Liebe Festivalbesucher, bleibt humble!
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September
2019

Kolumne

Liebe Festivalbesucher, bleibt humble!

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Liebe Festivalbesucher, bleibt humble!

Luca Thoma
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Liebe Festivalbesucher, bleibt humble!
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Was die VIBEZ-Affäre mit dem OAFF-Bashing zu tun hat.

1, 2, 3... Shitstorm coming in: es hat mittlerweile fast schon Tradition. Jedes Mal, wenn das Openair Frauenfeld sein Line-Up updatet, hagelt es derart viel Frust und Beschwerden, als hätten sie Britney Spears an der Stelle von J. Cole gebucht.Einen Shitstorm bekam auch das VIBEZ-Festival – allerdings verdienterweise. Nachdem das Bieler Tagblatt aufdeckte, dass der angebliche Hauptsponsor «Emirates» nichts von seinem Glück wusste, folgte die systematische Dekonstruktion des aufgeblasenen Festivalprojekts. Was als Megaevent mit Stars wie Steve Aoki, Sean Paul oder Afrojack angekündigt wurde, endete als Trauerspiel im Regen.Auf den ersten Blick haben die beiden Vorfälle wenig miteinander zu tun. Blickt man jedoch genauer hin, findet man einen wichtigen Konnex: Die Erwartungshaltung an ein Schweizer Festival-Line-Up, die zunehmend absurde Züge annimmt.Das Openair Frauenfeld bucht einen Weltstar wie Future. Frustrierte Festivalbesucher zeigen sich unbeeindruckt und fragen stattdessen: «Wo bleiben Eminem, Jay-Z und Kendrick?»Leute, kommt mal runter. Ja, das Frauenfeld ist das grösste HipHop-Festival des Kontinents. Ja, das Ticket ist nicht ganz gratis. Ja, man «will etwas für sein Geld bekommen». Alles cool, aber wir schreiben das Jahr 2019. HipHop boomt wie kein anderes Genre, die Künstler werden bigger und bigger, die Preise und Ansprüche steigen ins Unermessliche. Ihr könnt euch sicher sein: Eminem hat letztes Jahr mit Sicherheit einiges mehr gekostet als noch 2010.

Da die Festivalmacher euch nicht 600 schlappe Franken für den Dreitagespass berechnen wollen, müssen sie richtig gute Organisations- und Booking-Skills an den Tag legen – und neben den GOATs halt auch einige Newcomer pushen. Nur mit dem Strom zu schwimmen und ausschliesslich Legenden zu feiern, ist nicht HipHop. Alle MCs, die das Frauenfeld gebucht hat, sind ausserordentlich gute Rapper, stechen durch ihren Character oder ihre Skills aus der Masse heraus – und wissen, wie man eine Bühne nach allen Regeln der Kunst abreisst. Wer braucht schon einen 50-Cent-Auftritt, bei dem man Curtis in einem Kilometer Entfernung auf den Riesenbildschirmen bewundern kann, wenn man bei OG Keemo in der ersten Reihe mitpogen kann. Einen realen HipHop-Moment findet man genau in diesen kleinen, verschwitzen, verrauchten Spots.Dieser «Immer-mehr-immer-höher»-Mindstate schürt völlig utopische Erwartungen und führt zu Luftschlössern wie dem VIBEZ. Wenn ihr weiterhin liebevoll und professionell organisierte Festivals wie das Frauenfeld besuchen wollt, seid doch bitte mal ein bisschen humble. Eminem kommt sicher wieder, aber tröstet euch doch mit einem der vielen CH-Acts. Ya heard.

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