Ein nicht-getauftes Nummer-1-Album, keine Live-Shows, geschlossene Bars und eine menschenleere Hauptstadt. Wie bricht man als Rapper also aus dem tristen und langweiligen Alltag aus? Genau, man schliesst sich im Studio ein, besingt genau diesen Alltag, der seit knapp einem Jahr etwas eintöniger ist als noch zuvor, und trägt dabei, wenn man ganz vorbildlich ist, ganz Corona-konform sogar in der Booth eine Maske. So geschehen bei der Chlyklass. Das Resultat dieser Session: «Lunge», eine Single, die doch etwas überrascht.
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Überraschend ist dabei nicht nur das Release an sich. In klassischer US-Rapper-Manier droppten die Berner Urgesteine ihren Track ohne Vorankündigung. Viel mehr ist es das moderne Soundbild, das vielleicht den einen oder anderen eingefleischten Hörer etwas irritiert (zumindest den YouTube-Kommentaren nach zu urteilen). Denn Diens, Greis, Baze und Tiersch rappen nicht nur über einen zeitgenössischen Beat, dessen wabernder Bass sich im Ohr festsetzt, sie paaren in mit durchgängig AutoTune-verzerrten und fast monotonen Stimmen und Vortragsweisen. Das funktioniert insofern, dass sich der highlight-freie Alltag fast schon auf die Musik übertragt.