Weshalb die Schweiz keine Rap-Superstars will
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April
2020

Kolumne

Weshalb die Schweiz keine Rap-Superstars will

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Weshalb die Schweiz keine Rap-Superstars will

Weshalb die Schweiz keine Rap-Superstars will
Quelle:
Adrian Bretscher / Warner Music
Superstars haben in der Schweiz nichts verloren. Das führt dazu, dass erfolgreiche Rapper gerne einmal den Weg ins Ausland suchen.

Loredana und Monet192 hatten in den letzten zwei Wochen je einen Song in den Schweizer und den Deutschen Top 5 der Charts. Für Monet192 ist das ein neuer Peak, von Loredana erwartet man schon fast nichts anderes mehr.

Die zwei zählen im Moment zu den heissesten Schweizer Musik-Exporten, und trotzdem bleibt ihnen die Anerkennung der Schweizer, die sie eigentlich von Anfang an hätten unterstützen sollen, verwehrt. Das könnte daran liegen, dass die beiden sich wie waschechte Superstars verhalten. Loredana pedalt nicht auf dem Velo durch ihr Kaff, sondern posiert im Lambo. Statt College-Jacke trägt Monet192 eine kugelsichere Weste. Ihre Instagram-Profile sind keine Spielwiesen, sondern auf Hochglanz poliert.

«Loredana betont wiederholt, wie verbunden sie sich der Schweiz fühlt —nur leider die Schweiz sich nicht ihr.»

Und damit können wir Bünzlis nicht umgehen. Eine der grössten Stärken von Schweizer Künstlerinnen und Künstler ist die Nähe zum Publikum, die entsteht, wenn man ihnen in der Migros über den Weg läuft und auf jede Insta-DM eine Antwort erhält. Diese Nähe verfliegt ab einem bestimmten Fame-Level, die Musiker werden bald als abgehoben abgestempelt. Mit teuren Uhren und Autos zu flexen macht Stars in den Augen der Schweizer sofort unsympathisch.

«Wir mögen unsere Stars, wenn sie von der Büez jammern und die gleiche Barilla-Tomatensauce essen wie wir.»

Wir mögen unsere Stars, wenn sie von der Büez jammern und die gleiche Barilla-Tomatensauce essen wie wir. Wenn EffE auf der SMA-Bühne in eine Birne beisst, dann ist das ein Skandal, der drei Tage lang die Titelseiten der Printmedien speist. Auf den Bühnen unserer Käffli-Openairs wollen wir Sophie Hunger, Baschi oder Stephanie Heinzmann sehen – ein Act bodenständiger als der andere. Teure Videoshootings, Prada und Beats von Deutschlands begehrtesten Produzenten, das wäre für Herr und Frau Schweizer eine masslose Überforderung.

Ich finde das schade, denn Loredana ist zweifellos ein Superstar. Aber an den SMAs ist sie überrascht, dass sie nicht ausgebuht wird, als sie ihren Preis abholt, so wenig Liebe erfährt sie von ihren Landsleuten. So muss man auch verstehen, dass sie ihr Hochdeutsch bis auf ein SRF-Interview gnadenlos durchzieht, auch wenn sie in der Schweiz ist. Denn ihre Fanbase ist eindeutig in Deutschland. Natürlich lässt sich dort mehr Geld verdienen. Doch Loredana hat wiederholt betont, wie verbunden sie sich der Schweiz fühlt —nur leider die Schweiz sich nicht ihr.

Monet seinerseits bringt ein hervorragendes Package mit, um ein Star zu sein: Skills, Looks, Gesangsstimme, Attitude, Style, Humor und High-End-Productions an allen Ecken. Doch mit so viel Potenzial kommt ein zu grosser Teil unseres Landes nicht klar. Ihm fehlt der Support seiner Landsleute. Ausserhalb seiner Sickbaby-Gang hat Monet keinen einzigen Schweizer Feature-Gast auf seinen Songs. Und das trotz Anfängen in den Schweizer Clubs, Cypher-Abriss und LYRICS-Award.

«Best Breaking Act 2017»: Monet192 an den LYRICS Awards [Quelle: Moritz Keller]

An dieser Stelle muss ich noch Pronto erwähnen. Der Solothurner ist wahrscheinlich der Rapper mit dem grössten Stardom in der Schweiz. Trotz zunehmenden Moves ins Ausland und Verhalten eines Ami-Trappers wird er hierzulande weitgehend respektiert. Ich schätze die Ausnahme bestätigt die Regel.

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