«Endlich wieder mal Einer, der den Zeitgeist trifft und der Zielgruppe von modernem Rap jenen Raum bietet, der ihr in der Schweiz noch viel zu wenig geboten wird», schrieben wir vor nicht mal einem Jahr über den jungen Murtener. Was seither passiert ist? So einiges: Das erste Album zusammen mit dem Netrum Records-Hausproduzenten ist das Debüt-Album erschienen - und es hagelte Lobeshymnen aus allen Ecken der Rap-Szene. Verdient, denn schon beim ersten richtigen Projekt wird auf ausgereiften Sound und konstante Qualität gesetzt. Cinnay ist dabei eines der vielversprechendsten Aushängeschilder der nachkommenden Rap-Generation. Nur wenige Schweizer Artists schaffen es, den Mindset der Gen. Z, Hartbreak-Stories, Moshpit-Bretter und jugendliche Zweifel derart gekonnt zu vertonen.
Bereits zum ersten Mixtape anno 2018 haben wir dem gerade mal 21-jährigen Künstler sein Talent attestiert.
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«Cloud-Rap-Fuckboy-Vibe», so betitelte unser Journalist im vergangenen Jahr noch die Soundsphären der 2001er-Jungs. Mit Tracks, die an wenig ausgereifte und produzierte Soundcloud-Meilensteine eines Yung Hurn erinnern und einem Auftreten, das sich vor allem durch ihre Vorlieben für Vintage-Designer-Stoffe, Zigarettenqualm und leichtzuhabende Frauen auszeichnete, lenkten NITROPABLO und AlexFly erste Aufmerksamkeit auf ihre Kunstfiguren. Ihrer Ästhetik, die wie eine artsy Mixtur aus Yung Lean, RIN und JONNY5 anmutet, sind sie weiter treu geblieben, den Sound haben sie um einige Levels emporgehoben: Die Beats sind saftiger und die Umsetzung klingt eigenständiger als ihr Debüt. «TURBO17» ist für Trap-Boys und -Girls definitiv ein guter (Noch-)Geheimtipp. Für einen baldigen Abbruch des Outputs bestehen keine Anzeichen, denn neue Singles sind bereits draussen.
Es könnte im Schweizer Rap fast keine grösseren Vorschusslorbeeren geben, als vom aktuell erfolgreichsten Strassenrapper einen Vertrag vorgelegt zu bekommen. «Trippy Adi», mit diesem Stichwort stösst man auf sechs Tracks, viele davon mit Kollaborationspartnern aus dem PS-Dunstkreis. Weiter findet man ein leergefegtes Soundcloud-Profil und einen inhaltslosen YouTube-Kanal. Richtig viel gibt’s deshalb noch nicht zu bewerten beim bilingualen Zürcher. Glaubt man aber den Worten von Labelchef Xen, wird noch Grosses kommen.
Sehr dunkel und bass-dominiert, empfiehlt sich ein weiterer Newcomer mit einer EP: DaHated zeigt auf «BLOCA» seine hässige Seite. So adaptiert er auf seinem ersten Projekt modernste Strömungen und Trenderscheinungen aus den Staaten. Es scheint, als wäre «HOLLYBRN» deutlich von Drill-Artists wie Pop Smoke inspiriert.
Neben den Schusswaffengeräuschen, dem drückenden Bass und Denglisch-Slang lässt DaHated auch sein Gespür für Melodien auf den brachialen Produktionen von Amos Joan (3Hunna6), Soda Goat und co. durchschimmern. Die Co-Signs von Nativ, The Youngest oder Superwak-Affiliate DeWolph zeigen: Die Szene vertraut auf diesen jungen Künstler.
Wer der alten Schule treu bleiben will, könnte in VEJNO seine Newcomer-Hoffnung finden. «Herisau Hills» heisst die Debüt-EP und ballert dem Hörer schon fast vergessene G-Funk-Beats und Boom bap-Bretter um die Ohren. Tupac-Samples, Lead-Synths wie zu Snoop Doggs Zeiten und eine gefühlte Tonne Weed präsentiert der aufstrebende Rapper aus der Ostschweiz den HipHop-Heads. Diggst auch du den Flavour von längst vergangenen Tagen?
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Morow hat 2019 erste Akzente gesetzt indem er seinen Trap-Entwurf auf Baslerdeutsch vorgelegt hat. Sein Album hat ihm gleiche eine Nomination für einen LYRICS-Award beschert. Auch wenn er die Auszeichnung für den «Best Breaking Act» nicht nach Hause nehmen konnte, wird man in Zukunft noch so einiges von Morow hören: Der Sound ist am Puls der Jugend, der Sound fresh und die Infrastruktur im Dritten Stock professionell.
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Steht uns mit LES eine neue, freshe Newcomerin bevor? Zugegeben: Die Ära «LES» hat noch nicht so richtig Fahrt aufgenommen, schliesslich hat man vom «Gwünnermami» erst eine Handvoll Tracks mitbekommen. Die Richtung scheint zu stimmen. Die Qualität ist da, Ambitionen auch, Hunger sowieso - nur eben am Output fehlt’s noch.
Bei Zezo gibt’s die geballte Strassen-Härte. Analog zu den Vorbildern aus Deutschland, baut sich auch der Winterthurer Newcomer sein Image rund ums Leben am Block, kleinkriminellen Geschäften und Gewalt auf. Die Mischung scheint aufzugehen: Die Klickzahlen steigen, die Follower supporten das Movement aus der Ostschweiz. Auch wenn die Routine noch etwas fehlt, Zezo ist ein Versprechen für die Zukunft.
Seit mehr als 6 Jahren feilt Belanga bereits an seinen Skills. Nachdem er im vergangenen Monat unsere Newcomer-Challenge «LYRICS-League» eingesackt hat, ist seine Message klar: Jetzt kommt der Angriff. Mit einigen Singles in petto, könnte Belanga 2020 erste Ausrufezeichen auf die Schweizer Rap-Karte setzen. Sein Rezept: Mit Conscious-Bars gemixt mit musikalischer Finesse wandelt der Berner auf den Pfaden seines Idols Ab Arel.
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Schafft es Nide, die Emo-Trap-Wave in der Schweiz zu etablieren? Arrogante Attitude, Macher-Ethos und whole lotta feelings: Nides Style lässt sich auf die Charakteristiken seiner Vorbilder ausserhalb der Landesgrenzen herunterbrechen. Wenn Nide auf Gitarren-Samples und einem Blister Pharmazeutika rappt, lässt sich feststellen, dass man punkto Songwriting auf einen Rohdiamanten gestossen sein könnte. Was nach dem Schleifen zum Vorschein kommt, wird uns Nide bald zeigen.
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Wird Beromünster bald zum kleinen Biettigheim-Bissingen? Mit Nide, den 2001-Jungs und dem Produzenten der beiden Parteien, Scito, stellt das 6’000-Seelendorf gerade einige Talente der New Wave. Wird die Wave über die Kantonsgrenzen rollen?