Wo Lexi auf seinem «Clio Tape» auch Marseille-Sounds ausprobierte und Alawi auf «Achdar» mal einen melancholischen Love-Song einbaute, sucht man auf «Mucke für Jogginghose» vergebens nach einem klanglichen Ausbrecher. Es werden in Escobar’scher Manier Packs vertickt und Swissrap gefickt, auf fast allen der 16 Songs. Dabei wechselt das Klangbild zwischen klassischen Kopfnicker-Instrumentals und harten Trap-Beats, manchmal eine Kombi der beiden. Schon der erste Track, der «Intro Ignoranz» heisst und auch genauso klingt, macht klar, dass mit dem Interpreten nicht gut Kirschen essen ist. «Zwei, drü Füst» gibt es für Muschis und politisch korrekte CH-Rapper. Auf den (verhältnismässig) ruhigeren Songs cruist SIRODOGGYD durch Wald ZH «wie en Pimp» oder erinnert sich an seine Jugendsünden während der Schulzeit, von welchen er seinen Kindern stolz erzählen wird. Ansonsten ist «Mucke für Jogginghose» vor allem eins: Kompromissloser, aggressiver Auf-die-Fresse-Rap.
Der Rapper legte wohl grossen Wert darauf, dem Albumtitel gerecht zu werden. Die Mucke beziehungsweise der Sound ist auch das absolute Highlight an SIRODOGGYD’s Debütalbum. Das Production Level hebt sich deutlich von den landesweiten grösseren Streetrap-Releases ab. Der Grossteil der Beats stammt aus dem Rechner des Zürcher Producers Denzo, der seine Künste zumindest kurzfristig von einem Grossmeister lernen konnte: 2018 war er in einem Workshop bei Star-Producer OZ, wie auf seinem Instagram-Profil ersichtlich wird. Denzo liefert die perfekte Beat-Kulisse für Siros düsteren Gangsterfilm, welchen dieser mit seiner schallzerberstenden Stimme komplettiert. Diesen Sound findet man auf keinem aktuellen Streetrap-Album eines Newcomers, zumindest so konsequent und kompetent umgesetzt.
«Mucke für Jogginghose» ist ein Fest für jeden CH-Rap-Fan, der sich ausschliesslich harten, kompromisslosen Gangsterrap von SIRODOGGYD gewünscht hat. Spannend wäre es zwar auch gewesen, zur Abwechslung ein paar mehr persönliche Zeilen des Rappers zu hören, um den Newcomer besser kennen zu lernen. Ein paar bedächtige Bars und Einblicke in das Leben des Rappers (angesehen vom Drogen verticken und demonstrativ durch das eigene Dorf cruisen) hätten dem Erstlingswerk des Zürchers eine spannende Note verliehen. Alles in allem liefert SIRODOGGYD aber ein rundum solides Debütprojekt, welches in erster Linie Fans von aggresivem Kopfnicker-Streetrap sehr glücklich machen dürfte. Wohin die Reise das 8636 Records-Signing noch führt, bleibt spannend.