Schon seit Anfang Jahr teasten die beiden Zürcher Rapgrössen mal mehr, mal weniger kryptisch ein gemeinsames Projekt an. Jetzt ist es endlich da: CH-Rap’s Äquivalent zu JAY-Z’s und Ye’s «Watch the Throne» erschien letzten Freitag und heisst passenderweise schlicht und einfach «Thron». Zuschauen tut sowieso schon die ganze Schweiz. Wir haben 5 Dinge am Album unter die Lupe genommen, die die hohen Erwartungen der Fans erfüllt, wenn nicht gar übertroffen haben sollten.
Wie auch schon auf EAZ’s Album «Apartment 32» entführt das Soundbild wieder in die goldene Ära des G-Funks. Wer das Album mit einem anständigen Soundsystem und geschlossenen Augen geniesst, sieht sich zwischen den Palmen der West Coast mit einem Lowrider cruisen. Verantwortlich für den unverwechselbaren Vibe des Duos sind in erster Linie die Physical Shock-Hausproduzenten ROB und Lii, die beide langjährige, treue Wegbegleiter von EAZ und Xen sind. Auch Producer O12 hatte seine Hände bei zwei Instrumentals im Spiel.
EAZ und Xen haben mit dem Song vielleicht nicht gerade das Swissrap-Rad neu erfunden, doch mit dem daraus erzeugten Moment CH-Rap-Geschichte geschrieben. «Motivé» war der erste Mundart-Song seit Lo und Leduc’s «079», der es an die Schweizer Chartspitze schaffte. Ob es mit der Eins in den Schweizer Albumcharts auch klappt, wird sich dieses Wochenende zeigen.
Das fantastische Gespür des Wetzikers für Melodien und catchy Hooks wurde schon in diversen LYRICS-Artikeln gelobt. Doch auf «Thron» brilliert der Rapper darin wieder derart stark, dass der Verzicht einer weiteren Erwähnung fast unverzeihlich wäre. Über die Hooks von «Motivé» oder «1 z'viel» müssen wir natürlich nicht reden. Aber auch auf Tracks wie «Soldiers» oder «Maske» sorgt EAZ mit leidenschaftlich performten Refrains für fiese Ohrwürmer.
Wenn es um technisch versierte Textzeilen geht, kann ihm auch nach 10 Jahren im Game kein CH-Rapper das Wasser reichen. Nicht enden wollende Reimketten werden den Hörer:innen auf Tracks wie etwa «Happy Home» um die Ohren geschlagen. Das ganze immer verbissen und grimmig vorgetragen mit gebellten Adlibs lässt Xen wie den Zürcher Sohn von Eminem und DMX klingen.
Xen und EAZ sind mehr als nur gut rappende Business-Partner. «Thron» bestätigt noch einmal, was auf dem Physical Shock-Sampler bereits klar wurde: Die beiden haben grossartige Chemie miteinander und funktionieren als Duo auch auf Albumlänge. Beide Artists haben ihre jeweiligen Stärken, die auf dem Album eindeutig zum Vorschein kommen. Interessant ist es für langjährige Fans der beiden aber auch zu sehen, wie sich die beiden musikalisch aneinander anpassen können. Etwa wenn EAZ gegen Ende von «Immerno kei Ziit» mit Xen Bars austauscht oder dieser auf «Contigo» für die Pre-Hook seine eigene RnB-Gesangstimme präsentiert.