Manillios Reiz lag schon in seinen Anfängen in seiner musikalischen Frische. Entgegen dem Gros seiner Rap-Genossen orientierte sich der Solothurner am Puls der Zeit und bewies Mut und Offenheit mit seinem breitgezogenen Flow und seinen amerikanisch angelehnten Beats, von denen viele heute noch unter dem Prädikat «zeitlos» gefeiert werden können. Insofern war «Jede Tag Superstar» vor allem der Schweizer Szene voraus.
Damals noch Jung Äbi, heute Josha Hewitt: Der junge und unerschrockene Musiker tat sowieso, wie ihm gefiel. So auch bei Ab Arel und Silis Debut «Beidsitig Bedruckt» im Jahr 2016, das stilistisch und textlich bei manchen Hörenden stellenweise für Irritation zu sorgen vermochte. Dennoch zeigte es eine bis heute verkannte Portion an musikalischer Experimentierfreudigkeit, Verletzlichkeit und ein riesiges Gespür für Melodien. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Szene erst allmählich diversifizierte.
Rappender Produzent, BM-Legende und schon immer zu roh, um sich als Grösse zu etablieren. Sein Album «Trap Life» hatte 2015 vorweg genommen, was ihm viele – ob bewusst oder nicht – nachtaten. Purer und reduzierter Trap-Sound, der das Lebensgefühl von marginalisierten Strassentypen auf der Suche nach dem nächsten High verkörperte. Möglicherweise erschien Piments Album tatsächlich zu früh für den wohlverdienten Buzz.
Ähnlich wie dem Musikerfreund Manillio gelang auch dem Feuilleton-Liebling im selben Jahr (2009) ein zeitloser Wurf, dem in der Szene vielleicht noch ein bisschen weniger Gewicht geschenkt wurde. Mit einem etwas weniger zugänglichen, überdrehten und zugleich hochsensiblen Anstrich lieferte CBN Inspirationsstoff für Entdecker und Feingeister der Szene. Dass es dafür noch kaum ein Publikum gab, störte den Wahlzürcher bestimmt nicht. Heute ist seine Nonkonformität längst als Kunst etabliert.
Vor zwei Jahren erschienen, schien Nativs persönlichstes Album zunächst auf Grund seiner Marketing-Strategie etwas unter dem Radar zu laufen. Nach dem er wie viele Kollegen bereits Musik auf dem Streaming-Riesen veröffentlichte, entschied er sich, das Album zunächst nur als Digital-Buy anzubieten. Dem rundum gelungenen Werk fehlte es damit vielleicht etwas an der nötigen Reichweite. Der eigentliche Grund, weshalb dieses Werk in diese Liste gehört, geht jedoch auf seinen Inhalt zurück. Nativ widmete sich gesellschaftlichen Themen wie Rassismus, Sexismus und weiteren Elendszuständen der heutigen Welt. Themen, die wie im Beispiel Rassismus, in den vergangenen zwei Jahren noch brisanter und dringlicher im öffentlichen Diskurs stattfanden. «Baobab» gewann damit an Relevanz und wurde wohl von einigen erst im zweiten Anlauf entdeckt.
Seit Cobee im Dunstkreis der Berner Nativ und Dawill alias S.O.S. emporstieg, veröffentlichte er Musik, die niemand zuvor in dieser Form wagte oder erschaffen wollte bzw. konnte. Dafür liess sich erstaunlich schnell eine Fangemeinde bilden. Auf seinem Debutalbum «Chaos» – zuvor gab es von ihm nur den Hit «Trink mit mir» zu hören – war die Portion Chaos, Verstrahltheit und Experimentierfreude dann doch überraschend massgeblich. Wie bei vielen Werken die schrittweise Wege ebnen, kann man auch bei «Chaos» davon ausgehen, dass es erst deutlich nach Releasedatum richtig ankam.
Xens Debutalbum hievte Schweizer Strassenrap auf den nächsten Level. Enorm viel Liebe fürs Handwerk Rap, den Hunger eines Jugendlichen der bereit war wirklich alles hinein zu stecken und ein massgebliches Päckchen Struggles eines Secondos katapultierten dieses Werk innert Kürze an den CH-Rap-Horizont. Dort platziert wuchs «Ich gäge mich» unhinterfragt zum Meilenstein, weil das Album mittlerweile das Ende einer Zeit symbolisiert, in der sich Nachwuchsrapper noch an den Klassikern orientierten und ihre Sporen abverdienen mussten. Somit gehört Xens Debut auf diese Liste, obwohl es bereits bei Release auf grosse Resonanz stiess.