Wer bei Marokko an Zensur, Diktatur, Todesstrafe und Sharia denkt, liegt falsch. Zumindest teilweise. Denn das nordafrikanische Königreich ist darüber hinaus Ursprungsort einer regimekritischen, revolutionären, aufmüpfigen HipHop-Szene. Moderne Trap-Beats, Stimm-Verzerrungen und High-Quality-Videos von marokkanischen Rapperinnen und Rappern zeugen von einer Energie und Aufgeschlossenheit, die den Spirit von HipHop maximal verkörpern.
Im Laufe der letzten Monate hat vor allem die Rapperin Khtek auf sich aufmerksam gemacht. Mit ihrem farbigen Haar, ihren Tattoos und der modischen Kleidung steht sie für frische, stilbewusste Trends innerhalb der Gemeinschaft marokkanischer Frauen. Doch ihr Sound klingt – abgesehen von den in einem marokkanischen Dialekt der arabischen Sprache verfassten Texte – international as hell.
Khtek tritt mit ihrem künstlerischen Schaffen in die Fussstapfen einer Reihe von Frauen, die in der arabischen Welt gegen gewalttätige Regimes, traditionelle Gesetze und Bräuche, veraltete Einstellungen und rigorose Unterdrückung von Minderheiten ankämpfen. Allen voran Shadia Mansour, die «first lady of Arabic Hip Hop», die sich seit Jahren mit ihren hochpolitischen Songtexten für mehr Frieden im nahen Osten sowie soziale Anliegen wie Frauenrechte einsetzt.
Mutig gibt Khtek LGBTQs im Königreich Marokko eine Stimme. Und diese Stimme klingt mitunter wie eine arabische, weibliche Version von LYRICS' Deutschrap-Liebling Haftbefehl:
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