Wie üblich hinkt die Schweizer Rap-Szene dem grossen Nachbarn Deutschland etwas hinterher. Doch dieses eine Mal wäre es vielleicht besser gewesen, wenn ein Kapitel der Rap-Geschichte direkt geskippt worden wäre. Youtube-Rap ist im Kommen. Davon zeugen zwei Videos, die in jüngster Zeit viral gingen.
Sie sind wieder da: Nachdem sie bereits Knackeboul zum Freestyle-Battle herausgefordert hatten, spannen die Comedians von UniGag und «Zwei am Morge» mit ihrem Homie «Schwiizchiste» zusammen, um kontemporären Rap aufs Korn zu nehmen. Das Video dazu sieht aus wie das Rework von Miami Yacines «Kokaina»: Fussball-Traineranzüge, Geld, Jogginghosen. Klar, der Beat ist schrottig, Autotune wird schlecht eingesetzt und die Punchlines sind nicht besonders smart. Das allerdings ist ja schliesslich auch Sinn und Zweck einer Persiflage. Und wenn wir ehrlich sind: den Song würde man auf «MODUS MIO» nicht einmal unbedingt skippen.
Marc Galaxy, der Stereotyp-Youtuber erster Güte, liefert sich ein Battle mit dem deutschen Youtube-«Star» Daniel Paris. Letzteren kennen einige vielleicht durch seine Reaction-Videos auf CH-Rap oder durch sein Feature mit Seppli MC – lol. Das besonders Besorgnis erregende an Galaxys Track: es ist schwer durchschaubar, ob das Ganze ein Joke ist oder ob er es ernst meint mit Rap. Wenn ja, dann behüte uns Gott.
Die Reaktionen zu Marc Galaxys Video zeigen: seine Fanbase ist begeistert und will mehr. Sein Song ist zwar (noch) nicht auf Spotify, aber der Sprung in den Playlisten-Kosmos wäre wohl ein Leichtes für den jungen Herren – verfügt er doch über eine treue und aktive Fan-Community, die seine Lieder zu Tode streamen würde.In Deutschland hat sich mittlerweile eine ziemlich grosse Youtube-Rap-Community gebildet. Waren die Grenzen früher noch messerscharf, als Künstler wie LIONT als Youtube-Pioniere Rap entdeckten, haben sie sich heute verwässert, wie beispielsweise der Fall Lil Lano oder der Erfolg von Mert zeigen.
In der Schweiz ist die HipHop-Community noch in fester Hand von Vollblutkünstlern, aber die Verheissung von schnellem Erfolg via Social Media scheint enorm. Wer wird als Erster schwach? Oder schaffen es Rapper, den Spiess umzudrehen, und durch witzigen Social-Media-Content ihre Musik zu pushen?Fürs Erste sind wir gespannt: den Song von UniGag und Schwiizchiste darf man bereits auf allen gängigen Streaming-Diensten geniessen. Ob weitere «Hits» dazu kommen? Ob sich Youtube-Rap im Schnellzugtempo einbürgert? Schreibt’s uns in die Kommis, Freunde.
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