In Punkto Technik wird das Physical Shock Oberhaupt bereits seit seinem Album-Debut im Jahre 2015 als einer der besten MCs der Schweiz gehandelt. Über die Jahre hinweg konnte er sein Standing immer weiter festigen und seine treue Fanbase bis über die Landesgrenzen hinaus erweitern. Diese Skills kann ihm bis heute wohl kaum jemand streitig machen, was er auf Songs wie «Hässig» auch unmissverständlich klar macht. Die Redaktion unseres bescheidenen Magazins meint :
«Wenn man viel Wert auf Reim-Patterns, Technik und Flow-Variationen legt, ist Xen noch immer das Mass aller Dinge.»
«Als Charakter und Emcee immer noch ganz oben. Auch besitzt er einfach eine krasse Aura und ein unvergleichbares Charisma.»
Mit seinem neusten Release knüpft Xen thematisch sowie auch soundtechnisch an sein erstes Album «Ich gäge mich» an. So finden sich auf diversen Tracks versteckte Referenzen, die auf äusserst scharfsinnige Art und Weise auf bestimmte Lines oder Songs seines Debut-Albums hin verweisen. So bringt aber auch genau dieser Umstand, dass es eben eine Art Nachfolger seines ersten Albums ist, den Nebeneffekt mit sich, dass man sich in vielerlei Hinsicht vielleicht etwas zu stark an den 2015er-Xen erinnert fühlt.
«Meines Erachtens im positiven wie auch im negativen Sinn ein klassisches Xen-Album. Viele krasse Songs aber auch zwei, drei generische Tracks, die er genauso auch schon 2015 hätte bringen können. Zudem lassen sich einige sich wiederholende Muster beobachten, die man von ihm schon gehört hat.»
«In musikalischer Hinsicht ist meiner Meinung nach schon nicht unglaublich viel passiert. Jedoch habe ich auch das Gefühl, dass Xen gar nicht diesen Anspruch hat. Er ist eben Vollblut-Rapper, ein Character, Techniker und kein Musiker für komplexe Melodien und Hooks.»
So bars-lastig das Album auch sein mag, zeigt Xen auf Songs wie «Honig» dennoch, dass er durchaus das Potential hat, sich auch in die Richtung der eingängigen Songs weiterzuentwickeln. Zudem stellen die paar wohlüberlegten und mit Ausnahme von L Loko und Drini ausschliesslich aus dem eigenen Label stammenden Features eine stimmige und willkommene Abwechslung dar. So schafft er beispielsweise mit dem Trippy Adi-Feature «In Giro» genau diese angesprochenen Xen-Muster zu durchbrechen.
Nun stellt sich die Frage, was die eigentliche Intention hinter dem Album war. Ging es darum, sich einer neuen Zielgruppe zu präsentieren und sich als Künstler möglichst vielfältig zu zeigen, was als eher unwahrscheinlich erachtet werden kann? Wenn ja, so gäbe es bei diesem Album sicherlich noch etwas Luft nach oben. Jedoch muss an dieser Stelle auch klargestellt werden, dass es sich hierbei um Kritik auf wirklich hohem Niveau handelt. Immerhin scheint das Album nach der ersten Woche ausgesprochen gut bei der Hörerschaft anzukommen – Platz 2 in den Charts spricht für sich. Wenn es jedoch ohnehin darum ging, seinen Day Ones eine Freude zu machen und ihnen den Xen zu geben, nach dem sie sich alle sehnten, den Xen zu geben, den sie vor 6 Jahren kennen und lieben gelernt haben – was durchaus wahrscheinlicher ist. Dann hat das Album wiederum direkt ins Schwarze getroffen.