Wie sich die neue Rap-Generation für die LGBT-Community stark macht
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Wie sich die neue Rap-Generation für die LGBT-Community stark macht

Damian Steffen
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Wie sich die neue Rap-Generation für die LGBT-Community stark macht
Quelle:
Das Geschlechterverständnis bröckelt. Mitunter sind dafür auch Rapper verantwortlich. Neben LGBT-Musiker*innen setzen sich auch heterosexuelle Rapper*innen für den Paradigmenwechsel ein – und das hat einen riesigen Impact.

Langsam verschwinden diskriminierende Wörter wie «faggot» und «gay» aus den Standard-Vokabularen der Rapper. Mit dieser Veränderung scheint auch die Urban-Community offener denn je geworden zu sein. Diese These bestätigen die Trends aus den letzten paar Jahren. Einige Beispiele gefällig?

Urban-Musiker*innen verstecken ihre Sexualität nicht mehr: Frank Ocean, Lil Peep, Tyler The Creator, Princess Nokia oder 070 Shake haben sich bereits vor Jahren dem heteronormativen Verständnis der harten Rap-Welt entsagt und stehen für eine neue Generation von Urban Music. Von der LGBT-Community zu Ikonen hochstilisiert, sind sie entscheidende Mitträger des Changes.

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«My guy pretty like a girl.» Bereits im Intro seines grössten Hits gibt Frank Ocean seine Sexualität offenkundig zur Kenntnis.

Dass LGBT-Rapper*innen für die LGBT-Community einstehen, dürfte logisch sein. Aber auch (vermeintlichen) Hetero-Rappern scheint das Aufweichen der Geschlechterverständnisse ein wachsendes Anliegen zu sein. Das beweisen uns einige der grössten Rap-Stars unserer Zeit.

[1] Bad Bunny

Willige Frauen, muskelbepackte Machos, Goldketten und eine erschlagende Ladung Pheromone in der Luft — so das weitläufige Klischee zu Latino-Sound. Nicht, dass man Reggaeton auf solche Stereotype beschränken sollte, aber Machismus muss man in diesen Soundgefilden nicht lange suchen. Dem Genre wird Sexismus nicht nur nachgesagt, sondern wissenschaftlich bewiesen. Studien sprechen von einer der frauenverachtendsten und gewaltverherrlichstenden Musikrichtungen überhaupt. In einer solchen männerdominierten Macho-Welt gegen die vorherrschende Marschrichtung zu laufen und mit Bildern und Texten zu arbeiten, die die Szene auf den Kopf stellen sollten, erfordert Mut. Mut, der sich auszahlt: Kaum ein Rekord hat der Latino-Musiker noch nicht gebrochen.

In seinen Texten kokettiert Bad Bunny mit Transsexualität, Bisexualität oder Fetischismus. Mal trägt er Frauenkleider, mal inszeniert er sich als Drag-Queen, mal mit Lack auf dem hautengen Latex-Dress, mal auf den Fingernägeln. Mit dieser weltoffenen Message trifft er genau den Nerv der Zeit und trägt die Werte in den Mainstream. Seine über 40 Millionen Spotify-Hörer scheint der Rapper von seinen Werten schon überzeugt zu haben. Die nächste Generation an Reggaeton-Artists wirkt sichtlich geprägt vom Puerto-Ricaner. So wirkt die Garde um Lary Over, Noriel und vielen mehr wie kleine Mini-Mes des Latin-Superstars.

Die Los Angeles Times titelt folgerichtig: «Bad Bunny broke every rule of Latin pop – and became its biggest and brightest star.»

[2] Young Thug

Auch wenn Thugger der selbsternannte «Straightest Man in the World» ist, so hat er doch in den vergangenen Jahren immer wieder die Diskussion um die Geschlechterfrage im Rap-Business eröffnet. Erinnerst du dich noch an den Aufschrei und die Proteste in 2016, als Young Thug für sein ikonisches Mixtape-Cover in ein Frauenkleid geschlüpft ist? Genau solche Aktionen provozieren Diskussionen und holen die Debatte um die sexuelle Entfaltung aus der Tabuisierung. Young Thug wechselt Geschlechter smoother als seine Flows und beweist damit: Genderfluidität ist mittlerweile auch im heteronormativen Rap angekommen.

… und der Einfluss ist fast unverkennbar: Kid Cudi trug bauchfrei auf der Coachella-Stage, Travis Scott sportete eine Céline-Bluse und A$AP Rocky setzte mit seiner Babuschka einen der prägendsten Fashion-Trends des letzten Jahres.

Eine Auswahl von Thuggers ikonischsten Outfits:

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[3] Jay Z

Aber nicht nur die neue Garde der HipHop-Acts setzt sich für eine Kursänderung ein. Auch aus der OG-Generation gibt es Bestrebungen. So hat auch Jay Z, der in Vergangenheit nie verlegen war, «Faggot» in seinen Texten einzubauen, seinen inneren Frieden mit der LGBT-Community gefunden. Seit dem Outing seiner Mutter scheint Jigga selbstreflektierter denn je. Auf dem grandiosen «4:44» rappt er:

«Mama had four kids, but she's a lesbian
Had to pretend so long that she's a thespian
Had to hide in the closet, so she medicate
Society shame and the pain was too much to take
Cried tears of joy when you fell in love
Don't matter to me if it's a him or her.»

Besser spät als nie: Jay Z gesteht sich vergangene Fehler ein und engagiert sich seither für die früher verschmähte Gruppierung ein. Für seinen Song «Smile» wurde die Rap-Ikone sogar mit dem Preis der LGBT-Organisation GLAAD geehrt.

[4] Lil Uzi Vert

Androgyn trifft ebenfalls auf Lil Uzi Vert zu. Mit seinem Kleidungsstil, seinem Social-Media-Auftritt, aber auch mit konkreten Statements bricht der Rap-Wirbelwind mit allen Tabus, die es zu brechen gibt. Seine Messages werden gehört: Nur wenige Rapper können von sich behaupten, einen solchen Hype ausgelöst zu haben. Sein «Eternal Atake» strich dieses Jahr die viertbeste Releasewoche in den USA aller Zeiten ein.

[5] Jaden Smith

Immer noch von vielen (zu unrecht) belächelt als der verwöhnte Sohn eines Hollywoodstars wird Jaden Smith mittlerweile als «genderqueer & LGBT Fashion Icon» betitelt. Er modelt für die Louis Vuitton-Frauenkollektion, führt eine eigen Fashion-Brand, die komplett ohne Geschlechtermerkmale auszukommen versucht, spielt Homo-Charaktere in Filmen, weint in Musik-Videos… «You just have to believe in yourself, you know. The world is going to keep bashing me for whatever I do and I'm going to keep not caring», begründet er sein Engagement.

Um dem Engagement der Rapper*innen gerecht zu werden, folgen hier noch die Honorable Mentions, die ihre Position als heterosexuelle Künstler nutzen, um Rollenbilder aufzubrechen und sexuelle Vielfältigkeit zu fördern: André3000, Nicki Minaj, A$AP Rocky, Kanye West, Swae Lee oder SahBabii.

Mehr zum Thema LGBT im Rap: 

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