Die momentane Lage gefährdet Existenzen. Kulturzentren, Künstler*innen und DJs werden alle tief getroffen von den Problemen, die diese Pandemie mit sich bringt. Wer sich vorrangig durch Events und Auftritte finanziert, für den sind abgesagte Events ein Schlag ins Gesicht. Yanik Stebler berichtet aus erster Hand: Als eine Person, die beruflich als A&R und DJ auftritt, weiss er genau, welche existenziellen Probleme eine solche wirtschaftliche Kulturrezession mit sich bringt.
Inwiefern äussert sich der aktuelle Notstand in deiner Arbeit?
Zuerst war natürlich vor allem der Live-Bereich betroffen. Alle Gigs wurden abgesagt oder verschoben. Dies hat einige unserer Künstler getroffen, aber auch mich persönlich als DJ. Nun kommen aber täglich weitere Hürden dazu. Videoshootings können nicht stattfinden, Promotermine werden abgesagt, usw. So werden nun auch Releasepläne durch die Krise beeinflusst.
«Eine generelle Lösung wie etwa in Frankreich gibt es in der Schweiz aber noch nicht.»
Sind Künstler*innen und Musikschaffende – analog zur Arbeitslosenversicherung – vor Lohnausfällen geschützt?
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Es kommt einerseits darauf an, wie sich der Künstler organisiert hat, ob er beispielsweise eine Einzelfirma oder eine GmbH gegründet hat, und andererseits kommt es auch darauf an, was für Verträge geschlossen wurden – dazu kommen einige weitere Faktoren. Eine generelle Lösung wie etwa in Frankreich gibt es in der Schweiz aber noch nicht. Ich bitte daher alle Musiker, ihre Gagenausfälle bei der SONART zu melden. Mehr Infos findet ihr hier.
Welche Möglichkeiten bleiben Musikschaffenden während eines Lockdowns?
Kreativ bleiben, neue Musik schreiben, Konzepte erarbeiten, an der Live-Show tüfteln, Stimmtraining – was auch immer. Einfach weiter machen und sich an die Regeln des BAGs halten. Den wegbrechenden Verdienst kann man dann vielleicht mit Streamingkonzerten, Merch-Verkauf oder anderen kreativen Ideen auffangen.
«Den wegbrechenden Verdienst kann man dann vielleicht mit Streamingkonzerten, Merch-Verkauf oder anderen kreativen Ideen auffangen.»
Was denkst du, sind die Auswirkungen für die Schweizer Urban-Szene, sollte sich das Verbot über 3-5 Monate erstrecken?
Leider gibt es ja nicht viele Acts der urbanen Szene, die aktiv touren. Die, die aber ihr Live-Game am Start haben, trifft es natürlich hart - vor allem, falls dann auch noch Openairs abgesagt werden. Welche Auswirkungen es sonst haben wird, ist schwer abzuschätzen. Ich persönlich glaube aber, dass durch die aktuelle Situation gerade sehr viel grossartige Kunst entsteht und die Entertainment-Branche im Herbst/Winter einen kleinen Boom erleben kann. Let’s see.
Darüber, ob das Openair Frauenfeld stattfinden kann, haben die Organisatoren gestern Abend gesprochen.
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