Liricas Analas machen Schluss – ein Rückblick auf die Rumantsch-Crew
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July
2021

Die Retter der vierten Landessprache geben noch einem zum Besten

Liricas Analas machen Schluss – ein Rückblick auf die Rumantsch-Crew

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Liricas Analas machen Schluss – ein Rückblick auf die Rumantsch-Crew

Lenard Baum
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Liricas Analas machen Schluss – ein Rückblick auf die Rumantsch-Crew
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Die Koryphäen des Rätoromanischen Raps, Liricas Analas, melden sich nach ihrer fünfjährigen Kreativpause zurück und kündigen einen letzten grossen Knall an. Nach über zwanzig Jahren Bandgeschichte ist Schluss, doch im Liricas-Analas-Stil verabschieden sich die Jungs nicht im Streit, sondern wollen noch einmal so richtig abreissen.

In einer Videobotschaft haben sich Flepp, Orange, Jusht und DJ David Suivez an ihre Fans gewandt und dabei auch einen kleinen Einblick ins kommende Projekt gewährt. Wer will, kann die Jungs über Crowdfunding unterstützen. Wobei die Einnahmen direkt ins Album, das Musikvideo und die letzten beiden Abschlusskonzerte gehen soll.

Alles, was übrig bleibt, das geht ans bandXost, den Musikwettbewerb der Ostschweiz. Vielleicht fördern die Jungs damit schon ihre zukünftigen Nachfolger im CH-Rap, wir werden sehen. Zuerst blicken wir aber auf 20 Jahre Rumantsch-Rap zurück und die bedeutendsten Tracks der Bündner Rap-Crew.

[1] «Lungatg» – Album: Analogia (2004)

Mit Beginn der 2000er wurde Rap härter, direkter und in der Schweiz, neben den beiden Punkten, Rätoromanisch. Auf Ihrem ersten Album Analogia (was dazu das erste Musikalbum überhaupt in rätoromanischer Sprache darstellen soll) präsentierten sich die Jungs zum allerersten Mal und zeigten prompt das auch Rätoromanisch einschüchternd sein kann; das alles natürlich noch in der Ur-Konstellation mit Spoon und PDDP mit am Mic. (Für nicht Bündner, Lungatg bedeutet so viel wie Lunge – geht es schließlich darum wieviel die Sprache den Jungs bedeutet.)

[2] «Siemis» – AnalFalBad (2006)

Die Single-Auskopplung ihres zweiten Albums und der Durchbruch der Jungs: Bis heute gilt «Siemis» (was so viel wie Träumen bedeutet) als Klassiker innerhalb der Szene; schliesslich muss man nicht Rätoromanisch beherrschen, um zu merken, mit welcher Power die Jungs hinter dem Track stehen. Das Musikvideo, das in den Thermen Vals entstand, schaffte es mit dem Song auf Platz 1 der damaligen Viva-Charts und ermöglichten den Jungs ein erstes Mal die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums.

[3] «I Tonscha» – AnalFalBad (2006)

Auch die Fans, für die «Siemis» schon zu kommerziell war, konnten sich über passenden Sound auf «AnalFalBad» freuen. So mancher direkter, harter Rap-Track schlich sich in die Tracklist. Beispiel gefällig? «I Tonscha»: Wie auf dem ersten Album beweisen die Jungs, dass sie mit Biss im Rap-Game aktiv sind – für Rap-Nostalgiker heute noch ein Highlight; versprüht er doch den 2000er-Charme, den manch eingesessener Rap-Fan heute vermisst.

[4] «Back cun Slang» – Analectrica (2009)

Nach dem Abgang von PDDP und dem Switch von Spoon zum Producer veränderte sich ebenso der Sound der Bündner. Neben dem klassischen harten Rap wurden die Jungs geprägt von den Disco-Techno-Sounds der End-00er-Jahre. Was man sehr gut am Beat von «Back cun Slang» hört, welcher stark elektronisch geprägt ist. Selbst betitelten Sie die neue Musik als Disco-Rap, ziemlich gut tanzen kann man dazu auf jeden Fall.

[5] «Hop la Hop» – Banalitad (2009)

Als dritte Video-Single releast, wurde «Hop la Hop» schnell einer der Live-Hits der Bündner Rap-Crew. Bis dahin hatte sich schon längst rumgesprochen, wie stark Liricas Analas live sind. Was genauso ein Grund war, dass sie sich auch Aufmerksamkeit aus dem Ausland ergattern konnten. Festivalauftritte in Tschechien, Deutschland und Österreich sprechen da für sich – dazu kommen Auftritte auf nahezu allen grossen Schweizer OpenAir-Bühnen.

[6] «DiscoSissis» – Analium (2012)

Mag der Titel zwar auch nach Disco-Rap klingen, experimentierten und entwickelten sich die Bünder aber musikalisch auch auf dem nächsten Album weiter. So trifft man wieder auf Samples von Disco-Sounds, diesmal aus den Achtzigern, gepaart mit Elektro-Beats und den klassischen Rhymes von Flepp, Orange und Jusht. Das brachte mit Nummer 8 ihre bisher höchste Platzierung in den Album-Charts ein.

[7] «In en Dus» – Analium (2012)

Den Einschlag der Achtziger-Jahre-Samples merkt man auf diesem Liebes-Track stärker denn je. Findet sich doch in fast jeder Rap-Diskografie ein emotionaler Love-Song wieder. Liricas Analas beweisen, dass Rätoromanisch genau so gut romantisch sein kann. Wer dazu glaubt, dass die Jungs Live irgendwie nachgelassen haben, oder gar zu alt geworden sind, die sollte das Musikvideo mitreissen. Liricas Analas können trotz Kälte und Nässe Kinder wie Erwachsene am Festival mitreissen.

[8] «Gie - Mir'anavon» (2013)

Ob Aldi, Lidl oder Edeka – Rap als Werbemittel, um die Jugend anzuregen, ist vor allem in Deutschland längst gang und gäbe. Doch ein Track für eine Olympiade? Das schaffte weder Massiv oder Azad, noch Eko Fresh. Als 2013 der Kanton Graubünden für die Olympischen Winterspiele 2022 kandidierte, suchten die Veranstalter den Kontakt zu den Bündnern. Wie sie selbst zugeben, ist es eher weniger ein Werbesong für die Spiele. Geld hatten die Jungs für den Song keins bekommen, viel mehr wollten sie auf ihre Weise das Projekt unterstützen. Am Ende gingen die Spiele zwar nach Peking, an dem Song mag es aber weniger gelegen haben.

[9] «Dar IL maun» – Banalitad (2016)

Der Top-Track des momentan noch letztens Albums brachte die Jungs etwas Weg vom Techno- und Disco-Thema und zurück zu direkten Street-Lines mit Pop-Vibes. Das Ziel des Tracks? Etwas mehr zusammenzuführen; Dar IL maun lässt sich als «Lasst uns die Hände reichen» übersetzen.

[10] «Midadas: Stai Lucs!» – Banalitad (2016)

Zum Schluss kann man sich bei den Jungs sicher sein, vielfältig sind Sie musikalisch über die Jahre hinweg gewesen. Treu blieben sie ihrer Sprache und ihren Themen trotzdem. Diejenigen, die sich darüber beklagten, dass «Dar IL maun» zu Pop-lastig sei, konnten sich mit Midadas: Stai Lucs! wieder über direkte Lines freuen.

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