Bling Bling hielt während der 1980er Jahre Einzug in der Welt von Rap und Hip-Hop. Größer, glitzernder, mehr Karat und edlere Materialien waren ein Symbol dafür, es geschafft zu haben und sich von der Masse absetzen zu können. Der Trend diente zudem dem Ausdruck von Individualität. Doch wie so vieles in der Szene hat sich auch die Einstellung zu Schmuck mit der Zeit deutlich geändert. Werfen wir jedoch zunächst einen Blick auf die Anfänge.
Schmuck als Markenzeichen
Während der 1980er und 1990er gab es einen klaren Trend in Hinsicht auf Bling Bling: Größer, auffälliger, schwerer, absurder und vor allem MEHR sollte es sein. Halsketten, die eher an Fahrradschlösser erinnern, wurden nicht einzeln, sondern in Kombination mit zig weiteren Ketten getragen. Ohrringe, Armbänder und Armbanduhren glitzerten um die Wette. Einzelstücke waren nur noch deutlich zu erkennen, wenn sie wahnwitzige Größen aufwiesen.
Das Ziel war es, so auffällig wie möglich mit dem Gold und damit auch mit dem eigenen Erfolg zu protzen. Obwohl es merkwürdig anmutet, dass ausgerechnet Schmuck das Mittel der Wahl war und Bling generell eine eher feminine Konnotation aufwies, entwickelte sich daraus ein eindeutig maskuliner Wettkampf. Immer mehr, schwerer und teurer sollte es sein.
Die Konkurrenz nahm absurde Ausmaße an. Als Gold allein nicht mehr reichte, gewannen Platin und Diamanten an Bedeutung und Popularität. Ausgefallene Motive von der zwei Kilo schweren Eule als Anhänger bis zum mit schwarzen, diamantenbesetzten Controller wurden neben Namenszügen zu Markenzeichen.
Abgesehen von Größe und Material begann also vor allem auch die Individualität eine Rolle zu spielen. Passendes Bling Bling gab es in dieser Form für potenzielle neue Stars am Hip-Hop-Himmel als Signing-Bonus direkt von ihrem Label. Die Designer und Goldschmiede dahinter gelangten dadurch ebenfalls zu Ruhm. Doch das Protzen war nicht für die Ewigkeit bestimmt.
Das ist aus zwei Gründen verständlich:
Wenn Bling Bling nicht mehr zu übertreffen ist
Die immensen Mengen an edlen Metallen und Edelsteinen ließen sich zum einen nicht mehr übertreffen. Die Hip-Hop-Stars trugen teilweise Geldsummen um den Hals an den Ohren, Fingern und Armen, die der überwiegende Teil der Menschheit im Laufe ihres gesamten Lebens nicht verdienen werden. Unter diesem Behang noch Einzelstücke zu erkennen, wurde zunehmend schwierig. Sich voneinander abzusetzen oder sich durch das Protzen gegenseitig zu übertrumpfen war kaum mehr möglich. Aber nicht nur aus diesem Grund kam es zu einer Veränderung bei der Auswahl des Schmucks.
Herstellung aus Blutdiamanten?
Obwohl Schmuck ein wichtiger Faktor im Hip-Hop-Universum war und nach wie vor ist, wuchs neben der Szene auch das Bewusstsein für die Herkunft der Diamanten. Damit entstand eine neue Einstellung. Die in Afrika gewonnen Blutdiamanten zu tragen, um den eigenen Erfolg zur Schau zu stellen, bekam einen bitteren Beigeschmack. Aus diesen beiden Faktoren entwickelte sich eine neue Form des Umgangs mit dem Bling Bling.
Understatement als neuer Trend
Mehr und immer mehr zu protzen und zu prahlen, wurde abgelöst von ausgewählten und einzelnen Stücken. Es handelte sich hierbei oftmals um Unikate, die speziell für den jeweiligen Star designt wurden. Individualität und Understatement, elegantere Versionen des ehemaligen Übermaßes standen nun an erster Stelle. Damit wurde der Schmuck auch für mehr Menschen erschwinglich, ohne dabei an Exklusivität zu verlieren. Und auch, wenn edle Eleganz in den Fokus rückte - auf Edelsteine und hochwertige Materialien wird nicht verzichtet. Das zeigt sich vor allem bei den Armbanduhren. Hier werden im Luxus-Segment in aufwendiger Handarbeit mechanisch perfektionierte Modelle geschaffen.
Wann ist es Bling Bling und wann ist es fake?
Die Antwort auf die entscheidende Eingangsfrage ergibt sich vor allem aus der Bedeutung, die dem Bling Bling zugemessen wird. Es soll den eigenen Erfolg ausdrücken und repräsentieren. Darüber hinaus Hochwertigkeit, Individualität und seit dem Umdenken durch Blutdiamanten nicht nur Stil, sondern auch das eigene Bewusstsein zum Ausdruck bringen. Als Fake gilt daher alles, was diesen zugegeben hohen Ansprüchen nicht gerecht wird. Es geht also schon lange nicht mehr nur um die Optik, sondern vor allem um die Qualität dahinter und die damit verbundene Aussage. Aufgrund des aktuellen Trends zum Understatement wird ein zu viel an Schmuck ebenfalls als Fake gewertet. Die Einstellung reicht also weiter, als nur außerhalb des Trends zu sein. Wichtig ist stattdessen Authentizität, die zur eigenen Person passt und diese widerspiegelt. Dadurch muss es nicht das übermäßig große Bling Bling sein, das sofort ins Auge sticht. Eine edle Armbanduhr mit individuellem Wert und Persönlichkeit kann dem ebenfalls entsprechen. Was erst auf den zweiten Blick auffällt und viel Raum für Geschichte, Vorliebe und damit einen eigenen Charakter bietet, ist authentisch und interessant. Schon lange gilt nicht mehr die «In your face»-Attitüde, die eng mit Hip-Hop verbunden zu sein scheint. Stattdessen werden wahre Kenner eher auf ihre Kosten kommen, die auf Details achten und tiefgründiger denken.
Eine Szene wird erwachsen
Zu vergleichen ist die Entwicklung des Bling Blings ebenso wie Hip-Hop an sich mit einem wichtigen kulturellen Einfluss, der erwachsen wird. Ging es zunächst darum, möglichst auffällig und übertrieben, aggressiv und dominant zu sein, wird jetzt deutlich mehr Wert auf Reflektion und Tiefgang gelegt. Vorbei sind die Zeiten von «over the top» und an ihre Stelle ist ein reiferes Bewusstsein getreten, das sich sehr eindeutig in der Wertung von Bling Bling zeigt. Ausgefallene und edle Stücke sollen es sein, die nicht durch Größe und Gewicht ins Auge fallen - sondern durch filigrane Details und Handwerkskunst. Sie laden zum Betrachten ein und stellen nach wie vor einen Teil des persönlichen Looks dar, jedoch ohne dabei alles andere zu überschatten.
Schmuck ist individueller Luxus
Billige oder besonders auffällige und große Schmuckstücke werden sofort als Fake enttarnt. Besser ist es daher, in wenige aber hochwertige Elemente zu investieren und diese als ebendas zu behandeln und zu tragen, was sie sind: Luxus, der sowohl Erfolg als auch erreichte Ziele und Persönlichkeit ausdrücken soll. Keinesfalls sollte Bling Bling als Mittel zum Zweck und nur nach Trend ausgewählt werden. Hier zeigt sich lediglich, dass der Sinn dahinter nicht verstanden wurde und ein Möchtegern ausgewählt hat. Der Inbegriff von «fake» also, der eher dazu führt, nicht ernstgenommen zu werden und unreif zu sein. Klasse vor Größe sollte die Devise sein und das gelingt mit den passenden Marken ganz einfach.