Der Song, der in der letzten Zeit durch die spanische Netflix-Serie «Haus des Geldes» wieder einen Hype genoss, wurde im Zweiten Weltkrieg zur Hymne der italienischen Partisanen und ist von antifaschistischen und sozialistischen Bewegungen nicht wegzudenken, weshalb er eindeutig zum 1. Mai gehört. Hier die deutsch-italienische Version:
Die Hymne der Antifaschist*innen, Kommunist*innen, Anarchist*innen und Sozialist*innen hat inhaltlich viel mit der Rap-Kultur gemeinsam und wird deshalb immer wieder neu interpretiert. So wurde der Song in Deutschland beispielsweise von Sun Diego & Veysel aufgegriffen, wobei diese wohl eher auf der Hype-Welle von «Haus des Geldes» mitreiten wollten. Der französischen Rapper Rémy hat das Lied gerade im Kontext der Gillet-Jaune-Proteste in Frankreich passend umgesetzt.
In der deutschen Rap-Szene gibt es einige Grössen, die sich musikalisch gegen den Kapitalismus und Faschismus engagieren und damit grossartige Tracks produzieren — so auch der bekennende Antifaschist DISARSTAR. Sein neuestes Album sagt mit dem Titel «Klassenkampf und Kitsch» eigentlich genug aus, reinhören solltest du aber trotzdem noch. Schon zuvor hat sich DISARSTAR politisch gezeigt, in Tracks wie «Alice im Wunderland» erklärt er uns, wie die Privilegien der Mittel- und Oberschicht funktionieren und kritisiert Parteien wie die AfD oder FDP. Auf dem Track «Riot + Robocop» zeigt der Hamburger, was passieren kann, wenn sich die Unterdrückten nichts mehr gefallen lassen. In diesem Interview erklärt er, was es mit der antifaschistischen Bewegung auf sich hat und was für Vorurteile herrschen.
Hanybal, der von DISARSTAR auf «Glücksschmied» auf dem Album «Klassenkampf und Kitsch» gefeatured wird, kommt aus der ähnlichen politischen Ecke und auch dabei sind geladene Tracks entstanden. Auf seinem Album «Haramstufe Rot» schildert er im Track «Schöne neue Welt», wie wir durch seichte Unterhaltung, bunte Fernsehbilder und Dschungelcamp vom Elend der Welt abgelenkt werden — oder uns ablenken lassen.
Auch die notorisch politisch inkorrekten Rapper von K.I.Z. machen darauf aufmerksam, wie weite Teile der Arbeiterklasse ausgenutzt werden und halten dieser im Track «Boom Boom» den Spiegel vor mit Lines wie: «Vor der Glotze sauer auf den scheiss Sozialschmarotzer / Anstatt auf den Chef, der mit dem Geld aus eurer Arbeit / Seiner Tochter noch ‘nen Lamborghini kauft / Alter, dann verdient ihr’s auch / Doch wir versteh’n, ihr regt euch lieber über Brangelina auf.» Ja, der Untertanenstolz ist spätestens jetzt verletzt.
Auch in der Schweiz ist systemkritischer, politischer Rap gut vertreten. Ein besonders spannendes Projekt ist das Album «Schiiwerfer» von Göldin & Bit-Tuner. Das Album wurde auf besonders spektakuläre Weise releast: Statt des üblichen YouTube- und Spotify-Uploads haben sie in Zusammenarbeit mit dem digitalen Kunst-Kollektiv «Bitnik» eigens eine Website kreiert, wo das Album mit faszinierenden Videos und Grafiken gehört und heruntergeladen werden kann. Der Track «Ghost Town» erzählt von der Macht, die die Jungen haben, wenn sie sich auf die Strasse wagen.
Als Politik-Zentrum der Schweiz hat Bern eine lange Tradition des Polit-Raps. So erzählen die Juno Boys in ihrem Song «Frei si» von der gewünschten Freiheit, die sie haben werden, wenn sie endlich auf den Trümmern des Systems tanzen können.
Auch die Berner Rap-Legende Greis schreckt fühlt sich mit politischen Themen wohl. So erzählt er in der vierteiligen Serie «Ferdinand» vom Leben ebendieses Berners. Im Song «Ferdinand 2» beschreibt Ferdinand in einem Brief, wie er nach Spanien reiste, um sich den Antifaschisten anzuschliessen. In diesem Sinne: ¡No pasarán!
Ein wichtiger Teil der Schweizer Gesellschaft sind die Gastarbeiter*innen. Ob aus Italien, Ex-Yugoslavien oder Sri Lanka — Menschen, die ihr Glück in der Schweiz suchten und zu einem wichtigen Standbein der Schweizer Wirtschaft & Gesellschaft wurden, sind längst unsere Mitbürger*innen, Nachbarn und Freunde. Dabei hatten und haben sie es alles andere als einfach, müssen sich mit Ausnutzung, schlechten Arbeitsbedingungen, Fremdenfeindlichkeit und Heimweh herumschlagen. Milchmaa hat diesen Struggle in seinem Track «Geld pflücka» sehr eindrücklich eingefangen. Ein Hoch auf unsere Gastarbeiter*innen!
Unser «Working Class Hero» darf auf der Trackliste zum 1. Mai natürlich nicht fehlen. Systemkritik, das Versagen des Kapitalismus aufzeigen und die Lügen der Mächtigen aufdecken, darin blüht Tommy in diversen Songs auf, wie zum Beispiel auf dem Track «Blasses Rot».
Dass im Pflegebereich zu viel gespart wird, Personal unter den strengen Arbeitsbedingungen und der Unterbezahlung leidet, darauf hat Tommy Vercetti schon vor der Corona-Krise und kollektivem Balkon-Klatschen aufmerksam gemacht. Sein letztes Album «No 3 Nächt bis Morn» wird von drei Kurzfilmartigen Videoclips unter dem Namen «Spitaldach» begleitet, worin Mitarbeiterinnen eines Spitals in einer Rauchpause ihre Struggels schildern. Denkt daran, wenn sich das nächste Mal Parteien für Sparmassnahmen im Gesundheitsbereich einsetzen.
«Am 1. Mai het d’Chaostruppe Muettertag.» Wo die Chaostruppe politisch steht, ist kein Geheimnis. Pünktlich zu ihrem Muttertag releast die Crew aus Bern heute ihr neues Album «Umverteilig (zu üs)». Einige Snippets sowie die Tracks «Nikotinfingergäub» und «D Wäut oder niemer» sind bereits sehr vielversprechend. Wir hoffen also, dass sich die Pandemie am nächsten 1. Mai beruhigt hat und dass es dann wieder heisst «Chum mir göh use!»
Ob Arbeiter*in oder nicht: Hör die Tracks, mach dir Gedanken und informiere dich, wofür sich politische Aktivist*innen in deiner Region heute einsetzen, zum Beispiel auf der Website der Revolutionären Jugend Gruppe. Und allen Arbeiter*innen wünschen wir einen schönen 1. Mai und danke für alles, was ihr leistet.