Trotz Magenproblemen und beachtlicher Nervosität brachte Ali die maximale Power direkt aus Chur mit. Er entlud seine ganze Energie so gewaltig im Studio, dass sich Fler in Berlin wohl gleich einpisste. Das kraftvolle Instrumental versprach schon viel und Ali toppte das Ganze mit brutalen Punches, die die Crowd noch einmal richtig feiern liessen. Ausserdem schmiss er mit Pop-Culture- und Anime-Referenzen nur so um sich.«Dini Fründin frisst a Packig Mentos Peppermint und got füre grösseri Sach ufd Knü wie Colin Kaepernick»https://youtu.be/_0JdquxkLRc?t=23133
Vas Angelov hat sich bei der Auswahl seiner Cypher-Beats sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Er wagte sich an «Bitch, don’t kill my vibe» von Kendrick, «Pound Cake» von Drake, den «Gangsht»-Beat und sogar «Lucky you» von Eminem und Joyner Lucas. Einige wenige Male verlor Vas den Faden, ihm aber, angesichts seines offensichtlich hohen Skill-Levels, seiner Double- und Triple-Time-Passagen und seinem erfrischenden Flows, gerne verzeihen ist.«I’m slick wit’ it for ev’ry lyric written / bout to get it back out, my slip is so fitted»https://youtu.be/_0JdquxkLRc?t=2347
Was für ein Start?! Zusammen mit Manillio eröffnete Lo den Cypher 19 – und zeigte direkt, was ihn zu einem der begabtesten Lyriker der Nation macht. Selbst nach dem zehnten Hördurchlauf wird man wohl noch nicht alle Wortspiele und Punchlines gefunden haben – schliesslich wird ja noch heute über die Texte vom letzten Jahr gegrübelt. Sicher einer der unterhaltsamsten und definitiv einer nachhaltigsten Parts des Tages. Extrapunkt gibt's für die makellose Präsentation ohne nur einen Hauch von Aussetzer.«I dine Verse keni Lines u kes bitzli Talent / i dine Sätz häts Schribfähler, uf mine Patent»
Der Berner Zeitblock war dieses Jahr mit nur sechs Acts sehr kurz. Als Veteran und Cypher-Lord waren die Spit-Fähigkeiten Knackebouls also noch mehr gefordert. Er präsentierte sein ganzes Talent, Metaphern und Sprachbilder inklusive. Knack riss das Studio nach einem eher schwachen Berner Block ab – natürlich mit dem Stock in der Hand.«Ig hane Waffe, die heisst Intellekt, true Homie / I bi wie Mundart, i ha kes Imperfekt, du scho, Bitch»https://youtu.be/5oX6BeZH8vI?list=PL2iYzyNbKTEy7ctTikcpQACcyGuAqWNL-
GeilerAsDu-Frontmann Luzi hat sich eine ganze Reihe ausgeklügelter Rhymes ausgedacht. Referenzen und Kritik an Tekashi 6ix9ine sowie Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro oder SVP-Politiker Christoph Blocher prägen den Part von Luzi. Der Luzerner wagt sich damit auf ein Dance-Instrumental und erreicht damit sphärische Dimensionen.«Es isch GAD all day, Lüüt aschreie, Tüfgang babe / jedi Show meh tropfende Schweiss als im ganze verdammte Rocky-Franchise»https://youtu.be/_0JdquxkLRc?t=22280
Was für eine Quote: Zum zweiten Mal am Cypher, zum zweiten Mal in dieser Liste! Der Cypher 2018 war Jamals Geburtsstunde. Am Cypher 2019 konnte er diesen Geschichtsträchtigen CH-Rap-Moment sogar noch übertreffen. Eingestiegen auf einem ruhigen Beat, spittete der Winterthurer Truth, ohne dabei sein lyrisches Talent links liegen zu lassen. Jamal bewies wieso er als Newcomer #1 gehandelt wird und steigerte sein hohes Level an Musikalität von Part zu Part. Einer der momentan realsten Rapper im Game.Jamal wird auch am LYRICS Festival am 23. Februar in der Kanzlei in Zürich auf der Bühne stehen.«Mich tribt ihri Oberflächlichkeit in Wahnsinn / mer lacht wemmer d Hand git und schnurrt nachem Abschid, ich hasse das Game»https://youtu.be/_0JdquxkLRc?t=14473
Letztes Jahr beschenkte er den Cypher mit einem Part auf sage und schreibe 16 verschiedenen Beats. Auch dieses Jahr brachte 24 Dias über 15 Beats mit und rasierte ein weiteres Mal jeden einzelnen davon. In gewohnter Manier liess er es Punchlines regnen und feuerte in sämtliche Richtungen. Die Erwartungen waren hoch und Dias erfüllte sie problemlos. Die Frage die es 2019 zu beantworten gilt: Ist 24 Dias nur ein Cypher-Rapper oder kann er sein unglaubliches Schreibtalent auch auf einer Single beweisen?«Ich ha Punches, kabutti Nase wie de Vitali / i de Not rupft de Tüfel au Ritalin»
Soldi steppte ans Mic und landete alle, aber auch wirklich alle Punches die es zu landen gab tief unter der Gürtellinie. Soldi drehte zunehmend am Assi-Regler und bewies dabei, dass es pure Kunst ist, die Punchlinedichte so geballt zu halten und trotzdem cool und laissez faire zu bleiben. Auf Political Correctness wurde hier geschissen, gehört trotzdem gefeiert.«Dreihe mini Rundene am Block, uh dä Cheib / vertreit dene Hurene de Chopf, uh dä Cheib»https://youtu.be/_0JdquxkLRc?t=21077
Maurice Polo ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er versteht es, nicht nur anspruchsvolle Vergleiche und Metaphern zu kreieren, sondern auch ein «Ich schisse uf din Grind wie Tuube» völlig selbstverständlich in seinen Part einzubauen. Makellose Delivery, Style on point und eine Aura, die aufhorchen lässt.«Bin so sick wienen Pfnüsel, du stinksch wienen Güsel / heb emal d Schnurre, druck di us wienen Püggel»https://youtu.be/_0JdquxkLRc?t=19086
Natürlich kommt das Beste zum Schluss. Bis jetzt verwandelte Mimiks jeden Cypher in einen Mosh-Pit. Nach einer Absenz 2018 war er gestern zurück und kündete gleich ein Album für das laufende Jahr an. Mit 100 Bars stimulierte die Glückshormondrüsen der Zuhörer, schoss gegen Bünzlirapper, Hundefilter und die Fakeness im Schweizer Game. Mimi is back!Mimiks wird auch am LYRICS Festival am 23. Februar in der Kanzlei in Zürich auf der Bühne stehen.«Wieso bisch du glücklich Alter / lueg ich weiss was de Pablo vo dir würklich halted»