«Das ist gar nicht meins. Danitsa hat im Gegensatz zu ihm eine echte Performance abgeliefert und hat versucht, sich künstlerisch verrückt auszudrücken. So gespielte Streitereien der Protagonisten nerven mich als Zuschauer. Auch der Sound überzeugt mich nicht richtig. Ich bin nicht so auf dieser «Nur noch Gucci – ich trage nur noch Gucci»-Welle wie alle anderen. Da bin ich raus.»
«So will ich dann am grössten Schweizrap-Event auch keine Rapperinnen und Rapper sehen, die Angst haben sich zu blamieren und sich hinter «ja, ich bin bitz verkältet»-Plattitüden verstecken. Ich will Gladiatorensehen, die wissen, dass sie mit jeder neuen Line, die sie ins Studio-Mic spitten, zum Volkshelden werden können. Ich will Künstler sehen, die darauf brennen, ihr Werk dem Land zu präsentieren und die Live- Act genug sind um ihre Konkurrenz (ja, ich sehe den Cypher als Wettbewerb, ansonsten würde er mir nur halb so viel Spass machen) Rap- und Aura-technisch aus dem Studio zu flexen. Dieser Biss hat mir bei der diesjährigen Ausgabe mehrheitlich gefehlt, denn abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen hätte ich als Caesar-Instanz praktisch allen Rap-Profis den Daumen runter gegeben.»
…Was ich ebenfalls nicht verstehen kann, sind MCs, die krampfhaft doubletimen am Cypher, und dann, ihr Atem gleich dem Sand in ihrem Getriebe, dem Takt nachrennen müssen als schulde er ihnen Alimente»
«Während der Studiozeit bei Nicki Minaj chillte ich tagsüber hin und wieder draussen im Garten. Irgendwann wurde mir klar, dass ich ständig von einem kleinen, speziell gekleideten Typen beobachtet wurde. Am darauf folgenden Tag war da komischerweise wieder derselbe Typ, der mich erneut musterte. Schliesslich kam er auf mich zu, sprach mich an und stellte sich als Bruno vor. Er war total easy drauf, also quatschten wir ein bisschen und ich erfuhr, dasser auch Musik macht. Erst als ein Freund von mir im Anschluss verwundert wissen wollte, was dieser Bruno zu sagen hatte, realisiert ich, dass ich gerade mit Bruno Mars zu tun hatte. »
«HipHop ist nicht nur in Fragen der Herkunft sehr offen: Ob dick oder dünn, schön oder hässlich, ob du studiert hast oder von der Strasse bist – wenn du Skills hast, wirst du respektiert, egal in welchem Element. HipHop ist die toleranteste Bewegung, die ich kennengelernt habe und lehrt den Menschen, sich in Form von Kunst auszudrücken. Dies wiederum unterstützt die Identitätsfindung und wirkt integrierend.»
«Der Mark tist extrem klein in der Schweiz und wenn du aneckst und einen Teil der Bevölkerung schockierst, dann hast du in den grossen Medien und Diskussionen über Musik keine Chance mehr. Das grösste Thema in Bezug auf HipHop an den SMAs war, dass EffE auf der Bühne in eine Birne gebissen hatte. Das ist doch lächerlich. Für mich zeigt das, wie provinzial und zurückgeblieben die Schweiz heute noch ist. Das Problem ist, dass nur Pseudo- HipHop-Artists ein grosses Standing geniessen und ich fühle mich durch diese Künstler nicht repräsentiert. Ich denke ein Grossteil der Kultur sieht das ähnlich.»
«Wahrscheinlich das Beste, was ich bislang auf Schweizerdeutsch gehört habe – trifft genau meinen Geschmack. Super Technik! Er rappt technisch auf einem Ami-Level, so wie ich es seit Jahren zu praktizieren versuche. Es ist nicht cool für deutsche Verhätlnisse, sondern es ist cool, weil es einfach gut ist. Verstehst du? Er hat ganz sauber gerappt und starke Flow-variationen eingebaut, zudem habe ich inhaltlich vieles verstanden. Die Jungs haben Swag, Style und Attitude – richtig nice!»
«Irgendwie ist sie ja eine Frau, benimmt sich für mich aber wie ein Mann. Sie benutzt Wörter im weiblichen Sinn, rappt aber – ich weiss nicht – wie ein Mannsweib?»
«Übrigens war es bei der Echo-Veranstaltung doppelt dumm und doppel-moralisch, diese zwei Rapper so an den Pranger zu stellen wegen ihrer sexistischen oder scheinbar antisemitischen Texte. Noch am selben Abend, an genau derselben Veranstaltung, durfte auch Jason Derulo auf die Bühne und seinen Hit-Song «Swalla» aufführen. Und all die Frauen, die Farid Bang und Kollegah wegen ihres Sexismus so vehement verachtet hatten, begannen sich bei diesem Song plötzlich auf ihren Stühlen zu räkeln und rhythmisch mitzutanzen. Dass es in diesem Song darum geht, wie Jason Derulo den Frauen sein Sperma serviert und er sie auffordert, sein Sperma zu schlucken, schien sie dabei nicht zu stören.»
«Mit einer Unterschrift landest du automatisch in einer Box, wo du verpflichtet wirst, zu leisten. Unter solchen Umständen kann man gar nicht kreativ sein. Man ist wie ein Drucker, der ein Lied ausdruckt.»
«Ja das ist schon sensationell gut gemacht. Dass der Screen sich hier selber thematisiert. Der Clip stimmt überragend mit dem Text überein. Den Song kannte ich natürlich noch nicht, aber ich hab sowas auch vorher noch nie in der Form gesehen. Das hat mir sehr imponiert. Ich konnte eine gewisse Ironie in dem Song erkennen. Die Texte haben mir auch sehr gut gefallen. Dann noch zusammen mit diesem irrsinnig virtuosen Clip... Imposant.»
«Wenn ich auf Instagram bin, sehe ich nur lauter Leute in den Ferien oder sonst bei tollen Erlebnissen. Auch hier kommt wieder dieser Optimierungsaspekt zur Geltung: Du musst alles gemacht und erlebt haben. Und ich kann mich dem auch nicht vollkommen entziehen. Wenn ich mir das ansehe, denke ich mir: «Fuck, ich hocke hier herum und die Kollegin oder der Kollege hat’s clever gemacht und lebt auf Hawaii.» Da werde ich eifersüchtig. Früher gab’s das nicht. Da wusstest du nicht, wer gerade was macht oder zumindest vorgibt, es zu tun. Schliesslich gibt es kaum Postings von Leuten, die gerade Gabelstapler fahren, ein blaues Auge haben und erklären, wie schlecht es ihnen geht.»
«Rap ist der Spiegel der Gesellschaft, aber wir müssen endlich Stellung beziehen ,ansonsten droht die Zersetzung unseres Zusammenlebens. Antisemitismus ist brandgefährlich, weil er sich im Handumdrehen in massiver Gewalt entladen kann. So etwas darf nicht toleriert werden und alle Beteiligten dieser Szene stehen in der Verantwortung. Geschäftlich läuft alles nach Plan, aber als Kultur ist deutscher HipHop tot.»
«Ich lege Wert auf eine klassische Garderobe und Qualität. Die meisten Menschen heutzutage sind ja so furchtbar angezogen, dass man beinahe erblindet. Mein liebstes Accessoire, das ich sehr schätze, ist meine Geldklammer. Ich habe sie zu meinem fünften Geburtstag geschenkt bekommen. Kleingeld (Münz) trage ich nie auf mir.»
«Das kann ich mir dadurch erklären, dass HipHop eine rebellische Kultur ist, die schon immer gegen ein reales oder imaginäres Establishment und gegen Unterdrückung gekämpft hat. Das ist an sich sehr lobenswert, aber viele Verschwörungstheorien bedienen sich ähnlicher Muster des «kleinen Mannes», der gegen eine «Elite» kämpft. Nur geht es in diesem Fall oft nicht um realen Struggle, sondern es werden Feindbilder kreiert, die sehr gefährlich sind. Du verlierst das Vertrauen in den Staat, in die Medien. Politischer Rap sollte für soziale Gerechtigkeit kämpfen, dabei aber keinen dubiosen Geschichten auf den Leim gehen. Viele Menschen verlieren sich stattdessen aber in einer Spirale aus Marihuana und YouTube- Videos und schustern sich so ihr eigenes,schräges Weltbild zusammen. Die HipHop-Szene ist ein fruchtbarer Boden für Verschwörungstheorien.»
«Ich will kein Moralprediger sein, niemanden belehren. Dafür sind die Eltern und das Schweizer Schulsystem zuständig. Ich fühle mich nicht dazu verpflichtet, ein Superheld für Jugendliche zu sein. Ich bin einfach, wie ich bind. Ich mache Musik und keine Politik.»
«Ich hasse ÖV. Öffentliche Verkehrsmittel sind das Letzte. Vor allem im Sommer, wenn es so richtig heiss und unangenehm ist. Darum habe ich einen Elektroscooter für die Stadt.»
«Wenn ich Hunger habe, bin ich wirklich unerträglich. Das haben mir schon sehr viele Menschen gesagt und das Schlimme daran ist, dass ich es selber in diesen Momenten nicht mal bemerke. Ich glaube, ich muss mal zu Arzt und meinen Zuckerspiegel abchecken lassen.»
«Sie rappen richtig krass. Ohne Scheiss, in Amerika wäre dies ein Hit! Die sind auch ein bisschen wie The Underachievers. Wenn die Beiden auf Englisch rappen würden und das Video nicht in Bern, sondern irgendwo in Amerika – nicht Brooklyn, eher in einer kleineren Hood – spielen würde, wäre das sofort ein Hit!»