2017 setzte er mit «Club 27» ein Ausrufezeichen auf die Schweizer Rap-Karte. Für viele kam Don Fuego wie aus dem Nichts, dabei sammelte er bereits Jahre zuvor mit gseZHlos Rap-Erfahrung. Was man rückblickend als stumpfen Strassenrap bezeichnen könnte, ist mit dem Comeback-Album ernstzunehmender Musik gewichen. Rasch legte er nach: «Memento Mori» und Feature-Parts auf Projekten der angesagtesten Mundart-Rapper des Kantons zeigten, dass sein düsterer und direkter Stil nicht nur von zahlreichen Hörern, sondern auch von Rap-Genossen geschätzt wird.
«Donnie Cash» geht den nächsten Schritt. Don bleibt dabei gewohnt angriffslustig und dem Turn-Up frönend, zeigt nun aber vermehrt tiefere Einblicke in sein Inneres. Dank Hittek und Shvkal soundtechnisch am Puls der Zeit orientiert, erschafft er durch seine einnehmende, teils sehr langsame Vortragsweise, die ihm seine unverkennbare Bass-Stimme erst erlaubt, einen eigenen Zugang zum umtriebigen Leben des «Donnie Cash».
Wie ist dein Feeling zum Album eine Woche nach Release?
Wie auch schon vor Release fühle ich mich immer noch ein bisschen nervös und hyped. Wobei sich nun eine gewisse Erleichterung breit macht – nicht zuletzt dank den vielen guten Rückmeldungen. Die Leute schätzen und verstehen meinen Sound, das ist nicht selbstverständlich.
Der Vibe von «Donnie Cash» in wenigen Worten beschrieben?
Das kann man schlecht herunterbrechen. Der Vibe ist schlicht mein Leben in allen Facetten. Das bedeutet thematische Vielfältigkeit: von Emotionalem bis zum Moshpit – und doch spinnt sich ein roter Faden hindurch.
Wann hat die Arbeit zum Album begonnen und was war in dieser Zeit deine grösste künstlerische Herausforderung?
Ich habe im letzten Juni damit begonnen und war nächtelang damit beschäftigt, diesen Diamant zu schleifen. Es war eine intensive aber auch erfüllende Zeit. Die grösste Herausforderung war wohl, meine bereits zu Beginn ziemlich klare Vision des Albums auch so umzusetzen. Ich bin enorm stolz und dankbar, dass meine Produzenten Shvkal und Hittek meine Vorstellungen so gut catchten.
«Schwizer Rap isch en Broadway – alles Fake Shit es fehlt nur na Cosplay»: frecher Battle-Rap-Opener oder ernstgemeinte Kritik?
Natürlich ist es Battle-Rap, aber es hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Fakeness ist ein grosses Thema in der Industrie: Klicks werden gekauft und es wird probiert, einen künstlichen Hype zu erzeugen. Social Media hilft zusätzlich dabei, die Person hinter der Musik als guten Menschen zu verkaufen. An alle die sich von dieser Line angesprochen fühlen: Sie ist für euch.
«Dazed Miras Part auf «Mama Told Me» wird wohl einige überraschen.»
L Loko & Drini, Didi, Jamal, DENARØ, Dazed Mira, Rapide und Alawi: Eine beachtliche Auswahl an Gästen ziert dein Album. Feature-Pläne sind nicht immer einfach umzusetzen – gab es Überraschungen? Auf welche Zusammenarbeit bist du besonders stolz?
«Mamacita» mit Sektion Züri bringt einen leicht exotischen Vibe in mein Album. «Broadway» mit Rapide & Alawi erinnert mich vom Sound her an meine Anfänge. Der ist echt gelungen. Als ich ihn nach dem Aufnehmen zum ersten Mal hörte, war sofort klar, dass der Track ein Video braucht. An «Push It» mit meinen Label-Kollegen habe ich Freude, weil er ein positives Gefühl erzeugt und bestimmt live gut funktioniert. Und Dazed Miras Part auf «Mama Told Me» wird wohl einige überraschen. Ich finde jedoch, dass sie die Stimmung des Songs wunderbar unterstreicht. Ich bin wirklich extrem stolz auf alle meine Kollabo-Songs.
«Es gibt auch eine Gegenbewegung: Junge Menschen, die zurück zu den wahren Werten kehren.»
In «Phoenix» rappst du von einer Jugend mit verlorener Zukunft, die trotzdem empor steigt und wie ein Phoenix davon fliegt – wie ist dieser Gegensatz zu verstehen?
Es sind tatsächlich verschiedene Gedankengänge, die da zusammenkommen. In erster Linie beobachte ich, dass gerade die jüngeren Generationen durch den Druck von Sozialen Medien in die Oberflächlichkeit getrieben werden. Damit verbunden ist auch dieser Mitteilungswahn. Damit meine ich, dass es bei Sehenswürdigkeiten und Anlässen nur darum geht, der Welt zu zeigen, dass man dort ist – anstatt auch im Geiste wirklich da zu sein. Es gibt aber auch eine Gegenbewegung von jungen Menschen, die zurück zu den wahren Werten kehren. Sie sind symbolisch gemeint, wenn ich vom emporsteigenden Phoenix rappe. Es ist ein komplexer Song, der nicht einfach zu verstehen ist und ursprünglich auch ganz anders angedacht war.
Was gab dir den Anlass, einen solchen Song zu schreiben?
Diese vielen verschiedenen Dinge, die mich unabhängig voneinander beschäftigten und ich bis dahin nicht loswerden konnte. Darum ist es auch der letzte Song, der entstanden ist. Wie gesagt kommen da allerlei Themen zusammen – ob gesellschaftliche Veränderungen, wie das man heute kaum noch seinen Nachbar kennt, zwischenmenschliche Abläufe oder die Brände am anderen Ende der Welt.
Im letzten Drittel deines Albums häufen sich die melancholischen, sanfteren und zweifelnden Songs. Weshalb diese Gliederung?
Die Gliederung der Tracklist ist etwas, das uns bis zum Schluss beschäftigte. Ich wollte den roten Faden finden und kein Playlist-Album mit Shuffle-Effekt erzeugen. So wie es jetzt ist – davon bin ich überzeugt – kann man es sehr gut am Stück durchhören. Was nicht heisst, dass die Songs nicht auch für sich alleine funktionieren.
«Die Zukunft wird gross für Schweizer Rap, denn es wird viele Newcomer mit Riesenhunger geben.»
Du rappst schon ein bisschen länger als manche wissen – wie würdest du die Entwicklung von Schweizer Rap in den letzten zehn Jahren beschreiben?
Vor allem sehe ich natürlich eine Steigerung der Vielseitigkeit und Qualität. Mittlerweile gibt es verschieden Sparten, die jeweils eine eigene Hörerschaft bedienen. Und vieles davon ist so gut, dass man kein CH-Rap-Nerd mehr sein muss, um es sich zu geben. Das hat unter anderem zur Folge, dass die Jungen viel offener geworden sind. Ich würde behaupten, dass dieses Jahr und 2021 sehr wichtig für die Schweizer Rap Szene sein werden. Die Zukunft wird gross für Schweizer Rap, denn es wird viele Newcomer mit Riesenhunger geben. Das merke ich nur schon, weil mich viele anschreiben und mich bitten, in ihre Musik reinzuhören. Da sind viele mit Skills dabei, die sich ohne weiteres mit dem Rap der Alten messen können. Da habe ich auch einfach Freude als Fan von Schweizer Rap.
Für alle, die dich noch nicht kennen. Wieso sollten sie deiner Musik eine Chance geben und in «Donnie Cash» reinhören?
Weil es ein Album wie «Donnie Cash» auf Mundart und im Schweizer Rap noch nicht gab. Daher streamt doch mal beim Anbieter eurer Wahl rein. Lasst eure Vorurteile bei Seite, öffnet euch für den Sound und geniesst es.
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