MzumO ist weit umher gekommen: Aus dem beschaulichen Bülach über St.Gallen, New York, Genf und Lima hat ihn sein Weg schliesslich nach Tel Aviv geführt. Die Rastlosigkeit, die aus einer solchen Odyssee spricht, ist ein erstes wichtiges Puzzleteil, um sein neues Album «Balagan» zu verstehen. Auch die Spannung zwischen seinem Dayjob als Botschaftsmitarbeiter und dem Rapperdasein sowie die damit verbundene innere Zerissenheit, die mal mehr, mal weniger stark hervorkommt, stehen im Zentrum von MzumOs dritten Album. Während die Texte über mehrere Monate in seinem 6-Quadratmeter-Zimmer in Shapira, einem Stadtviertel im Süden Tel Avivs, entstanden sind, war für die Aufnahmen in der Schweiz mit 5 Wochen deutlich weniger Zeit. Dass dies geklappt hat, ist neben der Zielstrebigkeit des Rappers wohl auch der engen Zusammenarbeit mit seinem Team «RAZ» zu verdanken - namentlich Visual Director Gregor Vogel und Audio Engineer Fabian Stäger aka Dr Scalpel.
Diese beiden geografischen Pole beeinflussen Balagan auf unterschiedliche Art: Sprache und Soundbild stehen eindeutig unter dem Einfluss Tel Avivs, während das Album thematisch sowohl globaler als auch stärker in der Schweizer Lebensrealität verankert ist. Zwischen neuer Bürgerlichkeit und politischem Rechtsruck gibt es schliesslich auch hier viel zu beklagen. Aus einer klar antifaschistischen Haltung heraus bekommen alle ihr verdientes Fett weg: Hinterland-Rassisten, neoliberale Mitläufer, unpolitische CH-Rapper - und ja, es werden Namen genannt.
Weitere Themen sind der Hype um Luxusgegenstände und immer neuere Hobbys, die letztlich nur von den ausbeuterischen Zuständen bei der Produktion ablenken, sowie die umgreifende Macho-Kultur. Glaubwürdig ist das vor allem, weil sich MzumO selbst nicht davon ausnimmt: Statt auf ein richtiges Leben im Falschen zu setzen, das es bekanntlich nicht gibt, geht er mit gutem Beispiel voran und checkt seine Privilegien. Selbstzweifel sind da vorprogrammiert und zusammen mit dem ganzen anderen Chaos, so übrigens die deutsche Übersetzung des Albumtitels, gibt es nur wenig, an dem man sich festhalten kann. Im Fall von MzumO sind das, wie so oft, Musik, Weed und Liebe.
Auf «Balagan» gibt es eine schier endlose Bandbreite an Referenzen und Querverweisen - Fussball, Games, Literatur und sogar Indierock, um nur ein paar Bereiche zu nennen. Auch MzumOs akademischer Hintergrund blitzt immer wieder durch. Das ändert aber nichts daran, dass wir hier straighten Rap serviert bekommen, der am Puls der Zeit ist. Und auch wenn man bei den vorherrschenden gesellschaftlichen Zuständen eigentlich allen Grund zur Verzweiflung haben müsste, bleibt MzumO vor allem eines: kämpferisch.