Compton liegt zwischen Hinwil und Uster
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July
2021

Review: EAZ – «Apartment 32»

Compton liegt zwischen Hinwil und Uster

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2021

Review: EAZ – «Apartment 32»

Compton liegt zwischen Hinwil und Uster

Luca Thoma
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Compton liegt zwischen Hinwil und Uster
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Mit «Apartment 32» liefert EAZ das meisterwartete CH-Rap-Album des Jahres. Es ist eine formvollendete Verbeugung vor den Klassikern der Westcoast und stilistisch etwas vom Besten, was die Schweiz je gesehen hat.

Am Anfang ist da dieser psychedelische Synthesizer, dieser hypnotisch-langsame Groove. Dann schlägt der Bass aufs Trommelfell und das Keyboard orgelt im Hintergrund. Innert Millisekunden ist klar, wohin die Reise mit EAZs Debütalbum «Apartment 32» geht: Es ist eine Zeitreise, die uns in das goldene Zeitalter des G-Funks katapultiert – die uns das Gefühl gibt, in einem MTV-Video mit einem Eimer Fried Chicken und einer Maxiflasche «Olde English» durch Compton zu laufen oder entspannt in einem Lowrider mit Joint im Mundwinkel über den Mullholland Drive zu brettern.

Aber der Raum, in den EAZ uns einlädt, ist kein Museum. Die Referenzen sind kristallklar, doch der Wetziker MC feiert keinen peinlichen Kostümball. Vielmehr übersetzt er ein Lebensgefühl, das er minutiös studiert und verinnerlicht hat, ins Hier und Jetzt und in die Schweiz. EAZ fährt nicht nach Los Angeles, er holt Kalifornien in die Schweiz. Compton liegt 2021 nicht mehr auf halbem Weg von Long Beach nach Monterey Park, sondern zwischen Hinwil und Uster. In f*cking Wetzikon. Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

EAZs Westcoast-Hommage geht ein schon lange andauernder Nostalgie-Trend für die 00er-Jahre voraus:

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Selten waren die Erwartungen an ein Schweizer Rap-Release so hoch wie bei «Apartment 32». Und noch seltener wurde so viel Hoffnung in ein Debütalbum eines Künstlers gesteckt. Doch kein Wunder: EAZ ist schon länger im Game als mancher Studentenrapper. Schon 2010 drehte er seine ersten erfolgreichen Runden auf YouTube – damals noch als Eazy A. Und bereits 2012 sagte der freche Jungspund auf einem seiner ersten Hits: «Hallo Schwiiz». Spätestens 2015 nach «K.I.N.G.» war der Wetziker MC in aller Munde. Ganz nach oben schaffte er es im Doppelpack mit seinem Sparring- und Businesspartner Xen aus Dietikon.

Der «Physical Shock»-Sampler war das Ereignis des Rap-Jahres 2017 und trotz der Über-Aura von Street-Baba Xen musste sich EAZ nicht hinter ihm verstecken. Auf den Hooks zu «Alé» und «Sit Tag 1» schöpfte er aus dem Vollen und profilierte sich mit seinem Wahnsinns-Gespür für Melodien. Diesbezüglich kann ihm schweizweit kein anderer Artist das Wasser reichen. Auch als Solo-Artist blieb der Wetziker im Gespräch, sei es mit albanischen Sommerhits oder hungrigen Features für seine Wegbegleiter Xen und Luuk. Doch nun ist Schluss mit den Häppchen: EAZ serviert das ganze Menü auf Albumlänge.

Um es gleich vorwegzunehmen: «Apartment 32» ist ein Ereignis. Wie der Songtitel «Scarface» verrät, ist das Album ein absoluter Blockbuster-Streifen. EAZ hat ein formvollendetes Stück Kunst geschaffen, das es hierzulande so noch nie gab. Wer die schwierige Story des charmanten Wetzikers kennt und weiss, wie lange er schon alles auf die Musik setzte und auf den Durchbruch hoffte, kann nur staunen, wie unverschämt locker und unverkrampft diese doch sehr unkonventionelle Scheibe daherkommt. Formeln für den schnellen Hit gäbe es ja genug.

Das unbestrittene Highlight des Albums ist sein Soundbild: ROB, Lii, Xen und Eu93ne haben EAZ vom Durag bis zu den Sneaker ein perfektes G-Funk-Outfit geschneidert, in dem der Westcoast-Fan ganz befreit ballen und dribbeln kann. Als Mitspieler hat er sich neben Homie Xen den Sänger Ayo Hope aus Wetzikon, der vom «Blick» einst zum «Zürcher Justin Bieber» ernannt wurde, und die Zürcher Newcomerin Lizh auf seinen musikalischen Basketball-Court geladen. Während der Dietiker Lokalmatador sich auf der hauseigenen Beat-Unterlage sichtlich wohl fühlt, fallen die anderen beiden Gäste nicht mit Glanzmomenten auf, liefern aber solide Hooks.

Ein wahres Freudenfest ist das Album für die besonders eingefleischten West-Coast-Nostalgiker, die sich ganz tief in die Songs und Instrumentals hineingraben können, um die Referenzen herauszubuddeln. Alleine schon Songtitel wie «Mama’s Just a Little Girl» und «Music and Me» honorieren Grössen wie 2Pac und Nate Dogg. Und ein Schelm, wer auf «Where The Party At» Carlos Santanas legendäres Gitarrenriff von «Maria Maria» herauszuhören glaubt.

So perfekt das Soundkostüm ist, an den Texten werden sich die Geister scheiden. Zwar weiss der Wetziker durchaus mit originellen Reimketten zu punkten und versucht sich auf der 2Pac-Hommage «Mama’s Just a Litte Girl» auch als Storyteller, was ihm ebenfalls nicht schlecht gelingt und auf eine erfrischende Weise an alte Bushido-Songs wie «Alles verloren» erinnert, doch Textpassagen wie «Mir gönd zäme uf e Rundi um de Block. Heiz en Jay, spöter frögt sie nachre Rundi uff mim Cock» werden wohl keinen Feminismus-Preis gewinnen und erinnern in ihrer Plumpheit eher an das Macho-Gehabe von halbwüchsigen Schülern.

Derweil treibt der Wetziker MC auf seinem Westcoast-Film das Spiel mit den Anglizismen auf den Gipfel: Passagen wie «Life is a bitch, ziehn ihre de Slip übers Face/ scheiss uf all dini Gs, woni wie Haze heiz» werden dem einen oder der anderen wohl ein bisschen zu viel des Guten sein. EAZ selbst werden solche Haarspaltereien wiederum kaum interessieren. Lieber pafft er entspannt eine Lunte im Chevy64 und fährt in Richtung Sonnenuntergang. Hoffentlich macht der bald wieder einen Zwischenstopp im Studio.

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