Dieser Ode an das Quartier im Norden von Bern hört man die Betroffenheit an. Der Song erzählt nämlich von einer Zeit, in der der Narrator selbst dort lebte. Weshalb er dies nicht mehr kann, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Gentrifizierung, die Aufwertung eines Stadtteils zugunsten wohlhabenderen Bevölkerungsschichten.
Migos erzählerisches und musikalisches Geschick macht die Folgen einer solchen Entwicklung hör- und spürbar: Seine Raps über die mütterlichen Warnungen vor den herumliegenden Spritzen, 031-Tags die nicht sofort gereinigt werden, geklaute Velos und die Pausenhof-Beschäftigung Caps und Slammer führen dich zurück in ein typisches A-Quartier der Neunzigerjahre – das Zuhause für Arme, Arbeiter, Ausländer und Alternative. Ein buntes und lebendiges Quartier, mit Nährboden für Andersartigkeit. Dieses kulturelle Spektrum wiederum zieht neue Bewohnende an – zunächst noch befruchtend. Doch dann plötzlich als «in» gehandelt, weicht die Lorraine der wirtschaftlichen Aufwertung und ihre Bewohnenden den gestiegenen Mieten.
Das letzte Album von Migo & Buzz begeisterte die Redaktion. «Partys im Blauliecht 3» schaffte es unter die drei am besten bewerteten Alben seit 2017.
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Migo rappt von den Yuppies, ihrem heuchlerisch alternativen Lebensstil, den veganen Bankern, Brockenhäusern mit Kleiderpreisen, die jene neuer Ware übersteigen und dem Restaurant Brasserie, wo man nun eine gute halbe Stunde fürs Bezahlen warten muss. Zum Gelingen dieser Single beigetragen hat ebenso Buzz mit seiner stimmungstragenden Produktion, die eingespielte Gitarre von Ruck P und die schönen Aufnahmen des Videos.