Er hat eine der markantesten Stimmen im Deutschen Musikgeschäft, sein Song «Dieser Weg» führte die deutsche Nationalmannschaft zum Sommermärchen 2006 und auch mit der deutschen Hip-Hop-Szene ist er seit jeher tief verbunden: Die Rede ist vom 48-jährigen Soulsänger Xavier Naidoo. Er ist auch der Sänger, der DEM deutschen Hip-Hop-Song gegen Fremdenhass «Adriano (Letzte Warnung)» mit seiner Stimme den Stempel aufdrückte. Damals im Jahr 2001 tat er sich mit Grössen wie Torch, Denyo, Samy Deluxe, Afrob und anderen Musikern unter dem Namen Brothers Keepers zusammen, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Der Auslöser war damals die Tötung des aus Mosambik stammenden Alberto Adriano, der drei Neonazis zum Opfer fiel.
Seit der Veröffentlichung dieses Songs sind viele Jahre vergangen, dennoch könnte die Thematik in Zeiten des rechten Aufschwungs kaum aktueller sein. Dass Xavier Naidoo heutzutage nochmals so klar Stellung gegen Rechts bezieht, mutet jedoch eher unwahrscheinlich an. Vielmehr scheint es, als sei sein Wertekompass in den letzten Jahren ordentlich durcheinandergeraten. Seine Songs benutzte er in jüngster Vergangenheit immer wieder, um krude Verschwörungstheorien zu verbreiten, die sich im rechten politischen Spektrum verorten lassen. Im Song «Marionetten» der Söhne Mannheims – die sich heute von Naidoo distanzieren – aus dem Jahr 2017 setzte der Popstar zum Beispiel Volksvertreter zu Puppen herab, die sich von dunklen Mächten steuern lassen. Typische Sprachbilder aus dem Repertoire der Reichsbürger, die an eine neue Weltordnung glauben. Nachdem damals noch viele Branchenkollegen zu ihm hielten, scheint Naidoo nun eine Grenze überschritten zu haben.
In einem in den sozialen Medien verbreiteten Video singt Xavier Naidoo: «Ich habe fast alle Menschen lieb, aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt?» Dabei greift er fremdenfeindliche Stereotype auf, die sich gegen Migranten richten. Mittlerweile ist ein zweites Video aufgetaucht, in dem der Sänger die Klimabewegung um Greta Thunberg verunglimpft. Darin vergleicht er Fridays for Future mit dem Antichristen, da die Abkürzung schliesslich FFF laute. F ist der sechste Buchstabe des Alphabets, demnach stehe die Abkürzung für die Zahl 666. Eine durchaus abstruse Schlussfolgerung, die jedoch deutlich aufzeigt, wie sich Naidoo verrannt hat.
Auch in der deutschen Hip-Hop-Szene werfen Naidoos Aussagen hohe Wellen. In seiner Karriere sammelten sich einige Features mit Deutschrap-Grössen wie Xatar oder MoTrip an. Mit Kool Savas hat der Soulsänger aus Mannheim unter dem Namen Xavas sogar ein ganzes Album aufgenommen. Während KKS die Sache noch unkommentiert lässt, fällt die Reaktion bei anderen Rappern deutlich aus. Megaloh zum Beispiel fordert, dass Naidoo aus der Neuauflage von «Adriano», in der die beiden zusammen zu hören sind, entfernt wird.
Auch Chefket betonte, dass er in Zukunft nicht mehr mit Naidoo zusammenarbeiten werde. Rückenwind gibt es hingegen von Fler, der aufgrund seiner patriotischen Texte auch schon Nazi-Vorwürfe zu hören bekam.
Auch mit Schweizer Musikern arbeitete der Popsänger bereits zusammen. Mit Bligg nahm er das Lied «Spiegel» vom Album «Bart aber Herzlich» auf. Zudem ist er auf dem Track «Sternschnuppa» von Bucher & Schmid zu hören. Auch Soul-Star Seven hatte in Vergangenheit Kontakt mit Naidoo. Aus der Schweizer Community hat sich jedoch noch niemand zu den verschrobenen Anschauungen Naidoos geäussert.