In einem kürzlich bei Watson erschienen Artikel wurden die Spotify-Einnahmen von Schweizer Musiker*innen berechnet und verglichen. Grundlage dafür war die Anzahl an Streams. Während EDM-Artists als klare Sieger aus dem Rennen gehen, sind alle anderen Genres inklusive HipHop auf den hinteren Plätzen zu finden. Kann das stimmen?
Grafik zu Einnahmen von Schweizer Musikern durch Spotify:
Was direkt auffällt: Die Schweizer Rapper*innen mit den mit Abstand meisten Spotify-Fans - Loredana, Monet192 und Pronto - tauchen in der Liste gar nicht erst auf. Bei Loredana, die 3,5 Millionen monatliche Hörer*innen verzeichnet, findet sich zumindest eine Begründung: Durch die vielen Kollaborationen seien ihre Zahlen nicht vergleichbar. Das ist besonders bitter, da sie die Liste locker anführen würde - so hat sie laut Artikel doppelt so viele monatliche Streams wie der erstplatzierte EDM-Musiker.
Auf den ersten Blick ist eine solche Begründung nachvollziehbar, aber gleichzeitig auch irgendwie inkonsequent: So können auf der Liste einzelne Artists neben neunköpfigen Bands wie Eluveitie stehen, Pop-Acts neben Singer-Songwritern, aber die Zusammenarbeit mit anderen Rappern ist ein Problem? Klar ist: Die Lage wird unübersichtlich, sobald mehrere Personen beteiligt sind. Nicht alle Interpreten schreiben ihre Songs selbst, bei Bands sind es oft auch nur einzelne Mitglieder. Pop-Sänger*innen wie etwa Stefanie Heinzmann arbeiten mit Songwriting-Teams. Wer dabei wie viel vom Kuchen erhält, lässt sich kaum nachvollziehen. Vergleichbar wären also sowieso nur Musiker*innen, die ihre Musik komplett in Eigenregie schreiben und produzieren.
Für das Fehlen von Monet192 und Pronto, die mit 1,9 Millionen bzw. 557 Tausend Hörer*innen pro Monat auffahren, liefert der Artikel keine Begründung. Vielleicht wurden sie einfach vergessen. So sind sie ausserhalb der Szene weder so bekannt wie ein Bligg noch so berüchtigt wie eine Loredana. Dieses Phänomen ist nicht ungewöhnlich für das Streaming-Zeitalter: Erfolg und zahlenmässige Bekanntheit sind nicht mehr gleichbedeutend mit Medienbekanntheit. HipHop wird dadurch gerade von grösseren Medien oft und zu Unrecht unterschätzt.
Auf Basis ebendieser monatlichen Hörer haben wir ein Top50-Ranking für CH-Rap-Artists erstellt und es zeigt: Auf der Watson-Grafik hätte wahrscheinlich noch der ein oder andere HipHop-Artist Platz gefunden.
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