Jordan Parat – Drill Sergeant EP | Review
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October
2021

Drill aus dem Hause Sektion Züri

Jordan Parat – Drill Sergeant EP | Review

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2021

Drill aus dem Hause Sektion Züri

Jordan Parat – Drill Sergeant EP | Review

Luca Mosberger
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Jordan Parat – Drill Sergeant EP | Review
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Jordan Parat meldet sich zurück mit seiner neuen EP «Drill Sergeant». Der Albumtitel ist als Wortspiel zu verstehen, denn er rappt auf allen 6 Songs auf Beats aus dem Drill-Subgenre. Ich habe mich mit dem Rapper getroffen und er erzählte mir von seinem neusten Projekt. 

«Ich bin der Coach, der Drill Sergeant, der den Leuten zeigt, wie der Sound zu klingen hat. Im strengen, aber liebevoll väterlichen Rahmen.» erklärt er mir lachend. Auf sechs Tracks rappt Jordan mit aggressiven Flows auf den für Drill typischen rollenden 808’s. Es ist bereits die vierte EP des Zürchers. Das neuste Projekt reiht sich ein in eine grosse Bandbreite aus verschiedensten musikalischen Stilrichtungen, die Jordan Parat alle bereits ausprobiert hat. Die wilde Reise durch seine bisherige Diskografie beginnt mit Strassenrap auf Trap-Beats, geht weiter über Afrobeat und Dancehall, mehreren Reggae-Songs auf seiner «150 %» EP und endet zuletzt mit ein paar Oldschool-BoomBap-Tracks auf seiner EP «Vitamin D». Auf «Drill Sergeant» probiert sich Jordan erneut an einem völlig neuen Soundbild aus. Dieses fiel ihm aber relativ leicht. «Ich fand meinen Zugang zu Rap durch Gangsta-Rap auf Trap-Beats. Bei Drill hatte ich dasselbe Gefühl. Deshalb fiel es mir von Anfang an leicht mich auf Drill anzupassen.»

Die grosse Vielseitigkeit des Künstlers ist beeindruckend. Einerseits will er sich nicht einer Nische zuordnen und beweisen, dass er mehr als nur einen Stil beherrscht. Andererseits hängt die Musik, die er macht, auch sehr stark von seiner momentanen Stimmung ab. «Ich fühle mich jeden Tag unterschiedlich, deshalb könnte ich nie nur auf BoomBap, Gangster-Rap oder Reggae festlegen. (…) Je nach Stimmung und Situtation verändert sich der Sound. So entsteht der Soundtrack zu meinem Leben.»

Die aggressive Natur des Drill-Raps lässt vermuten, dass in dieses Projekt viel von Jordans aktueller Stimmung eingeflossen ist. Sein Ärger über unauthentische Schweizer Drill-Rapper oder in die Brüche gegangene Beziehungen aus der Vergangenheit werden mehrfach thematisiert. Auf der Lead-Single «Sterbe für die Crew» manifestiert er, dass er sich zu 100 % nur noch auf seine Musik fokussiert und nur für seine Crew, Sektion Züri, sterben würde. Im Musikvideo wird er umgeben von den Jungs der Sektion und 20 Damen, denen er im Verlauf seines Lebens das Herz gebrochen hat, beerdigt.

Die Jungs von Sektion Züri tauchen nicht nur im Musikvideo, sondern auch auf der EP mehrfach als Features auf. Die vielseitige Rap Crew ergänzt Jordans Drill-Sound mit melodischen Hooks, Background-Vocals und kreativen Adlips. Er wollte niemand anderes featuren ausser seinen Jungs. «Es ist das erste Tape, dass ich vollständig im Sektion Züri-Studio aufgenommen habe. Da habe ich mir gedacht, es braucht niemanden anders.» Jordan erzählt mir, dass er viel von L Loko und Drini gelernt hat, was Adlips und Vocal-Melodien angeht. Diese Melodien helfen dem Projekt, einen eigenen Sektion Züri-Touch auf den Drill-Sound zu übertragen. Er merkt ausserdem an, dass sie als Crew auf fast allem rappen könnten, sogar Techno. MC Hero würde gerade an etwas in diese Richtung arbeiten.  

Jordan Parats Beerdigung im Musikvideo zu «Sterbe für die Crew»

Drill und Jordan Parat sind ein guter Match. Sein brachialer Stimmeinsatz wie zum Beispiel auf dem Track «Bombardiert» ergänzt sich sehr gut mit den Drill-Instrumentals. Seine energetisch geflowten und kompromisslosen Streetrap-Texte passen zu diesem Genre wie die Faust aufs Auge.

Thematisiert werden auf dem Projekt das Jagen nach Geld, krimineller Lifestyle und wilde Partys. Jordans spürbare Energie auf den Songs hat ihren Ursprung in seiner alltäglichen Frustration. Wütend wegen zerbrochenen Beziehungen, Major Labels und Rappern, die sich an UK-Klischees bedienen und «nicht die Energy haben» entlädt er auf diesem Projekt seine Aggressionen. Die Trennlinie zwischen Frustration über zerbrochene Beziehungen und Sexismus ist eine dünne und sie wird ab und zu auf der EP überschritten.

Beerdigt mit Tracksuit und Bier - Dreh zum Musikvideo von «Sterbe für die Crew»

Soundtechnisch kann man sich bei «Drill Sergeant» jedoch kaum beschweren. Fans der Sektion und von Drill-Songs mit harten Bässen sollten hier voll auf ihre Kosten kommen. Jordan Parat ist es gemeinsam mit L Loko und Drini gelungen, einen eigenen Drill-Sound zu entwickeln, der den melodischen Aspekt von L Loko und Drini in die brachialen und stumpfen Beats implementiert und sie so um einiges spannender macht. Die laute Perkussion eignet sich ideal für Moshpits bei Live-Konzerten der Gruppe. «Es ist wieder mehr «Gege-füre-Sound». Wenn wir ein Konzert haben werden, das wird bestimmt extrem geil. So richtiger Rage. Das passt zu diesem Drill-Soundbild. Die müssen dann den Club neu aufbauen am nächsten Tag.» bemerkt Jordan lachend.

Seit «Stich en Zivi» hat sich für Jordan Parat viel verändert. Die Sektion Züri-Crew hat es sich zur Mission gemacht, Schweizer Rap zu revolutionieren. Dies nicht mit total neuartigem Sound, sondern als Business. Drini erzählt mir vom massiven unausgeschöpften Potenzial in der Schweizer HipHop-Szene. Während unsere Landesnachbarn realisiert haben, dass man mit Deutschrap extrem viel Geld verdienen kann und jeder Rapper schon seinen eigenen Eistee hat, bleibt Schweizer Rap ein kleiner Mikrokosmos. Dies, obwohl wir alle nötigen Ressourcen hätten.

Drini, MC Hero und andere Besucher/innen von Jordans Grab im Video zu «Sterbe für die Crew»

Drini begründet das damit, dass hier die Firmen noch nicht verstanden haben, wie lukrativ Urban Music sein kann. Die Jungs von Sektion Züri haben die Vision, dass sie dies eines Tages ändern können und Schweizer HipHop eine verhältnismässig gleich grosse Rolle wie Deutschrap einnehmen kann. Ihre Beobachtung stimmt: Der Kontrast der Kommerzialisierung zwischen CH-Rap und Deutschrap ist beinahe absurd. Jordan erzählt mir, dass er sich bewusst dagegen entschieden hat, auf dieser EP wieder mit Namen zu dissen, obwohl es genug Gelegenheiten dazu gäbe. «Wir sind nicht mehr nur Künstler, wir sind jetzt auch Businessmen. Dissen ist Kinderspiel.» Die Crew musste seit ihren noch unprofessionellen Anfängen mit Handyvideos ihre Einstellung ändern und eine klare Grenze zwischen dem Dasein als Artist und als Geschäftsmann schaffen. So wollen die vier Rapper ihre Vision von einem kommerziell lukrativen Schweizer Rap Game als Business verwirklichen.

Der nächste grosse Schritt für Jordan Parat ist sein Solo-Album, dass 2022 erscheinen soll. Die EP entstand im Prozess zum Album. Von Anfang an waren ein oder zwei Drill-Songs für dieses Album geplant. Beim Aufnahmeprozess kam Jordan auf den Geschmack: Diese neue Stilrichtung machte ihm so viel Spass, dass er gleich mehrere Drill-Songs aufnahm. Weil er aber kein ganzes Drill-Album machen wollte, entschied er sich zuerst eine kleine EP aufzunehmen, bevor er sich ganz seinem Debut-Album widmen wollte. So entstand ein kleines rundes Projekt, auf dem er sich vorerst mit seinem neuen Stil austoben konnte. «Drill Sergeant» ist Jordan Parats letzter musikalischer «Infinity-Stein», den er à la Thanos vor seinem Album-Release sammeln musste. Jetzt, da er in allen dieser musikalischen Genres sein Können bewiesen hat, kann sein Album kommen.

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