So war das «Red Bull Symphonic» mit Loredana
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December
2021

Konzertkritik

So war das «Red Bull Symphonic» mit Loredana

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2021

Konzertkritik

So war das «Red Bull Symphonic» mit Loredana

Luca Mosberger
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So war das «Red Bull Symphonic» mit Loredana
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Welten, die kaum verschiedener sein könnten, trafen aufeinander: Im Konzertsaal des KKLs performte Loredana ihre grössten Hits, begleitet von einem professionellen Symphonieorchester.

Ein Konzept, dass mich zunächst skeptisch gestimmt hatte. Die Highlights des Abends und weshalb Loredana und klassische Musik doch gar kein schlechter Match sind, erfährst du hier.

Orchester und Autotune: Wie soll das funktionieren?

Eine Fusion zwischen HipHop und Klassik ist kein Ding der Unmöglichkeit, es kann sogar fantastisch klingen. Ein positives Beispiel wäre da die Performance von OG Keemo und Jorja Smith, die gemeinsam mit dem WDR Funkhausorchester ein Medley aus ihren Songs «216» und «Blue Lights» aufführten. Doch damit der eigene Sprechgesang auf der professionellen Instrumentalisierung eines Symphonieorchesters nicht völlig deplatziert wirkt, erfordert das ein sehr starke Stimmkontrolle, jedes Wort muss sowohl Ton als auch Takt treffen. Und Loredana ist weder OG Keemo noch Jorja Smith.

Am Red Bull Soundclash 2019 hatte Loredana bereits einen ihrer seltenen Live-Auftritte. Mit durchlaufendem Playback und eher ungraziösem Einsatz von Autotune war ihre Performance keines der vielen Highlights des Abends. Die Vorstellung einer Kombination zwischen diesem Sound und klassischer Musik liess mein Herz nicht gerade höher schlagen. Der Name der kontroversen Rapperin reicht eigentlich schon, um Hallen zu füllen. Dass die Musik dann auch gut klingt, ist keine zwingende Voraussetzung. Wie hoch Red Bull die Messlatte ansetzen würde, war mir nicht im Voraus klar. Trotz allem versprach das Red Bull Symphonic ein hochspannendes musikalisches Grossevent zu werden, auch dank den vielen angekündigten Gastauftritten.

Heimspiel für Loredana

Auch wenn Loredana den Grossteil ihrer Fans in Deutschland oder in Kosovo-Albanien hat, ist sie enger mit der Schweiz verbunden als sich viele bewusst sind. Loredana lebt in Emmenbrücke und wohnt damit nur sieben Minuten vom KKL entfernt. Loredana fühlte sich deshalb auf der Bühne wie zu Hause und war nach eigener Aussage kaum nervös.

Loredana im KKL.
Ein bunter Haufen

Die Zuschauermenge am Abend war altersmässig sehr gut durchmischt. Erstaunlich viele Erwachsene sassen in den Reihen, obwohl die Zielgruppe von Loredanas Musik deutlich jünger gilt. Viele Junge konnten sich die für das KKL typischen hohen Preise vermutlich gar nicht leisten, und nur die Die-Hard-Loredana-Fans schafften es somit an die Aufführung. Ein aufmerksames Auge entdeckte auch viele bekannte Namen in den Sitzreihen, seien es Instagram-Bekanntheiten wie Aditotoro, «Bounce»-Moderatoren Pablo und LCone oder Deutschrapper Reezy, die sich alle den Abend nicht entgehen lassen wollten.

Vorhang auf

Schon beim dramatischen Intro des Konzerts wurde klar, dass die Messlatte hoch gesetzt wurde und nur Profis am Werk waren. Die fantastische Neuinterpretation von Lillo Scrimali der Loredana-Instrumentals klang bombastisch. Die Streicher verwandelten die Ohrwurm-Trap-Melodien der HipHop-Produzenten Miksu und Macloud in epische Hymnen, ohne an deren Catchiness einzubüssen. Die manchmal etwas simpel und plastisch klingenden Beats erhielten eine nie dagewesene Dramatik und Imposanz. Die Melodien und Perkussion wurden vom Orchester und einem Schlagzeuger gespielt, während die 808-Bässe aus riesigen Subwoofern durch den Konzertsaal wummerten.

Als wäre das noch nicht beeindruckend genug gewesen, lieferte Loredana die wahrscheinlich beste Performance ihrer bisherigen Live-Karriere. Ohne Autotune und Playback (stattdessen mit Backup-Sängerinnen) performte die Rapperin ihre Hits beinahe makellos. Verspielt tänzelte sie immer wieder zur Musik über die Bühne und animierte die Zuschauer zum Mitsingen. Die Lichtshow verlieh dem Saal Farbe und untermalte die verschiedenen Stimmungen der Songs.

Ein guter Tag für CH-Rap

Unter den zahlreichen Gastauftritten an diesem Abend befand sich auch die Crème de la Crème der Schweizer Rap-Szene. Auf der Neuinterpretation des Instrumentals von Loredanas Song «Rockstar» performten Jamal, Dawill, Cinnay und Danase exklusive Verses, alle vier in Topform. Doch das Highlight des Abends war der Gastauftritt von Xen und EAZ mit «Hit ‘em up». Die beiden Dietiker versprühten mit ihrem energetischen Auftritt richtiges HipHop-Feeling, so gut das halt geht in einem edlen Konzertsaal mit Sitzreihen. Loredana lieferte einen dritten, noch nie gehörten Vers für den Song. Loredana schweizerdeutsch rappen zu hören war eine grosse Überraschung, eine sehr willkommene. Auch wenn sie ihren Text in der Mitte ihres Verses vergass, begeisterte sie mit ihrer Performance jeden vernünftigen CH-Rap-Fan im Raum und schrieb ein kleines Stück Schweizer Rap-Geschichte.

Loredana performt auf Schweizerdeutsch «Hit 'em up» mit EAZ und Xen.
HipHop Meets Classic

Was immer wieder für Lacher sorgte, war die chaotische Energie, die Loredana mit auf die Bühne brachte. Zwischen den einzelnen Songs improvisierte sie nach jedem Lied kurze freche Monologe, die ihrem Auftritt viel Charakter verliehen. «Boah, dieses Orchester ist so krass» stellte sie irgendwann fest. Gewandt zum Komponisten Lillo Scrimali erklärte sie dann: «Ich würde dich ja mit auf Tour nehmen, aber ich habe gehört, du bist zu teuer.»

Loredana scherzt mit Lillo Scrimali.

Ebenso gab sie bei der Ankündigung von Feature-Partnerin Delara zu, dass sie vergessen habe, ob diese jetzt aus Norwegen oder Schweden stamme und von da angereist sei. Kurz vor dem Gastauftritt von Yll Limani und Bausa merkte sie an, dass sie mit diesem Outfit total ins Schwitzen käme. Zurück kam sie ein paar Minuten später dann gekleidet in Hoodie und Jogginghose. Ihre konstante «No F*ck’s Given»-Attitüde wirkte im luxuriösen Konzertsaal des KKL so fehl am Platz und absurd, dass ihre gelegentlichen Bemerkungen als grossartige Comedy fungierten.

Loredana kehrt mit neuem Look zurück.
Das Ende des Rosenkriegs

Die kürzliche Trennung von ihr und dem kosovarischen Rapper Mozzik machte sich immer wieder bemerkbar. Seien es abgeänderte Lyrics der Songs wegen dessen Abwesenheit am Konzert: «Ich bin Bonnie, Bonnie, und auch Clyde». Ein paar von Loredanas grössten Hits featuren ihren Ex-Mann. Das Thema Trennung hing wie eine dunkle Wolke über dem Abend, weshalb Loredana dann auch ein paar emotionale, persönliche Worte ans Publikum richtete. «Ich habe mir mein Leben nie so vorgestellt, dass ich heirate und mich scheiden lasse. Aber das ist mir alles scheissegal, denn ich habe eine Tochter und sie ist das Wichtigste in meinem Leben.» Die 3-jährige Hana, die Tochter von Loredana und Mozzik, sass im Publikum und schaute sich das Konzert mit Gehörschutz an. Weiter sagte sie: «Ich bereue aber nichts, wir hatten eine wunderschöne Zeit. Ich glaube aber weiterhin an die Liebe, denn die Liebe ist etwas Schönes.»

Ein Herz für Hana

Dass Loredana ihre Tochter abgöttisch liebt, zeigte sich viele Male an diesem Abend. Immer wieder sprach sie von der Bühne zu ihr ins Publikum und holte sie dann auch auf die Stage. Ihre liebevollen Interaktionen mit der 3-Jährigen sorgten für viele Lacher und «Jööö»-Momente. Das Mädchen gewann die Herzen der Zuschauer im Sturm. Etwa als Hana ab und zu während dem Konzert eigenwillig über die Bühne spazierte, oder als sie mitten im Gespräch mit ihrer Mutter «Bobby!» schrie und begeistert zum Fotografen eilte. Spätestens als Hana beim nach ihr benannten Song zu Loredana rannte und sie innig umarmte, schmolzen die Herzen aller Zuschauer.

Fazit

Das Red Bull Symphonic war klanglich umwerfend und machte Spass. Die fantastische Komposition von Lillo Scrimali und Loredanas neue Live-Fähigkeiten harmonierten viel besser als erwartet und werden dem Übertitel HipHop Meets Classic gerecht. Sowohl Fans von Loredana als auch einfach von klassischer Musik dürften von dieser interessanten Sound-Kombination angetan sein. CH-Rap-Fans kamen mit dem schweizerdeutschen Part von Loredana und zahlreichen Gastauftritten ebenfalls auf ihre Kosten. Das Einzige, was das Konzerterlebnis eingeschränkt hatte, war die Location. Richtiges HipHop-Konzertfeeling blieb unvermeidbar ein wenig auf der Strecke. Moshpits über die Sitzreihen des KKL’s funktionieren nicht besonders gut, auch wenn es bei einigen Songs genug Anlass dazu gegeben hätte.

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