Die Züri-Legände mit dem permanenten schöpferischen Drang zur Neuerfindung nimmt den Hörer mit auf eine Reise zurück in die Zukunft – und fährt diesen Film verdammt stilsicher.Auf soulig-verrauchten Samplebeats und klimpernden Pianos, bringt Polo 90er-Sound am Puls der Zeit. Auf dem rundesten Song der EP, «Scheherazade», greifen dieser bluesige Mood und die Samplehooks perfekt ineinander.
Die Trompeten auf «Fleiss» und «Mata Hari» wecken Erinnerungen an Zeiten, als HipHop noch in Soul und Jazz und nicht in Reggaeton verwurzelt war. Definitiv willkommene Abwechslung.
Allerdings ist ein gewisser Hate auf die Generation Sizzurp, den Polo auch gerne neben seiner Musik in Interviews oder Insta-Stories äussert, etwas zu dominant in seinen Lyrics. Kaum ein Song kommt ohne Seitenhiebe auf «Mainstream-Artists» aus. Das wäre insofern nicht nötig gewesen, als dass der Soundentwurf für sich schon Statement genug ist.Nebstdem zeigt Maurice Polo wie gewohnt, dass er ein guter Texter ist. Seine wilden Texte sind nicht nach einem roten Faden gegliedert, aber werfen mit Querverweisen und Assoziationen um sich. Oft offenbaren sie erst beim wiederholten Hören ungeahnte Tiefe.Polo ist gut vernetzt und beliebt bei seinen Rapper-Kollegen. Sein OG-Status und sein Charisma locken einige grosse Namen in die Booth. Die Feature-Liste ist lang und mitunter illuster: Stress, King Ketelby James,EffE, Semantik, Skor GRËJ, Ryler Smith, Buds Penseur und Skinny Stylus geben sich das Mic in die Hand.Das sind ziemlich viele Gäste für eine EP. Das Fazit zu den Feature-Parts ist durchzogen. Während Skor einen eher schwachen und schludrigen Part droppt und Semantik auch schon besser in Form war, spucken Ryler Smith und Buds Penseur wie gewohnt pures Feuer.Schlichtweg grossartig ist die Kombo von Maurice Polo und Danase, dem Lieblings-MC deines Lieblings-MCs. Shut up and take my money, falls die zwei irgendwann ein Kollaboalbum bringen.
Fazit: eine starke EP von CH-Raps «Most Underrated», der man grosse Aufmerksamkeit wünscht – und von der sich andere Schweizer Musikschaffende ruhig etwas inspirieren lassen könnten.
Note: 5/6