Sherry-ou im Interview: «Der Sherry-Touch ist kompromisslos emotional»
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May
2020

Der Basler Rapper über sein Album «Sherry»

Sherry-ou im Interview: «Der Sherry-Touch ist kompromisslos emotional»

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2020

Der Basler Rapper über sein Album «Sherry»

Sherry-ou im Interview: «Der Sherry-Touch ist kompromisslos emotional»

Luca Thoma
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Sherry-ou im Interview: «Der Sherry-Touch ist kompromisslos emotional»
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Ist das noch Rap oder ist das schon Pop? Mit dieser Frage haben sich wohl alle beschäftigt, die sich mit den letzten Singles des Basler Musikers Sherry-ou auseinandergesetzt haben. Durch «Real Rap» im VBT sozialisiert, machte der stolze Exzentriker zuerst als einer der Basler Trap-Pioniere von sich reden und baute seine melodische Ader von Song zu Song bemerkbar aus.

Auf Songs wie «Schön» oder «Parfüm», die sein neues Album «Sherry» ankündigen, ist nun wirklich nicht mehr viel übrig vom hässigen Battlerapper. Der neue Sound ist organisch und instrumental geprägt, die Hooks und Parts sind gesungen, mitunter mit Kopfstimme. Der Stempel von Edelproduzent HSA, der auch regelmässig mit Sängern wie Loco Escrito ins Studio geht, lässt sich gut heraushören. Bei aller vermeintlichen Radio-Anbiederung kann man Sherry aber eines nicht abstreiten: Seine Kunst und seine Persona als Künstler schwanken zwischen Genie und Grössenwahn. In welche Richtung das Pendel ausschlägt, ist nie ganz klar. Egal ob als Model, als Popsänger, als Rapper oder als fleissiger Instagrammer, der jede Woche zum Friseur geht – der Basler polarisiert und weckt Emotionen. Wie er seinen eigenen musikalischen Weg beschreitet und warum er sein neues Album nach sich selbst benannt hat, erzählt er im LYRICS-Interview.

Dein neues Album trägt den Titel «Sherry». Man kann nur einmal in seiner Karriere eine LP nach sich selbst benennen. Woher nimmst du die Zuversicht, einen grossen Wurf zu landen?

Das Album hatte ursprünglich einen völlig anderen Namen. Wir sind nicht mit dem Anspruch ins Studio gegangen, das wird das «Sherry»-Album. Als wir das fertige Album dann gehört haben, war uns aber allen klar, dass es derart prägnant meine Person, meinen Style und meine Weiterentwicklung als Künstler auf den Punkt bringt, dass gar kein anderer Name in Frage kommen würde.

«Wenn ich Pop mache, dann mit HipHop-Attitüde.»

Warum noch ein Album? Wir befinden uns mitten im Single-Zeitalter und du hättest dich mit «Schön» bereits in diese Richtung bewegen können.

Man wird bei mir immer mit Alben rechnen können, da ich mich definitiv als Album-Künstler sehe. «Sherry» ist extrem persönlich, denn in diesem Album stecken die letzten beiden Jahre meines Lebens. Auf 11 Songs breite ich meine Gefühlswelt aus. Ich möchte die Menschen auf eine Reise mitnehmen und die «Story of my Life» erzählen. Das funktioniert nur auf einem Album, auf dem alle Songs miteinander in einer Verbindung stehen und wäre auf einzelnen Singles nicht möglich gewesen.

«in den Hooks eskaliere ich teilweise komplett und singe in Kopfstimme. Das ist sehr expressionistisch.»

Deine bisherigen Singles waren poppig und monumental. Bist du noch HipHop oder siehst du dich insgeheim schon Stadionkonzerte spielen?

Man kann HipHop bleiben und gleichzeitig auch andere Wege einschlagen. Nimm zum Beispiel den Song «Parfüm», der beide Welten vereint. Darauf hörst du in den Verses den Rapper Sherry, im Refrain siehst du aber meine Weiterentwicklung als Sänger. Bevor ich gerappt habe, war ich Sänger und Gitarrist in einer Band. Ich vereine diese Welten seit Tag eins. Wenn ich Pop mache, dann mit HipHop-Attitüde. Ich bin Rap, HipHop, Pop und Rock – ich bin Musiker. Mein Potential als Sänger und Songwriter werde ich in Zukunft noch stärker ausschöpfen.

Dein neuer Style polarisiert, aber man kann dem Sound definitiv nicht vorwerfen, der übliche Einheitsbrei zu sein. Was macht den besonderen Sherry-Touch aus?

Was du als provokant beschreibst, ist meine kompromisslose Art, Emotionen zu transportieren. Ich nehme kein Blatt vor den Mund, um Gefühle zu beschreiben. Daher eskaliere ich in den Hooks teilweise komplett und singe in Kopfstimme. Das ist sehr expressionistisch. Auf Schweizerdeutsch über Liebe zu singen und zu rappen, ist sehr anspruchsvoll. Daher sagen die Menschen: «Songs wie «Ich bi do» oder «Schicksal» – das kann nur Sherry».

Ausser Lafa hast du keine anderen Features auf dem Album. Wo bleiben deine anderen Labelkollegen?

HSA und ich haben dieses Album einfach entstehen lassen. Es wäre kein Problem gewesen, Featuregäste zu finden, aber mein Album ist extrem persönlich geworden. Als HSA diesen einen Beat im Studio abgespielt hat, musste ich sofort an Lafa denken und wusste: Das ist ein Lafa-Sherry-Song. Es war wie Magie. Da ich mittlerweile schon lange keine Musik mehr veröffentlicht habe, wollte ich die Feature-Zahl geringhalten, um mehr von mir preiszugeben. Für mich ist es perfekt, so wie es ist. Aber ich möchte natürlich auch in Zukunft wieder Songs mit meinen Jungs machen.

Wie schätzt du die momentane Situation ein? Schadet der Corona-Lockdown deiner Kunst – oder werden sich die Menschen endlich mal wieder Zeit dafür nehmen, ein Album von A bis Z durchzuhören.

Ich persönlich nehme mir momentan mehr Zeit, um Alben am Stück durchzuhören und bin überzeugt, dass sich die Menschen zurzeit fokussierter mit Musik auseinandersetzen. Deshalb sind viele Menschen froh, dass ich ein Album herausbringe und sie sich tiefer damit beschäftigen können. Auch die Medienlandschaft, vor allem die Radios, schenken Schweizer Musik derzeit wieder mehr Aufmerksamkeit, was eine gute Entwicklung ist. Daher denke ich nicht, dass Corona meinem Album schadet. Ganz im Gegenteil: Ich hoffe, ich kann mit dem Album viele Menschen durch diese schwierige Zeit begleiten und mit Zuversicht erfüllen.

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