Fettes Brot – ein Name fast so irre wie die drei Figuren, die sich dahinter verbergen. Schiffmeister, Dokter Renz und König Boris – um jeweils einen der vielen Spitznamen der drei Bandmitglieder zu nennen, welche unter dem gemeinsamen Alias «Fettes Brot» seit 1992 auftreten und Musik produzieren. Seither haben die Deutschrap-Pioniere aus Hamburg fast 20 Alben und EPs veröffentlicht. Dank konstanter Lieferung von Platten, Videos und Liveauftritten blieb das Trio über gut 27 Jahre hinweg fester Bestandteil der deutschen HipHop-Kultur. Während sich Rap im Laufe der Zeit mehrere Male gedreht, gewendet und vor allem diversifiziert hat, ist Fettes Brot in ihren Kernelementen beim Alten geblieben. Dazu gehören klar verständliche, aussagekräftige Texte, die mit ordentlich Wortwitz und Ironie versehen sind. In musikalischer Hinsicht haben die Hamburger in der Vergangenheit nicht gerade Kehrtwenden hingelegt, sich jedoch von verschiedensten Musikrichtungen inspirieren lassen – so auch von zeitgenössischem Rap inklusive Trap-Beats, Tonhöhenkorrekturen und weiteren Merkmalen. Auch wenn diese Einflüsse nicht eins zu eins auf neueren Produktionen von Fettes Brot nachweisbar sind, fällt doch eine gewisse Vielfältigkeit und Toleranz auf, die sich in den Aussagen dieses Interviews widerspiegeln. Das norddeutsche Trio legt eindrücklich dar, wie sich auch über 40-jährige «Oldschooler» reflektiert und aufgeschlossen mit Newschool-Rap auseinandersetzen können, selbst wenn sie gewisse Inhalte und Elemente nicht gutheissen. Fettes Brot liefert ein wunderbares Beispiel dafür, dass der Graben zwischen Old- und Newschool nicht zwangsweise im Generationenunterschied begründet ist, sondern vielmehr von kollektiver Engstirnigkeit und Intoleranz gebildet wird.Das neue Album von Fettes Brot «LOVESTORY» ist im Mai erschienen.
Schiffmeister: Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir Typen jenseits der 40 sind und deswegen automatisch andere Musik machen und auch machen müssen, als Leute die jetzt 15 Jahre alt sind. Wir wurden mit ganz anderer Musik sozialisiert, haben ganz andere Einflüsse und andere Erfahrungen gesammelt. Auf unseren Platten findest du Songs aus allen möglichen Kategorien und Sparten. Zu unseren Einflüssen gehören nicht nur Oldschool-Künstler wie De La Soul oder die Beastie Boys, sondern verschiedene Musikrichtungen, mit denen wir schon immer geliebäugelt haben. Wir setzen uns ebenfalls mit moderner, neuer Rap-Musik auseinander. Auch die wird auf ihre eigene Art und Weise in unsere Platte miteingeflossen sein. König Boris: Ziel ist, dass man unsere Platten auch zehn Jahre später noch hören kann. Wenn man jedes Mal versucht auf den aktuellen Trend aufzuspringen, mit der jeweiligen Platte, die man gerade macht, dann funktioniert das nicht. Dann hat die Platte dieses Zeitlose nicht. Schiffmeister: Das geht für uns inhaltlich auch gar nicht. Diese Einstellung hat uns auch dazu gebracht, ein Album über die Liebe zu schreiben. Weil die Liebe ein unvergängliches Thema ist. Wenn man jetzt irgendwie was über Gucci Socken für 100 Euro raushaut, dann schämt man sich dafür vielleicht in zehn Jahren. Das wollen wir halt nicht.
König Boris: Nee, überhaupt nicht. Mach ich ja auch so. In letzter Zeit hör ich öfter mal den Lux. Lux oder?
König Boris: Genau, Stereo Luchs. Schiffmeister: Der hat doch auch mal was mit Trettmann zusammen gemacht. König Boris: Zeitreise oder? Oder Ziitriis? Das höre ich des Öfteren. Aber ansonsten ist halt auch die Sprachbarriere etwas hoch.
König Boris: Man versteht es ja schon zum Teil, ne. Bisschen muss man halt auch im Dunkeln stochern und sich das zusammenreimen. Schiffmeister: Je häufiger man schweizerdeutsche Songs hört, desto mehr kommt man dahinter. Vieles ist ja in der Grammatik gleich, nur in den Wörtern anders. Dann kann man sich das schon erklären, was gesagt wird. König Boris: Früher hatten wir auch mit MC Kutti zu tun, wir wurden also schon früh geschult. Schiffmeister: Ja früher hatten wir auch die «Oldschool-Connection» mit Black Tiger. Sektion Kuchikäschtli und noch weitere Oldschool-Helden waren auch dabei.König Boris: Du merkst, wir kennen bisschen was, aber halt eher die etwas älteren Dinger. Dokter Renz: Jetzt sind wir aber gespannt, was wir von dir zu hören bekommen.
Schiffmeister: Ah, er steht! Nicer Trick, haben wir auch schon gemacht. Dokter Renz: Zumindest beim ersten Mal hören, macht mir das grossen Eindruck, wie fliessend bei ihm Englisch und Schwizerdütsch ineinander übergehen. Schiffmeister: Der andere [Buds Penseur] sieht aus wie der von Cypress Hill. Dokter Renz: Ich fand die Mucke recht ähnlich zu dem Track von eben. Ähnlicher Vibe. König Boris: Ist gut, modern. Trappige Beats. Das hat was. Ich hab kein Wort verstanden, aber war gut. Schiffmeister: Ich konnte ehrlich gesagt gar nicht richtig zuhören. Der Clip hat mich total eingefangen. Toller Pullover. Dokter Renz: Ja, ich wollte die ganze Zeit sehen, was der für Geld zählt oder ob das Wettscheine sind. Aber ich konnte das nicht erkennen. König Boris: Man sieht, die Neugier ist geweckt.
Schiffmeister: Woher kommt der Typ? Dokter Renz: Bern.Schiffmeister: Bern hani gern. König Boris: Das ist jetzt schon so Afrobeat-Style, ne. Dokter Renz: Ja, schmeckt nach Karibik-Urlaub. König Boris: Gefällt mir. Schiffmeister: Hat er gesagt «Die Mutti geht ab»? Dokter Renz: Also entweder die «Musik geht ab» oder die «Mutti geht ab». Ich finde beides cool. König Boris: Ja, «die Mutti geht ab» würde man in Hamburg auch so sagen. Schiffmeister: Toll! Mir hat es sehr gut gefallen.König Boris: Ja, im Club geht das wahrscheinlich rund. Dokter Renz: Kommt auch auf meine Playlist. Definitiv. Schiffmeister: Ich muss mir das auf jeden Fall nochmals angucken, um zu sehen, wie viel ich da verstehen kann. Dokter Renz: Kannst es dir ja bei You- Tube auf halber Geschwindigkeit anhören: «D-i-e Mu-tt-i g-eh-t a-b»
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