam dann zuhause auf die Idee, dieses alte Volkslied ein wenig umzuschreiben und die Reise auf diesem Boot als Lebensreise darzustellen, in der nicht immer alles «gently down the stream» geht und das Boot vielleicht auch mal untergeht. Trotzdem wollte ich das Wort «merrily» (vergnügt, fröhlich) nicht weglassen, da der Untergang, also das Krachen gegen einen Eisberg, in Form von Lebenskrisen und schwierigen Situationen immer auch ein gewisses Glück und Schönheit birgt. Diese Ambivalenz zwischen fröhlich und «eigentlich geht gerade alles ziemlich den Bach hinunter» habe ich oft gefühlt und konnte sie in diesem Song ausdrücken.
«Ich versteckte mich als Mensch früher gerne vor Emotionen und distanzierte mich oft von meinen Gefühlen.»
Dein Auftritt am Bounce Cypher zeigte: Du polarisierst. Warum glaubst du, ist das der Fall?
Ich denke das Polarisieren hat viel mit meiner Vorbereitung auf diese Phase, in der ich jetzt bin, zu tun. Ich habe an meinem Album zwei Jahre lang gearbeitet und konnte Skills, Wortgewandtheit und meinen künstlerischen Charakter in dieser Zeit sehr gut ausarbeiten. Am Bounce Cypher sieht man einen «Newcomer» vor der Kamera, der wie aus dem Nichts kommt. Die Wahrheit aber ist, dass ich schon sehr lange hinter den Scheinwerfern trainiert hatte und auch viel Geduld beweisen und mir oft eingestehen musste, dass ich noch nicht bereit war und Rückschläge einsteckte. Zudem hatte ich das Glück, durch mein Label von Leuten zu profitieren, die mir immer wieder halfen aufzustehen und mich nie hängen liessen. Natürlich auch Ludwig, mein Produzent, der mich immer wieder aufs Neue forderte und mich durch diese Zeit begleitete. Er hat mich künstlerisch sehr viel weitergebracht. Ich bin überglücklich, dass sich diese Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit mir selbst und mit all den Up’s & Down’s schliesslich gelohnt hat.
Viele Songs auf dem Album handeln von Gefühlen der Verlorenheit und Einsamkeit. Verarbeitest du mit «Pink Panther» eine schwierige Zeit aus deinem Leben?
Ja, das Album ist für mich auch meine Geschichte des Erwachsenwerdens, die viele emotionale Auseinandersetzungen mit sich bringt. Ich versteckte früher oft meine Emotionen und distanzierte mich von meinen Gefühlen. Mit der Musik gelang es mir, das Ventil zu meinen Emotionen zu öffnen. Zuerst überfluteten mich diese regelrecht, bis ich durch diesen Albumprozess mehr und mehr einen guten Umgang mit ihnen und meinen Gedanken finden konnte.
«Es wurde mir erst im Nachhinein klar, dass ich unterbewusst dieses Album nicht fertigstellen wollte, bis ich diesen Reifeprozess durchgemacht habe.»
Im Post zur Single «Bounce zu Beats» erzählst du, dass der Song in einer Zeit entstanden ist, in der Dritte-Stock-Producer Ludwig O.S. wegen Corona sein Studio schliessen musste. Haben die Auswirkungen der Pandemie dich und dein Umfeld hart getroffen?
Die Auswirkungen der Pandemie haben uns Künstler sicher alle schwer getroffen. Da ich mitten in meinem Albumprozess war, habe ich jedoch nur wenige Einbussen bezüglich Auftritte und Co. machen müssen. Für mich war es jedoch schlimm, während einer produktiven Albumphase plötzlich einen Unterbruch zu haben. Ich war zum ersten Mal ohne Ludwig, allein in diesem Albumfilm. Doch das Ganze hat dem Album einen gewissen Ruck gegeben. Ich fand mich in einer unbeschwerten Situation wieder, in der ich fröhliche Songs wie «Bounce zu Beats» schrieb.
Dein Albumprozess war von vielen Ups und Downs begleitet, wie du mehrfach auf Instagram erwähnt hast. Kannst du uns etwas darüber erzählen?
Die Entstehung des Albums dauerte schliesslich zwei Jahre. Das Album sollte ursprünglich schon im Sommer 2021 erscheinen, dann im Februar 2022, schliesslich wurde es dann der 3. Juni 2022. Dies hat damit zu tun, dass mich dieser Albumprozess fest mit mir selbst konfrontierte. Ich hatte eine Zeit, in welcher es mir nicht so gut ging und dies hatte auch Auswirkungen aufs Album. Ich war mental noch nicht bereit, das Album fertigzustellen. Sherry-ou zeigte mir, dass Geduld viel bewirken kann und in einem Prozess ein ausschlaggebender Punkt ist. Die Verarbeitung verschiedener Situationen brachte neue Songideen hervor. Im Nachhinein wurde mir klar, dass ich das Album unbewusst nicht fertigstellen wollte, bis ich diesen Reifeprozess durchgemacht habe.
Der berührende letzte Song «12» ist ein Brief an dein jüngeres Ich. Du hast als junger Mensch Mobbing erlebt und hattest starke Selbstzweifel, welche du aber mittlerweile überwunden hast. Welchen Ratschlag würdest du jemandem geben, der gerade dasselbe durchmacht wie dein junges Ich?
Du bist gut, genauso wie du bist.
Wie fühlst du dich, jetzt wo du dein Debütalbum mit der Welt teilen kannst?
Aufgeregt und unglaublich erleichtert. Es war eine lange Reise bis hierhin und dieses Album birgt für mich auch eine gewisse emotionale Last, die ich aufgearbeitet habe. Diese nun in Form von 15 Songs loszulassen und in die Welt hinauszuschicken, fühlt sich sehr befreiend an.