Nativ & Questbeatz – «Awful»
Saturday
,
3
.
March
2019

Album-Review

Nativ & Questbeatz – «Awful»

Saturday
,
23
.
March
2019

Album-Review

Nativ & Questbeatz – «Awful»

Nativ & Questbeatz – «Awful»
Quelle:
Nativs neustes Projekt mit Produzent Questbeatz «Awful» ist ein Sammelsurium von Hommagen und Einflüssen und ein offensichtliches Gegenstück zu Baobab. Ohne einen Anspruch an eine konkrete inhaltliche Thematik haben Nativ und Questbeatz ein Projekt präsentiert, das eher als eine Compilation starker Einzeltracks zu sehen ist, als ein Album mit einem inhaltlich roten Faden. Dabei bleibt jedoch teils die Konstanz ein wenig auf der Strecke liegen.

Nativ wird für dieses Album wohl einiges an Kritik zu hören bekommen – vor allem aus der eigenen Fanbase und das ist dem Berner wahrscheinlich auch bewusst. Er hat sich einen Namen als sozialkritischer Lyriker gemacht mit einer Affinität zur Selbstreflexion. «Awful» ist eine deutliche Abgrenzung zu dieser Rolle und ein Zeugnis von Independence. Eine wichtige Rolle innerhalb dieses Mindsets ist die musikalische Konzeption durch Questbeatz. Die Beats sind das Grundgerüst dieses Albums und der Hauptgrund, weshalb Nativ in eine völlig neue Rolle schlüpfen kann. Offensichtlich inspiriert von diversen Newschool-Artists, scheinen die Tracks Ausdruck dessen zu sein, was Nativ momentan hört. Das Album ist eine musikalische Umsetzung des Musikgeschmacks zweier Individuen und nicht ein Projekt, das der Erwartungshaltung, Nativ gleich Sozialkritik, gerecht werden soll.Ein Beispiel, welches diesen Aspekt gut verdeutlicht, ist der Track «Atlanta». Eine Playboi Carti-Hommage, die den Fun Factor auf Cartis letztjährigem Album «Die Lit» ziemlich gut einfängt – Carti-type-Adlibs inklusive. Nativ spielt mit seinem Flow und ersetzt komplexe inhaltliche Gedankengänge durch Lines mit Witz – «I isse Lean mit Pasta». Questbeatz’ Produktion zeigt sich hier auch in ihrer wichtigsten Rolle, denn sie trägt Nativ gewissermassen durch das Album. Die Kombination Questbeatz und Nativ ist authentisch und organisch und gerade «Atlanta» funktioniert als Track, weil der Beat und die Vocals extrem gut harmonieren.

<span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span><span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span>

Die Höhepunkte auf «Awful» finden sich meiner Meinung nach in den Tracks «Octavia», «D4L» und «Dice». Drei Songs, die ziemlich verschieden klingen und vielleicht gerade deshalb herausstechen. «D4L» verkörpert eher einen Vibe, der bereits auf «Baobab» durchgeschimmert ist. Eine gesammelte, ruhige, fast melancholische Stimmperformance Nativs – jedoch gespickt mit einer leicht arroganten Art, die sich auf ganz «Awful» finden lässt. Dies nicht im Sinne von Überheblichkeit, sondern aus Flex-Gründen. «Dice», der wohl technisch stärkste Track des Albums, treibt zumindest das Flowflexing auf die Spitze. Nativ nimmt sich einem schwierigen Beat an und schafft es unter anderem dank sehr unterhaltsamen Adlibs, dem ganzen Track eine sehr lebhafte, animierende Dynamik zu verleihen. Der meiner Meinung nach beste Track des Albums ist «Octavia». In «Octavia» kommt die beste Stimmperformance mit dem besten Instrumental zusammen und zeigt letztendlich das volle Potenzial der Kombination Questbeatz und Nativ. Denn sowohl der Beat als auch die Vocals stechen hervor und machen Nativ nicht zwingend zur Hauptfigur des Tracks. Generell verleiht sich Questbeatz durch extrem markante Beats eine Stimme auf «Awful», ohne selbst Vocals zu haben.

<span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span><span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span><span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span>
<span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span><span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span><span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span>
<span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span><span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span><span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span>

Fazit

Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass «Awful» den Hörer nicht sprachlos mit Kinnlade unten vor den Boxen sitzen lässt. Nativ und Questbeatz haben ein Experiment gewagt und definitiv ein bemerkenswertes Album abgeliefert, aber wie gesagt: Es fehlt ein wenig an Konstanz und vielleicht auch an einem Impuls, etwas völlig Neues zu wagen. Auch die Gastverses von COBEE, Pronto und Stereo Luchs sind sehr solide, aber nicht extraordinär. Wäre jeder Track wie «D4L», «Dice», «Doucement» oder «Octavia», wäre die Schweizer Messlatte definitiv verschoben worden. So bleibt es jedoch «lediglich» ein starkes Album. Und ganz ehrlich: Es hätte überrascht, wenn das Album nicht gut gewesen wäre. Es hätte aber auch überrascht, wenn sich ein etablierter Lyricist mit einem eher inhaltsmageren Newschool-Tape in den Trap-Olymp katapultiert hätte. Und was zu erwarten war, ist auch eingetroffen. «Awful» ist ein gutes Album mit einigen Standout-Tracks und keinem langweiligen Song. Nicht viel mehr, nicht viel weniger.

Rating: 5/6

Artikel kommentieren

Artikel kommentieren

Empfohlene Artikel
No items found.

Weitere Artikel

mehr anzeigen
No items found.
No items found.
No items found.