Ta’Shan mag nicht nur in den sozialen Netzwerken sondern auch in ihrer Musik überzeugen. Ihr Sound klingt frisch, unverbogen, dem Zeitgeist entsprechend. Es ist R’n’B mit durchdachten Texten, kreativen und mutigen Messages. In der neuen Heimat London scheint das Konzept anzukommen. Sie verarbeitet dabei vermehrt gesellschaftliche Themen in ihrer Musik. So propagiert Ta’Shan in ihrem Song «Foodie» Body-Positivity. «I’m a Foodie, that’s why my body lookin’ juicy» oder «never did change up, but they wanna change us. Been a Foodie since day one» sind beispielhafte Textzeilen, die Frauen Mut machen sollen, sich in ihrer Haut wohlzufühlen. In dem sonst oft inhaltsarmen und oberflächlichen R’n’B-Mainstream adaptiert Ta’Shan die zeitgenössische Awareness-Stimmung der jungen Generation. Die Haltung wirkt aber weder kalkuliert, noch aufgesetzt. Es ist Musik aus Überzeugung.Vor einiger Zeit bist du nach London gezogen. Was hat dich zum Umzug bewogen?In der Schweiz habe ich schnell bemerkt, dass die Szene sehr klein ist. Die Schweiz läuft auch oft den Trends hinterher. Deshalb habe ich mir gesagt, entweder gehe ich nach London oder nach Los Angeles. Schlussendlich habe mich für ein Music-Business-Studium in London entschieden. Es war der richtige Schritt. Seitdem ich in England bin, werde ich auch in der Schweiz viel mehr gehört. Irgendwie kriegt man Respekt, sobald man als Musiker den Schritt ins Ausland wagt.Deine Songs beinhalten in letzter Zeit vermehrt feministische Inhalte. Wie wurde das aufgenommen?Das direkteste Feedback kriege ich auf der Bühne: Männer feiern meinen Song «Foodie» enorm. Aber in England herrscht auch ein anderes Frauenbild. Wenn man in der Schweiz als Frau aufwächst, die nicht gerade Size 32 oder 36 trägt, ist es nicht immer einfach. Hier in London, vor allem in der Black Music-Szene, werden curvy Frauen akzeptiert. Es wird unterstützt, wenn Frauen dazu stehen, was sie machen. Ich würde aber nicht sagen, dass ich feministisch bin. Für mich sind einfach Body-Positivity und Women-Empowerment wichtig.Fühlst du dich als Frau akzeptiert?Ich habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Klar, die Urban-Szene ist eine männerdominierte Welt, aber ich habe das nie als Hindernis empfunden. Es ist eher eine Chance, die Eine unter wenigen zu sein. Das gibt mir die Kraft, mich durchzuboxen. Auch wenn in dieser Industrie «sex sells» grossgeschrieben wird, hatte ich noch nie das Bedürfnis, mich deswegen auszuziehen. Aber ich denke, dass ist Charaktersache.Auf Instagram hast du mittlerweile eine Fanbase von über 40'000 Followern. Was auffällt ist, dass du dich in den sozialen Medien gerne freizügig präsentierst und dich damit für Body-Posititivity einsetzt. Plus Size-Models stehen aber immer wieder in Kritik, sie würden eine ungesunde Message verbreiten. Wie stehst du zu diesem Vorwurf?Ich hatte immer das Gefühl, dass ich abnehmen muss, damit ich hübsch bin. Auch zu Hause hat man mir immer gesagt: «Du isst zu viel, du musst auf dein Gewicht schauen!». Deswegen habe ich mich in meinem Körper nie wohl gefühlt. Body-Positivity ist deshalb in meinen Augen keine schlechte Message. Glücklich sein, steht für mich an erster Stelle. Klar ist es mir auch wichtig, gesund zu sein. Ich gehe drei oder vier Mal die Woche ins Fitness, achte auf meine Ernährung. Mein Körper ist aber einfach nicht gemacht, fürs Schmalsein. Wir leben nur einmal und sollten dementsprechend das Beste aus dieser Zeit machen. Ich hoffe, dass meine Songs helfen, sich selbst zu finden und akzeptieren.Darf man dank der gewonnenen Awareness eine politischere Ta’Shan erwarten?Es ist alles möglich. Mich inspiriert die ganze Welt. Ich habe sehr viele politische Songs auf meinem Computer. Diese haben aber das Licht der Welt noch nie erblicken dürfen. Seid gespannt! Spoiler: Nächstes Jahr kommt meine EP «Bombay Mami Vol. 1». Ich freue mich sehr auf dieses Werk. Bangers of the Bangers!Bangers?Stellenweise erinnert deine Musik an den zeitgenössischen R’n’B-Sound aus den Staaten. Was sind deine grössten Inspirationsquellen?Mein Sound entwickelt sich halt stetig. Meine grössten Inspirationsquellen sind aber Missy Elliott, Alicia Keys, D’Angelo, Musiq Soulchild, Bob Marley, Michael Jackson & M.I.A. Das sind alles sehr inspirierende und prägende Persönlichkeiten.Leider sind Frauen wie Ta’Shan in der Black Music-Szene, vor allem im Rap noch spärlich anzutreffen. In unserer Sonderausgabe nehmen wir deshalb unter die Lupe, ob Rap ein Sexismus-Problem hat. Das Magazin ist ab dem 14. Dezember im Abo und Einzelhandel erhältlich. Zudem kann man es ab sofort in unserem Shop vorbestellen.