Greis und Hatepop mit einem Dubstep-Drum'n'Bass-Deathmetal-Wiegenlied?
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November
2022

«BALLÖÖN»

Greis und Hatepop mit einem Dubstep-Drum'n'Bass-Deathmetal-Wiegenlied?

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November
2022

«BALLÖÖN»

Greis und Hatepop mit einem Dubstep-Drum'n'Bass-Deathmetal-Wiegenlied?

Luca Mosberger
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Greis und Hatepop mit einem Dubstep-Drum'n'Bass-Deathmetal-Wiegenlied?
Quelle:
IG @greiseis
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Wie klingt es, wenn CH-Rap-OG und Chlyklass-Member Greis mit dem Kunstkollektiv Hatepop zusammenarbeitet, welches irgendwo im Mundart-Industrial Trap einzuordnen ist? So viel steht fest: Einen solchen Song hat die Schweiz noch nie gehört.

Mit welchen Musikgenres bringt man wohl Babies am besten zum Einschlafen? Geht es nach Greis und Hatepop-Mitglied Artbabe, lautet die Antwort Trap, Dubstep, Drum'n'Bass, Deathmetal und Hyperpop. Oder ein bisschen von allem, um auf die perfekte Rezeptur für ein Schlaflied zu kommen. Das aus dieser Formel ertüftelte Resultat, welches «BALLÖÖN» heisst, samplet sogar das gleichnamige Kinderlied von den «Schlieremer Chind». «Lueged ihr Lüüt, ich has Glück ide Hand. Chaufed die schöne Ballöön» singt der bekannte Kinderchor im Intro. Doch schnell kippt die fröhliche Stimmung. «Ballööööööön!» singt die plötzlich unheilvoll klingende Stimme wiederholt über das Einsetzen einer düsteren Bassline. Auch textlich beginnt sich der Song relativ schnell von den herkömmlichen Schlafliedern zu unterscheiden. Diese Lyrics wird man so wohl auf keiner Kassette der Schlieremer Chind hören:

«Schlaf, Chindli schlaf, e Sekunde heb dr Latz / Mami schlachtet Schaf, aui fiires ufem Platz / Fackle aues ab, di Schoppe e Molotov / aber bitte chliine Schatz: Shut The Fuck Up!»

Nun mag man sich zu Recht fragen, wie man auf die irre Idee für ein solches Songkonzept kommt. Die Antwort liegt darin, dass der Track in erster Linie für unter- oder unbezahlte Care-Worker:innen und nicht zwingend für Kleinkinder geschrieben wurde. Mit «BALLÖÖN» kritisieren Greis und Hatepop die Idealisierung von Kinderbetreuung als sinnstiftende und zauberhafte Tätigkeit. Noch heute tragen Frauen die Hauptlast der Care-Arbeit, dies meist zu miesen Bedingungen. Sei es die unbezahlte Betreuung von Kindern, Alten und Kranken im Familienverband oder die unterbezahlte Arbeit in Kindertagesstätten und in der Pflege. Die Pflege und Sorge um die Hilfsbedürftigen der Gesellschaft wird oft romantisiert. Wo Kinder, alte Menschen und Kranke auf Empathie und Sorgfalt angewiesen wären lässt sich oft Stress, Überforderung, Zeit- und Ressourcenmangel finden - bürgerliche Sparmassnahmen sorgen dafür, dass die Realität im Bereich der Care-Arbeitsbereich eher den Schilderungen von Greis entspricht, als dem romantischen Bild der aufopfernden Betreuerin, der Luft und Liebe als Ressource für den Knochenjob reicht.

Greis ist selbst Vater und kann daher auch ein Lied von den Struggles der Kinderbetreuung singen, beziehungsweise rappen. Sein Baby war sogar am Song beteiligt: Die düstere Bassline soll laut dem Rapper eine entfremdete Version des Flötenspiels seines Sohns sein. Es handelt sich wohl nur um eine Frage der Zeit, bis der Nachwuchs selbst die grosse Bühne rocken wird, womöglich als neuer Star im Dubstep oder Deathmetal.

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