L Loko & Drini – «Balance»
Monday
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November
2019

Review

L Loko & Drini – «Balance»

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November
2019

Review

L Loko & Drini – «Balance»

Moritz Wey
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L Loko & Drini – «Balance»
Quelle:
Severin Gamper
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Es ist Herbst und irgendetwas hält die Stadtzürcher Kreise 3 und 4 im Gleichgewicht. Ist es «Balance», das Albumdebut der Züri-City-Rapper L Loko und Drini?

Es wäre zu vermuten, schliesslich fabrizieren die beiden Jugendfreunde seit über fünf Jahren in verschiedensten Formationen – ob Drü0Vier oder Sektion Züri – das lockere Rap-Pendant zum gestressten Zürcher Alltag. Verhandelt wurde stets sowohl Berufs- wie auch Nachtleben.

«Immerno de Bad-Boy-Shit/ Geld mache ohni dass ich Geld usgib» (L Loko, «CEO»)

2019, fünf Jahre nach ihren ersten Soundcloud-Spuren, ist ihr Musikschaffen und Drumherum-Vorgehen mehr als erprobt: Nach zwei EPs, wovon eine («Willkomme die Realität») kompromisslose Langstrassen-Banger auf das nächste Level hievte und die andere («Summer für Summer») wahre (!) Sommerhit-Perlen beherbergte, suchen L Loko und Drini nun den erstrebten Ausgleich.

Ein eingespieltes Team

Schluss mit geballter Rohkost – ein Steamer, die KitchenAid und auch ein paar ausgefallene, mit Status assoziierte Exquisit-Zutaten müssen her. Im Grundsatz gleich bleibt das über die Jahre eigens vervielfältigte Rezeptbuch, das schon immer für den einen oder anderen Hit gut war, wie auch dessen Umsetzung durch das Küchenteam mit Executive-Chefkoch Sam Million.

Auf dem 14-Nummern grossen «Balance» verfeinert das Team ihr hochtönig melodiöser Auto-Tune-Gesang – wobei Sprachverständlichkeit stets grossgeschrieben wird – und lässt die knallharten Drums für einmal liegen. Die gewünschte Balance suchen sie damit zwischen mit viel Feinarbeit ausproduziertem Multi-Kulti-Trap – auch wenn dabei ungewollt hart an der Generikum-Grenze gekratzt wird – und ihrem virtuosen Spiel mit allerlei musikalischen Einflüssen.

«Hinedri mit de Finanze/ will sie isch nöd Beyoncé/ und er cha nöd de Jay si/ gfange i dem Lebe ich befrei si» (L Loko, «Beyonce Generation»)

Auf einzelnen, ruhigeren Stationen bestätigt sich die rundum-Liebe für Sounds und Vibes aus allen Ecken der Welt besonders. Das gelungene Stück «Kollerwiese Vibes» schwelgt in der verträumten Ästhetik der Drü0Vier-Anfangsjahre, «Beyonce Generation» widmet sich dem medial-gesellschaftlichen Einfluss auf die Frau und wird von einer Mundharmonika getragen, die Stevie Wonders Part aus «Stop Trying to be God» von Travis Scott verblüffend nahe kommt. Und «CEO», das zwar inhaltlich nichts Aussergewöhnliches transportiert, zeigt mittels Referenzen auf ältere Songs des Duos, sowie punkto Flow und Technik dennoch deutlich, dass Nachlassen im Rap für sie keine Option darstellt.

«Zu viel Guetes isch au schlecht uf e Art/ vertrau de Balance/ Mir hetted so vieli Lieder über das Lebe aber es isch leider schlecht für de Markt» (L Loko, «Balance»)

Geschätzt bleibt L Loko und Drinis Bodenständigkeit: Dem ganzen Trap-Soundbild und den Playlist-Plattitüden zum Trotz, oder weil sie es schlicht nicht nötig haben, sucht man vergebens nach absurden Don-Juan-Übertreibungen, Verherrlichung von Drogen oder repetitiven Marken-Einzeilern. Viel eher lässt der Titelsong «Balance» und das Outro inklusive gesprochenem Skit «Meh als Musik» nach langem wieder ein bisschen mehr Identifikation zu. Das Hadern mit der Balance im Leben – ein Thema, das uns alle beschäftigt – wird auf einzelnen Stationen spürbar. Selbst wenn es ums immergleiche Geld-Nachrennen oder der dazu nötigen Attitüde geht, zeigt es im Vergleich zu den inhaltlich wenig mutigen Money-Songs – und davon gibt's einige («All in», «Dinero», «Mula» und «Din Tag») – wenigstens Profil.

«Es isch alles es Spiel wo Balance heisst. De wo das im Griff het, wird wiit cho im Lebe, wird glücklich si» (Drini, «Meh als Musik»)

Vo Züri für Züri

L Loko und Drini laden mit Mercee, Jordan Parat und Xen gerade genügend Gäste ein, um ein Zeichen für den schwer ersehnten Zusammenhalt im Zürcher Rap-Kuchen zu setzen und gleichwohl kein Release zu fertigen, dessen Substanz nur auf Featurings baut. Trotz der Liebe zur eigenen Stadt, den Werten wie gegenseitigen Support und ihrer Gönnerhaftigkeit: Auch 2019 zielt ihr bisher grösstes Projekt kaum über die Stadtkreisgrenzen hinaus. Global inspiriert und lokal ausgestaltet in Ehren – doch bei aller Sympathie für die fleissigen Rapper, tangiert das Produkt «Balance», das in Sachen Flows, Produktionen und ästhetischer Aufmachung den Vergleich mit heutiger transnationalen Trap-Musik nicht scheut, kaum über Landesgrenzen hinaus.

Mehr Sound für den Ausgang, als für die einsame Zugfahrt

«Balance» vereint ältere wie neue Massstäbe mit vielseitigem Rap-Handwerk, zeigt einmal mehr top-notch Qualitäten und erreicht auf der Überzahl der Albumsongs vor allem, was sich die beiden Musikbegeisterten bei Karrierebeginn zum Ziel setzten: Modernster Rap in Mundart, zu dem man ohne Weiteres im Club bouncen möchte. Ob dieser Anspruch auf Albumlänge zufrieden stellt, ist eine andere Frage.

Wertung: 4/6 Flammen

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